Nidderau: 53 Prozent stimmen bei Umfrage für „klassischen“ Brunnen auf Windecker Marktplatz

Das Thema sorgte in den vergangenen Wochen für Aufregung, nun scheint ein Ergebnis festzustehen: Auf dem Windecker Marktplatz soll es wieder einen Brunnen geben. Dies zumindest ist das Ergebnis der Bürgerbefragung, die das Rathaus im Internet und per Papierformular vom 14. bis zum 28. November durchgeführt hat, um ein Stimmungsbild zu der Frage zu erhalten.
Nidderau – „Insgesamt 1795 vollständig ausgefüllte Fragebögen wurden digital und in Papierform abgegeben“, teilte Bürgermeister Andreas Bär am Mittwoch unserer Zeitung mit. Klarer Favorit ist demnach ein „Trog- beziehungsweise Künstlerbrunnen“ mit 949 oder 53 Prozent der Stimmen. Insbesondere die in der Umfrage vorgestellte Variante eines Natursteinbrunnens aus Kalkstein (704 Stimmen), gefolgt vom Dorfbrunnen Kahl am Main (400 Stimmen) hätten die Gunst der Umfrageteilnehmer gefunden.
Ein Fontänenfeld, wie es bereits auf dem Stadtplatz in der Neuen Mitte umgesetzt wurde, erhielt 547 beziehungsweise 30 Prozent der Stimmen. Vor allem diese moderne Variante eines „Wasserelements“ war beim Arbeitskreis Stadtgeschichte, den Heimatfreunden Windecken und offenbar vielen alteingesessenen Windeckern auf strikte Ablehnung gestoßen – unter anderem mit Verweis auf die Historie und identitätsstiftende Bedeutung des Marktplatzes, die sich auch in der Gestaltungssatzung für die Windecker Altstadt niederschlägt (siehe Infokasten).
1496 Menschen haben abgestimmt
Die Fragen zur Statistik der Teilnehmenden beantworteten 1177 Nidderauer und 45 Nicht-Nidderauer, davon 486 Windecker, 152 aus der Altstadt. 1022 der Teilnehmer halten sich den Angaben zufolge häufig bis regelmäßig auf dem Marktplatz auf, 204 seltener und elf Teilnehmer nie.
Bürgermeister Andreas Bär (SPD) und Erster Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) blicken positiv auf die Umfrage und ihr Ergebnis: „Der auf Anregung des Windecker Ortsbeirats gewählte Weg der Umfrage in der Bürgerschaft war bei dieser konkreten Thematik der richtige. Das Ergebnis ist für uns als Verwaltung Auftrag, geeignete Pläne für einen Brunnen auf dem Windecker Marktplatz zu entwickeln. Damit könnte die Neugestaltung des Marktplatzes, die eng mit der Bürgerschaft geplant und umgesetzt wurde, erfolgreich abgeschlossen werden. Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Teilnahme.“
Fontäne erstmals im März ins Gespräch gebracht
Die Entscheidung trifft am Ende jedoch das Stadtparlament. Die grundsätzliche Frage, ob zusätzlich oder statt eines Brunnens ein Fontänenfeld mit Wasserspiel installiert werden soll, hatten die Bauausschussmitglieder bereits am 14. März nach einem Ortstermin zur Marktplatzgestaltung gestreift. Die Möblierung solle minimal gehalten werden, um den Platz in seiner historischen Wirkung und in der Nutzung für Feste nicht zu sehr zu beeinträchtigen, so die einhellige Meinung damals. Ein Brunnen reiche an dieser Stelle aus. Allein Grünen-Vertreter Tim Koczkowiak, inzwischen Vorsitzender seiner Fraktion, hatte für ein Fontänenfeld plädiert, das sich in zunehmend heißen Sommern positiv auf das Mikroklima auswirke und den Platz kühle, da ja keine Bäume mehr vorgesehen seien.
Für viele Nidderauer kam der Vorschlag des Fontänenfelds jedoch überraschend. Historiker und Altstadtbewohner Erhard Bus etwa, der in der gerade veröffentlichten Ortschronik Windecken auch auf Bedeutung und Funktion der Brunnen im Lauf der Jahrhunderte eingeht, fühlt sich hinters Licht geführt. „In den Plänen und öffentlichen Präsentationen wurde immer von einem Brunnen ausgegangen“, so Bus gegenüber unserer Zeitung. „Bis 1910 waren die Altstadtbrunnen elementar für die Wasserversorgung der Bevölkerung. Eine Fontäne könnte einen Brunnen in seiner historischen Bedeutung und als gestalterisches Element nicht ersetzen. Der Marktplatz würde damit sein Attribut ‘historisch’ verlieren. Ich vermisse bei den Unterstützern dieses Vorschlags die Sensibilität für die Besonderheiten der Windecker Geschichte.“
Kritik an einheitlicher Möblierung
Und auch der Ausschussempfehlung für eine stadtweite einheitliche Möblierung, etwa die gleiche Gestaltung der Bänke, kann Bus nichts abgewinnen. „Es kann doch nicht sein, dass sich der Windecker Marktplatz in seiner Gestaltung der Neuen Mitte unterzuordnen hat.“
Übrigens: Auch Denkmalschützer Claus Bergmann, der die Sanierung des Marktplatzes für den Main-Kinzig-Kreis begleitet, findet einen Brunnen als gestalterisches Element in der Marktplatzachse „wünschenswert“. Ein zusätzliches Fontänenfeld, sofern es sich vom Platz her realisieren lasse, will er aber nicht kategorisch ausschließen. „Ein Brunnen muss zum Ort passen. Eine moderne Variante kann ich mir persönlich nicht vorstellen“, so Bergmann auf Anfrage unserer Zeitung. „Eine Entscheidung können wir aber erst treffen, wenn eine konkrete Planung vorliegt.“