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Nidderau: Ansätze für Wiederinbetriebnahme des Bahn-Haltepunkts Erbstadt–Kaichen bleiben vage

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Von: Jan-Otto Weber

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Der stillgelegte Haltepunkt Erbstadt–Kaichen soll nach Bestreben der Stadt Nidderau wieder in Betrieb genommen werden. Auch die Stadt Niddatal steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber.
Der stillgelegte Haltepunkt Erbstadt–Kaichen soll nach Bestreben der Stadt Nidderau wieder in Betrieb genommen werden. Auch die Stadt Niddatal steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. © Jan-Otto Weber

Eine Schranke versperrt den Schotterweg. Er führt von der Kreisstraße zwischen Erbstadt und Kaichen parallel zu den Schienen hinunter zum Bahnhofsgelände. Dort bedeckt Moos den teils asphaltierten, teils gepflasterten Boden. Das Haltestellen-Schild „Erbstadt–Kaichen“ rostet vor sich hin.

Nidderau – Die von Unkraut bewachsenen Treppenstufen der Fußgängerbrücke sind mit einem Gitter abgestellt. Ob die marode Überführung im Falle einer Reaktivierung des Haltepunkts noch nutzbar wäre oder abgerissen und neu gebaut werden müsste, scheint fragwürdig. Den Ansprüchen der Barrierefreiheit genügt sie ohnehin nicht.

Gut 25 Jahre ist es her, dass an diesem Haltepunkt Fahrgäste ein- und ausgestiegen sind. Vor allem Pendler und Schüler aus Erbstadt fuhren damals täglich nach Friedberg und Hanau. Doch offenbar zu wenige. Der Haltepunkt wurde stillgelegt. Und so rauscht die Linie RB 49 von Gießen kommend im Halbstundentakt an dem mit Graffiti beschmierten Gebäude vorbei und über die Kreisgrenze weiter nach Heldenbergen, Ostheim und über Bruchköbel nach Hanau Hauptbahnhof.

Nidderau verabschiedete Resolution

Für Nidderaus Bürgermeister Andreas Bär (SPD) ist dies kein zufriedenstellender Zustand. Und so hatte er schon im Wahlkampf im September 2020 gefordert, eine Wiederinbetriebnahme des Haltepunkts durch die Deutsche Bahn und den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) prüfen zu lassen. Die Stadtverordneten stimmten damals einer entsprechenden Resolution zu.

Bis auf die Höhe des Unkrauts auf dem Bahngelände hat sich aber seither nichts verändert. Doch angesichts der großen Klimadebatte rückt auch die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs mehr und mehr in den Blick. Zuletzt hatte vor allem der Beschluss zur Elektrifizierung der Niddertalbahn bis zum Jahr 2027 für Freude im Nidderauer Rathaus gesorgt. Und auch bezüglich der Strecke Hanau–Friedberg gibt es leisen Grund zur Hoffnung, wie Rüdiger Krenkel, Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig, im Gespräch mit unserer Redaktion andeutet.

Baumaßnahmen und Untersuchungen zu Schienenverkehr

„Grundsätzlich sind die Schienenverkehre im Rhein-Main-Gebiet in einem großen komplexen Rahmen zu betrachten“, erläutert Krenkel. „Mit dem viergleisigen Ausbau der Strecke Hanau–Gelnhausen sowie dem weiterführenden Trassenneubau bis Fulda werden wir Verbesserungen erreichen, die sich auf das gesamte deutsche Netz auswirken. Hinzu kommen die Nordmainische S-Bahn und die Niddertalbahn. Aber natürlich betrachten wir gemeinsam mit dem RMV, der Industrie- und Handelskammer, den Landkreisen und den Anrainerkommunen auch immer, welche Potenziale man auf anderen bestehenden Strecken noch heben kann. Da spielt neben Taktverdichtungen auch die Anzahl der Haltepunkte eine Rolle. In diesem ganzheitlichen Kontext laufen verschiedene verkehrliche Untersuchungen.“

Grundsätzlich kann Bär auch auf die Unterstützung von Niddataler Seite hoffen. Erst kürzlich traf er sich mit seinem Amtskollegen Michael Hahn (CDU) im Rathaus in Assenheim. Dabei sprachen sie auch über den Bau einer Radwegeverbindung zwischen den Niddataler Stadtteilen Kaichen und Bönstadt. Denn eine solche Vernetzung könnte auch die Aussichten für den Bahnhaltepunkt erhöhen. Nidderau hat seine Hausaufgaben mit einem Rad- und Fußweg von Erbstadt her bis zum Bahnhaltepunkt an der Kreisgrenze bereits gemacht.

Wetteraukreis setzt bei Radwegen andere Priorität

Auf Wetterauer Seite kann der Radwegeausbau jedoch noch dauern. So müsste im Rahmen eines Umlegungsverfahrens zunächst eine Trasse geschaffen werden. Die Kreisverwaltung in Friedberg konzentriert sich in puncto Radwegeausbau aktuell jedoch voll auf den geplanten Radschnellweg durch die Wetterau bis nach Frankfurt. Der Ausbau von Radwegen in Niddatal hätte im Radverkehrsplan momentan keine Priorität, wie ein Sprecher des Wetteraukreises auf Anfrage sagt.

Derzeit bleibt Erbstädter Pendlern und Schülern also nur die Hoffnung, dass eine mögliche Reaktivierung des Haltepunkts Erbstadt–Kaichen und eine entsprechende verkehrliche Anbindung über die Kreisgrenzen hinweg keine weiteren 25 Jahre dauern wird. (Von Jan-Otto Weber)

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