Nidderau: Anwohner stellen im Ausschuss kritische Fragen zu Mühlberg-Projekt

Heftige Diskussionen löste das Wohnbauprojekt Mühlberg in Windecken bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Klimaschutz aus. Beteiligt daran waren nicht nur die Ausschussmitglieder, sondern auch zahlreiche Bürger, die sich nach Aufruf einer Anwohner-Initiative zur Sitzung im Familienzentrum eingefunden hatten.
Nidderau – Dazu kamen noch die Mitglieder der beiden Ortsbeiräte Windecken und Heldenbergen und der Verwaltung. Am Ende fehlten sogar Sitzplätze für alle. Doch worum ging es in der Sitzung? Auf der Tagesordnung war nachträglich der Punkt „Vergabe Grundstücksverkauf Mühlberg“ hinzugefügt worden. Dazu war Thomas Neisemeyer als Geschäftsführer von „die hypotheker KG“ aus Hanau in den Ausschuss eingeladen, die das Grundstück erwerben möchte. Die „LGS Wohnen GmbH“ aus Hanau, deren Geschäftsführer Neisemeyer ebenfalls ist, soll dann das Grundstück bebauen.

Wie der Unternehmer erläuterte, sehen die vorläufigen Pläne zwei Wohnblocks mit jeweils zehn Einheiten vor. Die insgesamt also 20 Wohnungen haben zwischen zwei und vier Zimmern und sind etwa zwischen 40 und 86 Quadratmetern groß. Zur Frage nach der zukünftigen Miethöhe hatte Neisemeyer auf den geltenden Mietspiegel und die prozentualen Abweichungen für die einzelnen Wohnformen verwiesen. Weil seine Firma das Objekt nicht nur bauen, sondern es auch in seinem Bestand behalten wolle, sei man jedenfalls an einer dauerhaften Lösung interessiert.
Bislang nur grobe Skizze
Neisemeyer machte aber deutlich, dass alles noch offen sei. „Bisher handelt es sich lediglich um eine erste grobe Skizze, angelehnt an ähnliche Projekte in Schöneck und Langenselbold, und noch um keine exakte Kostenberechnung. Die können wir erst anstellen, wenn wir den Zuschlag erhalten und mit den aktuellen Zahlen auf dem Bausektor rechnen können“, so Neisemeyer.
Die Stadtverordneten hatten den Investoren in einem Bieterverfahren zur Vorgabe gemacht, das 1811 Quadratmeter große Grundstück am Rande von Windecken in Richtung Ostheim für dringend benötigten Wohnraum mit etwa einem Drittel öffentlich gefördertem Wohnungsbau, einem Drittel preisgünstigem Wohnen und einem Drittel frei finanziertem Wohnen zu entwickeln.
Bürgermeister: Bieterverfahren ist abgeschlossen
„Die Ausschreibung beziehungsweise das Bieterverfahren ist abgeschlossen“, teilte Bürgermeister Andreas Bär (SPD) im Nachgang der Sitzung am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion mit. „Herr Neisemeyer hat den einzigen aus Sicht der Verwaltung geeigneten Vorschlag abgegeben, den er nun im Ausschuss vorstellte. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung Anfang Februar soll laut Plan die Vergabe beziehungsweise der Verkauf des Grundstücks an dessen Unternehmen beschlossen werden.“
Die Anwohner, die schon vor vier Jahren eine Initiative starteten, hatten zahlreiche Fragen zu dem Projekt. Vor allem sorgten sich einige um die Bauweise und die Belegung der Wohnungen. Im Vorfeld hatte es auf Facebook eine Diskussion zu dem Thema gegeben, unter anderem aufgrund eines Antrags der Freien Wähler vom vergangenen Jahr. Darin heißt es: „Für den Fall, dass sich für das Grundstück am Mühlberg kein Bieter findet, wird das Grundstück kurzfristig in nachhaltiger Modulbauweise mit einem Bauvorhaben für den öffentlich geförderten Wohnungsbau in Eigenregie bebaut.“ In der Begründung führten die Freien Wähler weiter aus: „Die Modulbauweise bietet die Möglichkeit, kurzfristig Wohnraum zu generieren, und ist im Gegensatz zu Containern nachhaltiger und über einen weitaus längeren Zeitraum und damit auch für den öffentlich geförderten Wohnungsbau nutzbar.“
Vorab Debatte auf Facebook
Der Dringlichkeitsantrag war seinerzeit von der rot-grünen Mehrheit abgelehnt worden. Doch das Stichwort Container blieb hängen und wurde offenbar missverstanden, weshalb einige der Anwohner am Montagabend Sorgen äußerten. „Wir haben große Angst, dass durch die Flüchtlinge unsere Wohngegend an Wert verliert“, meinte eine Anwohnerin erregt und erhielt dafür Zustimmung.
Bauamtsleiter Bernd Dassinger erklärte daraufhin, dass nur etwa ein Drittel der 20 Wohnungen für bereits anerkannte Geflüchtete oder andere Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, vorgesehen sei. (Jürgen W. Niehoff und Jan-Otto Weber)