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Nidderau: Bernd Dassinger leitet seit Januar das städtische Bauamt

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Von: Jan-Otto Weber

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Das grüne Band in der Neuen Mitte ist für den neuen Nidderauer Bauamtsleiter Bernd Dassinger ein gelungenes Beispiel für eine nachhaltige Stadtplanung.
Das grüne Band in der Neuen Mitte ist für den neuen Nidderauer Bauamtsleiter Bernd Dassinger ein gelungenes Beispiel für eine nachhaltige Stadtplanung. © Jan-Otto Weber

Bernd Dassinger ist ein freundlicher und tierlieber Mann. Das scheint auch die streunende Katze zu spüren, die sich gleich zu Beginn unseres Gesprächs im Biergarten am Nidderauer Stadtplatz zu ihm auf die Bank gesellt und sich an ihn schmiegt.

Nidderau – Der neue Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauwesen im Nidderauer Rathaus lässt sich nicht betteln und folgt der Aufforderung – „obwohl ich gegen Katzenhaare allergisch bin“, wie er verrät. Der 50-Jährige ist glücklich verheiratet, hat zwei Töchter, fährt gern Fahrrad, war bis vor Kurzem Vorsitzender des Gesangvereins Frohsinn in seinem Wohnort Klein-Krotzenburg und sogar schon einmal Fastnachtsprinz.

Dass er seit Januar das Bauamt im Nidderauer Rathaus leitet, bedeutet für ihn einen Karriereschritt. Zwar hat er in der immerhin 15.000-Einwohner-Gemeinde Freigericht bereits acht Jahre Erfahrung auf dieser Position gesammelt, aber in der Verwaltung einer Stadt mit 20.000 Einwohnern mit derart vielen Projekten zu arbeiten, das sei schon eine Herausforderung, die ihn gereizt habe.

Karriereschritt von Freigericht nach Nidderau

Nach einem halben Jahr Tätigkeit in Nidderau habe er schon Vieles kennenlernen und erfahren dürfen, resümiert Dassinger. Dabei dürfte ihm aufgefallen sein, dass es bei politischen Debatten auch mal heftig werden kann. Doch der neue Bauamtsleiter bleibt diplomatisch. Er sehe Möglichkeiten, Veränderungen herbeizuführen, sagt er. Bei allen Streitigkeiten in Gremien und Sitzungen sei er stets bestrebt, die Stadt voranzubringen. „Jeder hat doch das gleiche Ziel und will das beste Beste für die Stadt“, meint Dassinger. Dafür seien konstruktive Diskussionen zielführend.

Für ihn als Außenstehender sei Nidderau immer vorbildhaft gewesen. Zu seinem Vorgänger Steffen Schomburg, der in die Kreisverwaltung gewechselt ist, hatte er über die gemeinsame Tätigkeit als Bauamtsleiter Kontakt. Die Entwicklung der neuen Stadtmitte mit ihrem grünen Band, die Renaturierung der Nidder oder die jetzt diskutierte Querung der Aue, die das Zentrum für Fußgänger und Radfahrer mit dem Bahnhof verbinden soll – „das sind tolle Projekte, die die Natur und die Verkehrswende mitdenken und Wert auf Wohnqualität für die Menschen legen“, findet der 50-Jährige.

„Gut bestellter Acker“ in Nidderau

Stadtplanung sei für ihn eine Aufgabe, in die er viel Herzblut hineinlege. „Ich frage mich dabei: Für wen plane ich? Man kann in gewisser Weise wie ein Künstler etwas gestalten.“ Insofern sei es ihm auch nicht leicht gefallen, Freigericht und die dort laufenden Projekte zu verlassen. „Man ist ja nie fertig“, sagt der Fachbereichsleiter. „Aber ich komme hier in Nidderau auf einen sehr gut bestellten Acker.“

Eigentlich wollte Bernd Dassinger Bauleiter werden. Nach seinem Abitur am Franziskanergymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg und dem Wehrdienst, studierte der Hainstädter an der Fachhochschule Darmstadt Baubetrieb. Noch vor Abschluss seines Studiums hatte er seine erste Anstellung bei einem Industrie- und Hochbauunternehmen im unterfränkischen Elsenfeld.

Seit 20 Jahren in Verwaltung tätig

Danach war er als Bauleiter in einem Straßenbauunternehmen tätig, bis sich vor 20 Jahren schließlich eine Stelle im Rathaus seiner Heimatgemeinde Hainburg ergab. „Ein Arbeitsplatz direkt am Wohnort, das war damals schon verlockend“, erklärt er seinen Wechsel in die Verwaltung. Vor acht Jahren folgte dann der Schritt auf die Bauamtsleiterstelle in Freigericht. Und nun eben Nidderau.

„Es hat Vorteile, wenn man nicht in der Kommune arbeitet, in der man lebt“, sagt Dassinger, der seit seiner Heirat 1999 in Klein-Krotzenburg zuhause ist. „Der Abstand ist wichtig – so kann man die Probleme der Arbeit oder auch im Privaten auf dem Weg lassen.“

Er schätze zwar die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens, von Homeoffice und Online-Meetings, die während der Corona-Pandemie einen Schub erfahren haben. „Aber Stadtplanung muss vor Ort bei den Menschen stattfinden“, sagt er.

Bauplanung kaum noch kalkulierbar

Doch bei aller Leidenschaft für den Beruf, erschweren auch ihm die aktuellen Umstände durch den Krieg in der Ukraine die Arbeit. „Einfach ist Bauleitplanung ja schon lange nicht mehr“, sagt er mit Blick auf die langwierigen Verfahrensabläufe mit Prüfungen und Gutachten von Archäologie bis Umwelt. Hinzu komme, dass der Boden als knappes wirtschaftliches Gut einen sehr verantwortungsvollen Umgang fordere.

Zusätzlich seien nun durch die aktuellen Krisen in der Welt, die gestörte Lieferketten, Rohstoffmangel und Inflation mit sich bringen, Bauvorhaben kaum noch kalkulierbar. Schon durch den Bauboom vor Corona habe man mit einer Teuerungsrate von etwa zehn Prozent im Jahr rechnen müssen. Das sei wenigstens ein Anhaltspunkt gewesen. „Heute stimmen die Zahlen von der Planung bis zur Genehmigung überhaupt nicht mehr. Nicht nur die Energiepreise sind explodiert. Auch die Entsorgung von Erdaushub auf Deponien ist beispielsweise unheimlich teuer geworden.“

Unter diesen Problemen würden ebenfalls die Handwerksfirmen leiden. Zudem herrsche Fachkräftemangel. „Beim Kita-Anbau in Eichen schreiben wir manche Gewerke gerade zum dritten Mal aus, weil Firmen abspringen oder sich erst gar keiner bewirbt. Das kannten wir bisher so nicht.“

Zehn Jahre lang Vorsitzender von Gesangverein

Um sich seinen neuen Aufgaben stärker widmen zu können, hat Dassinger im Frühjahr den Vorsitz beim Gesangverein Frohsinn in Klein-Krotzenburg nach zehn Jahren abgegeben. „Die Corona-Zeit mit ständig wechselnden Hygienekonzepten und Zwangspausen, nach denen man die Leute immer wieder neu motivieren musste, war schon aufreibend“, erklärt der zweite Tenor.

Dem Singen will er jedoch treu bleiben, auch bei den „Hofsängern“, die nach Vorbild der Mainzer Fastnacht in der närrischen Jahreszeit ihre Auftritte mit politischen und unterhaltenden Liedern haben. Schon sein Vater sei als echter „Sellestädter“ in der Hochburg Seligenstadt aktiv gewesen.

2017 Fastnachtsprinz in Klein-Krotzenburg

Er selbst habe bereits als Kind getanzt und in der Bütt gestanden. Heute sitzt er als einer der „Elfer“ im Elferrat den Fastnachtssitzungen vor. Und so ergab es sich in der Kampagne 2017, dass der Bauingenieur als Prinz Bernd II. gemeinsam mit einer jungen Modedesignerin als Prinzessin an seiner Seite die Klein-Krotzenburger Narren regierte. „Dabei stehe ich gar nicht so gern in der ersten Reihe“, gesteht Bernd Dassinger. (Von Jan-Otto Weber)

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