Nidderau: „Bertha“- und Musikschüler machen Willi-Salzmann-Halle zum Wunderland

Ganz großes Kino. Hervorragende Leistung. Da stimmte alles: von der Spielfreude über den Zusammenhalt, bis hin zu den philosophischen Weisheiten des Stückes. Nach der Eingangsfrage „Kennt ihr schon die Geschichte von Alice?“ drehte sich der auf der Bühne aufgestellte Wegweiser auf Richtung Abenteuer, und jeder Zuschauer wurde zu Alice mit eigener imaginärer Krone.
Nidderau – Harald Klose, Schulleiter der Bertha-von-Suttner-Schule, berichtete, dass die Schule in den letzten Sommerferien die Mitteilung erhalten habe, dass das Land Hessen das Programm „Löwenstark“ aufgelegt hat. Schulen sollten so die Möglichkeit erhalten, coronabedingte Defizite und entstandene Lücken aufzuholen. Eine der Möglichkeiten sei ein kulturelles Angebot gewesen.
„Bei kulturellen Angeboten an einer Kulturschule in Kooperation mit der Musikschule haben sich beide zusammengeschlossen und sich mit Vertretern der Profile Musik, Theater, Sprache, Kunst und Darstellendem Spiel zusammengesetzt. Ich dachte ursprünglich an ein Märchen“, sagte Klose. Doch die Entscheidung fiel zugunsten von „Alice im Wunderland“. Daraus wurde „Bertha im Wunderland“. Christoph Möller, Leiter der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden, erklärte, dass zunächst ein Regisseur gesucht worden sei. Die Fördergelder von Löwenstark flössen an die Musikschule, die die Hoheit des Projektes übernommen hatte.
Proben liefen seit Oktober
Gesangpädagogin Cornelia Sander, die Kinderregietheater in Wien studiert hat, war sofort Feuer und Flamme, die Regie zu übernehmen. Die ersten Überlegungen und Planungen fanden bereits im September statt. Konkret eingestiegen sind die „Bertha“ und die Musikschule im Oktober.
Es gab zwei Besetzungen, bei insgesamt fünf Vorstellungen. Zu den drei Schülervorstellungen vormittags wurden auch Grundschulen eingeladen. So waren der vierte Jahrgang der Kurt-Schumacher-Schule sowie der vierte Jahrgang der Albert-Schweitzer-Schule bei einer Vorstellung präsent.
Je 170 Plätze standen zur Verfügung. Die Akteure des Musiktheaterprojekts kommen laut Klose überwiegend aus den Jahrgangsstufen fünf und sechs. Es habe sich angeboten, auch Mitschüler einzuladen. Zu den Mitwirkenden zählte auch die Orchester AG der Musikschule. Die Grundidee sei gewesen, nicht mit vielen einzelnen Akteuren Verträge zu machen, weil das sehr aufwändig sei. Es habe sich angeboten die bestehende Kooperation zu nutzen und einen Vertrag mit der Musikschule zu machen.
Enge Kooperation von Musikschule und Suttner-Schule
Die Regieführung und Inszenierung habe bei der Musikschule gelegen, und Kollegen der „Bertha“ unterstützten beim Bühnenbau und der Tanz AG. Die Schüler übten aus verschiedenen Klassen immer mittwochs zum Konferenztag.
Die Vorlage zum Stück hat Chris Goy geschrieben, vom Freien Theater Wachenbuchen. Er hatte „Alice im Wunderland“ inszeniert. Helene Schad-Godzillas von der Musikschule spielte ebenfalls mit. Sie hatte angefragt, ob es möglich sei, das Stück von Goy als Grundlage zu bekommen und es etwas umzugestalten. „Bertha im Wunderland“ war geboren.

Knapp 30 Darsteller, die spielen und tanzen, zehn Techniker, 30 Orchestermusiker und 25 Schüler eines Wahlpflicht-Kurses als Bühnenbildner plus einer fünften Klasse mit ebenfalls 25 Schülern, wirkten am Bühnenbau mit. Diese erstreckte sich in der Willi-Salzmann-Halle über drei verschiedene Standorte.
Schüler auf, vor und hinter der Bühne aktiv
Trotz Hitzewelle arbeiteten die Schüler auf freiwilliger Basis. Mit den Orchesterklassen besteht seit langem eine beständige Kooperation, auch im Bereich der Bandarbeit. Im Rahmen des Projektes läuft auch die Doppelbesetzung in den Orchesterklassen als weitere Zusammenarbeit.
„Das komplette Projekt wurde von Schülern gemacht. Auch am Mischpult sitzen Schüler“, sagt Möller. Nach der Corona-Durststrecke seien alle wieder kreativ. Den Akteuren habe es großen Spaß gemacht. Sie seien über sich hinausgewachsen und zeigten in solchen Projekten bisher nicht bekannte Facetten von sich, sagt Sander. Die Kollegen der Theaterklassen hätten eine sehr gute Arbeit gemacht.

Fantasievolle Umsetzung mit Tiefgang
„Das Stück hat uns viele Weisheiten mit auf den Weg gegeben. So sollen wir von den Kindern lernen, Mut haben zur Verwandlung und jeden Tag zu einem besonderen Tag machen. Am besten hat mir gefallen, dass ihr das alles zusammen gemacht habt“, sagte Klose. Viel theaterpädagogische Arbeit habe zu dem tollen Endprodukt eines langen Prozesses geführt. Viele Kollegen der „Bertha“ seien beteiligt gewesen. Auch sie spendeten viel Applaus für eine Inszenierung, die lebhaft und originell gestaltet war, mit bunten Farben auf großen Leinwänden, einer temperamentvollen Königin, einem Löffelarium oder einer Raupe, die einen Tag vor den hessischen Sommerferien Honig-Cocktails schlürfte. Zudem fuhr ein Pfau auf dem Fahrrad durch den Zuschauerraum. (Von Georgia Lori)