Nidderau: Concordia Eichen nimmt Abschied von Ehrenmitglied Hubert Thorwald Reuter

„Es sollte bei einer akademischen Feier zum 180. Jubiläum der Concordia eine feierliche Übergabe des Dirigentenstabs von Hubert Thorwald Reuter an seinen Nachfolger geben“, schreibt der Gesangverein Concordia Eichen in einer Mitteilung zum Tod des weithin bekannten Musikers und Kommunalpolitikers. „Doch es sollte anders kommen.“
Nidderau – Unerwartet verstarb der Dirigent und Chorleiter am Mittwoch, 16. März, eine Woche nach seinem 66. Geburtstag und bevor das Festjahr der Concordia überhaupt begonnen hatte, nach einer kurzen, schweren Krankheit. „32 Jahre – sein halbes Leben – hatte er den Verein und die musikalische Entwicklung der Concordia geprägt“, so der Verein. 1989 hatte der Vorstand den „quirligen und inspirierenden“ 33-jährigen Chorleiter für den Männergesangverein engagiert, so die Concordia weiter. Es folgte „ein Paradigmenwechsel“ im Männerchor.
„Mit seinen Fachkenntnissen, die das ehemalige Mitglied eines Knabenchors, späterer Schüler der Frankfurter Chorleiterschule und Student bei renommierten internationalen Dirigenten, erworben hatte, setzte er neue Schwerpunkte. Er nutzte seine vielfältigen Kontakte zu Menschen aus der internationalen Chorszene und brachte diese mit der Concordia zusammen.“
Internationale Freundschaften und Konzertreisen
Stolz sei Reuter auf seine innige Freundschaft mit dem Prager Chordirigenten und Musikpädagogen Professor Miroslav Kosler gewesen, dem er bei der Leitung des Prager Männerchores assistierte. 2003 reiste die Concordia nach Prag und gab dort gemeinsam mit dem Vocalensemble Prag ein Konzert in der Salvatorkirche. Der Singkreis Porcia aus Spittal an der Drau mit seinem Dirigenten Professor Hellmuth Drewes gastierte im Saalbau Schmid und brachte einen Hauch vom Flair des Internationalen Chorwettbewerbs nach Eichen. Kurze Zeit später fuhr der Verein zu einem Gegenbesuch nach Kärnten.
„Ich könnte mit meinen Aufzählungen so fortfahren. Mein lieber Mann, wenn ich an diese Zeit denke, mit all den Einladungen zum Besuch von Liederabenden bei befreundeten Chören“, berichtet Norbert Laubach, ehemaliger Vorsitzender des Vereins. „Mit Hubert zusammen haben wir unvergessliche Chorerfahrungen gesammelt. Er hat uns mit seinem Enthusiasmus die Faszination Chormusik vermittelt.“
Meilenstein war Gründung des gemischten Chores 2006
Ein deutlicher Meilenstein in der Geschichte der Concordia bedeutete 2006 die Gründung des gemischten Chores. Der Männerchor konnte auf verschiedenen Wettbewerben mit beachtlichen Ergebnissen glänzen. Der gemischte Chor unternahm Konzertreisen. „Ein erhabenes Erlebnis war beispielsweise die Mitgestaltung der Messe in der Basilika St. Anna in Altötting“, resümiert Romy Nickel, Sprecherin des gemischten Chores. Hubert Reuter war mit dem Verein so eng verflochten, dass er zum Ehrenmitglied der Concordia ernannt wurde.
„Sein Engagement, seine kreativen Ideen und seine Hartnäckigkeit haben uns immer vorangebracht. Unermüdlich forderte er uns, wollte Qualität. Unterhaltungsmusik war nicht sein Ding“, erzählt Susanne Jordan, Kassiererin des Vereins. „Er hat besonders diejenigen inspiriert, die an ihrer persönlichen musikalischen Fortentwicklung interessiert waren.“
Pandemie und Erkrankung machen Pläne zunichte
Die Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren beutelte auch die Concordia. Singstunden mussten monatelang ausfallen, temporär fanden Proben mit einigen wenigen Sängerinnen und Sängern im Freien statt. Die Rahmenbedingungen für Chorgesang waren denkbar ungeeignet. Doch Hubert Reuter behielt seinen Mut und entwickelte immer wieder neue Pläne für die Zeit danach. Aber mitten in der Pandemie wurde er krank und übergab seinen Job in die Hände eines geschätzten jungen Chorleiters. „Die Zeit danach gibt es für die Concordia mit Hubert Reuter nicht mehr“, schreibt der Verein. „Wir sind tief betroffen und sehr traurig. Hubert hinterlässt eine Lücke, die wir nun nicht mehr schließen können.“
Reuters Tod trifft in der gesamten Region auf große Anteilnahme. (jow)