1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Nidderau

Drehleiter der Feuerwehr Nidderau verschleißt zunehmend: „Frau Antje“ reif für die Rente

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jan-Otto Weber

Kommentare

Wegen seiner niederländischen Herkunft wird das Drehleiterfahrzeug „DLK23–12CC“ von den Nidderauer Kameraden schlicht „Frau Antje“ genannt. 
ARCHIV
Wegen seiner niederländischen Herkunft wird das Drehleiterfahrzeug „DLK23–12CC“ von den Nidderauer Kameraden schlicht „Frau Antje“ genannt. © Rainer Habermann (Archiv)

Groß war die Freude bei den Kameraden in Nidderau als vor zweieinhalb Jahren ihre „Frau Antje“ generalüberholt wieder auf dem Hof vor dem Feuerwehrgerätehaus in Windecken stand. Über ein Jahr hatten sie auf die Fertigstellung der Reparatur des Fahrzeugs in einer Spezial-Werkstatt in Kandel (Rheinland-Pfalz) gewartet. Denn die Drehleiter „DLK23–12CC“, die von 1993 bis zum Ankauf 2014 in Diensten einer niederländischen Berufsfeuerwehr gestanden hatte (daher auch der Spitzname), wies einigen Verschleiß auf.

Nidderau – Nun bringt die SPD-Fraktion gemeinsam mit den Grünen das Thema wieder auf die Tagesordnung – und zwar in Form eines Antrags für die kommende Stadtverordnetenversammlung am 26. November. „Aktive der Nidderauer Wehren sprachen mich auf die Notwendigkeit einer neuen Drehleiter an, da die momentane aufgrund ihres Alters häufig defekt ist“, schreibt der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Bär in einer Pressemitteilung. „Daher wollen wir den Magistrat beauftragen, zusammen mit der Stadtbrandinspektion in Verhandlungen mit dem Kreis und der Kreisbrandinspektion zu treten, mit dem Ziel, eine neue Drehleiter mit Korb (DLK) für den Standort Nidderau zu erwerben.“

Ergänzend sollten laut Antrag auch die Gemeinden Schöneck und Hammersbach mit ins Boot geholt werden „für eine mögliche Beteiligung an den Anschaffungskosten von rund 800 000 Euro“. Tatsächlich ist die Drehleiter in Nidderau stationiert, um Schöneck sowie Hammersbach und bei Bedarf auch weitere Teile des Main-Kinzig-Kreises mitabzudecken.

Für Reparaturen kommen nur wenige Spezial-Werkstätten infrage

Stadtbrandinspektor Christopher Leidner hatte bereits zu seinem Amtsantritt im Februar als eine der anstehenden Aufgaben benannt, dass für die Drehleiter am Standort Windecken rechtzeitig ein Nachfolgefahrzeug in Planung gehen müsse. „Ein Fahrzeug kann man nicht von heute auf morgen anschaffen“, bekräftigte Leidner diese Woche, „der Prozess kann Jahre dauern.“

Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) verweist bei der Frage nach der Dringlichkeit eines neuen Fahrzeugs auf Kreisbrandinspektor (KBI) Markus Busanni. „Dass es immer mal wieder Probleme mit den Leitern gibt, wissen wir natürlich schon“, räumt der KBI gegenüber dem HA ein, „immerhin ist das Fahrzeug Baujahr 1993, da geht auch mal was kaputt.“ Die jeweiligen Reparaturen seien aufwändig, da nur wenige Spezial-Werkstätten bundesweit dafür infrage kämen und auch die Ersatzteile rar seien.

Feuerwehr Nidderau: Neu-Anschaffung könnte mehrere Jahre dauern

„Mittelfristig müssen wir uns Gedanken über eine Neuanschaffung machen“, so Busanni. Es seien Anträge auf Förderungen zu stellen, das Fahrzeug müsse für die Prioritätenliste angemeldet werden, die Ausstattung des Fahrzeugs müsse festgelegt werden, die Anschaffung müsse ausgeschrieben werden. „Ich kann Ihnen nicht genau sagen, ob das jetzt drei oder fünf Jahre dauert.“

Konkrete Gespräche seien bislang noch nicht geführt worden, so Busanni. Angesichts des zeitlichen Ablaufs von mehreren Jahren scheinen diese aber dringend angezeigt. Eine Gefährdung der Einsatzbereitschaft sieht der Kreisbrandinspektor indes nicht. „Das Fahrzeug wird regelmäßig gewartet. Die Sicherheit ist gewährleistet.“

Schon 2018 Zweifel an Wirtschaftlichkeit

Schon während der einjährigen Reparaturzeit im Jahr 2018 wurden Stimmen unter den Nidderauer Feuerwehrkameraden laut, die an der Wirtschaftlichkeit der Anschaffung des Drehleiterwagens und seiner Reparatur zweifelten (wir berichteten). Immerhin hatte das Fahrzeug, das 1993 gebaut wurde und zuvor im Dienst einer niederländischen Berufsfeuerwehr gestanden hatte, bei seiner Übergabe im November 2014 bereits 93 000 Kilometer auf dem Tacho. Statt einer höheren sechsstelligen Summe für ein neues Fahrzeug hatten sich der Main-Kinzig-Kreis (40 000 Euro) und die Stadt Nidderau (29 000 Euro) die verhältnismäßig geringen Anschaffungskosten geteilt. „Es ist ein sehr gutes Fahrzeug, robust und solide“, befand Kreisbrandinspektor Busanni seinerzeit bei der Übergabe. Die Reparatur- und Wartungskosten 2018 beliefen sich noch einmal auf etwa 90 000 Euro und wurden jeweils zur Hälfte vom Main-Kinzig-Kreis und der Stadt übernommen. jow

Auch interessant

Kommentare