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Nidderau: Initiative will Bürgerbegehren gegen Nidder-Querung

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Von: Jan-Otto Weber

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Zur Bürgerversammlung am 20. Oktober in der Kultur- und Sporthalle Heldenbergen übergab Antonia Gutberlet etwa 800 Unterschriften gegen eine Brücke über die Nidderaue an die Stadtspitze. Von Erstem Stadtrat Rainer Vogel (Grüne, Mitte) fühlt sie sich nach wie vor nicht ernstgenommen. Archiv
Zur Bürgerversammlung am 20. Oktober in der Kultur- und Sporthalle Heldenbergen übergab Antonia Gutberlet etwa 800 Unterschriften gegen eine Brücke über die Nidderaue an die Stadtspitze. Von Erstem Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) fühlt sie sich nach wie vor nicht ernstgenommen. © Jürgen W. Niehoff

Ob die Brücke über das Landschaftsschutzgebiet zwischen Heldenbergen und Windecken kommt, ist auch nach dem Parlamentsbeschluss vom vergangenen Donnerstag in der Schwebe. Eine Initiative will Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln.

Nidderau – Neben mehreren anderen Teilaspekten des Gesamtkonzepts zur Beruhigung und Renaturierung der Nidderaue, die in der Stadtverordnetenversammlung die Zustimmung des ganzen Hauses erhielten, war mit der Mehrheit von SPD und Grünen am Donnerstag auch die umstrittene Rad- und Fußwegbrücke beschlossen worden, die die Neue Mitte mit dem Bahnhof Nidderau verbinden soll. Ein Antrag der Opposition, per Parlamentsbeschluss einen „Vertreterentscheid“ herbeizuführen, wurde abgelehnt. Die Initiatoren der Online-Petition gegen das Projekt, an der sich 800 Menschen beteiligt hatten, wollen nun Stimmen für einen Bürgerentscheid sammeln.

Die Grünen Nidderau feiern den Beschluss der Koalition indessen mit einer Mitteilung unter der Überschrift „Die Aue wird gerettet“. In dem überarbeiteten Antrag von Rot-Grün seien Anregungen aus der Bürgerversammlung und der Oppositionsparteien aufgriffen worden, „zum Beispiel, indem heller Asphalt zu verwenden ist oder die Beleuchtung der Querung minimal ausfallen soll“, heißt es in der Mitteilung. „Und natürlich ist die Verwirklichung an entsprechende Zuschüsse gebunden.“

Renaturierung einstimmig beschlossen

Der Punkt „Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gemäß dem Konzept, einschließlich der Renaturierung der Altarme“ sei sogar einstimmig angenommen worden. „Damit wird der derzeitige Zustand der Aue als reine Hundewiese beendet“, stellt Tanja Seelbach, Sprecherin der Grünen, fest. Die Verbreiterung des Weges unterhalb der Schule habe ebenso die Zustimmung zumindest der CDU gefunden wie die Aufstellung von Infotafeln über die schützenswerte Natur, wie im Konzept vorgesehen.

„Dem Unterpunkt ‘Einrichtung einer weiteren Hundewiese in Heldenbergen’ verweigerte die Opposition allerdings merkwürdigerweise ihre Zustimmung. Wir waren immer dafür, für die Hunde eine attraktive Alternative zu schaffen. Daher sind wir für den Ausbau der Wege unterhalb des Bahnhofs und für die Schaffung eines Bereichs für Hunde in Heldenbergen“, erläutert Fraktionsvorsitzender Tim Koczkowiak. „Warum die CDU und FWG für Hunde keine Alternative zur Verfügung stellen wollen, obwohl sie doch mitbeschlossen haben, den Auenbereich so zu verändern, dass dort kein Hundespielplatz mehr möglich ist, verstehe ich nicht.“

Grüne: „Zerstörung der Aue ist heute schon Realität“

Irritiert zeigt sich Koczkowiak auch darüber, dass der jetzige Zustand der Aue überhaupt nicht problematisiert wird. „Das, was mit der Petition angeblich verhindert werden soll, nämlich die Zerstörung der Aue, ist ja heute die Realität, das ist der Ist-Zustand.“

Hundebesitzer würden in der Brut- und Setzzeit ohne Leine in der Aue laufen. Unzählige Trampelpfade führten direkt an der Nidder entlang. „Jetzt gibt es zum ersten Mal eine Idee, eine Konzeption, um diesen Zustand zu beenden und den Menschen, die bisher die Aue genutzt haben, eine Alternative zu bieten, indem man sie aus der Aue heraus und drumherum und darüber führt. Den aktuell hohen Besucherdruck problematisieren die Gegner nicht. Damit habe ich ein Problem.“

Schon allein die Verbesserung der Erreichbarkeit des Bahnhofs halten die Grünen für sinnvoll. „Die Bahn verspricht, die ÖPNV-Anbindung in Nidderau zu verbessern. In der Stadt ist es nun unsere Aufgabe, dieses verbesserte Angebot für die Menschen erreichbar zu machen. Dass wir es schaffen, dieses Klimaschutzprojekt mit einem riesigen Schritt für den Naturschutz zu verbinden ist großartig“, betonen die Grünen.

Querung vor vier Jahren im Grundsatz beschlossen

Selten gebe es ein Bauprojekt, „bei dem der Eingriff in die Natur so wie hier mehr als ausgeglichen wird“. Das Konzept zur Beruhigung und Aufwertung der Aue sei eine „Errungenschaft für Nidderau und die Nidder-Querung eine einmalige Chance für die Entwicklung der Stadt, die schon vor vier Jahren von der Stadtverordnetenversammlung im Grundsatz beschlossen worden sei und so schnell nicht wiederkomme. „Diese Chance wollen wir nutzen“, so die Grünen.

Die Initiatoren der Petition „Rettet unsere Nidderaue!“ sehen dies nach wie vor anders. Die Aussage, sie wollten den Zustand der Aue beibehalten, sei „schlicht und ergreifend nicht wahr!“, heißt es in einer Stellungnahme zum Beschluss der Stadtverordneten vom Donnerstag auf der Internetplattform Facebook.

„Wir haben von Beginn an und auch auf der Bürgerversammlung klar kommuniziert, dass wir sowohl für Hinweisschilder rund um die Aue, als auch für ein Betretungsverbot für Hundehalter sind und dies kontrolliert werden müsste. Außerdem haben wir den Vorschlag geäußert, die Hundebesitzer mit einem Schreiben per Post über die ‘Regeln’ zu informieren.“

Müll jetzt schon ein Problem

Die Behauptung, dass die Natur durch die Brücke und den Rundweg um die Aue geschützt werde, da sie die Menschen und auch Hunde um und über und nicht durch die Aue leiten würde, ist aus Sicht der Petitionsführer nur eine Mutmaßung. „Niemand kann garantieren, dass die Menschen nicht dennoch durch die Aue laufen werden“, erklärt Antonia Gutberlet, die auch Mitglied der Gruppe „Nutria“ ist, die regelmäßig Müll sammelt.

„Gerade an den Bänken an der Aue entlang und an den Wegrändern befindet sich haufenweise Müll“, so Gutberlet. Durch die Brücke, den Ausbau des Weges, als auch das Schaffen von neuen Sitzgelegenheiten werde das bereits bestehende Müll-Problem noch gefördert.

Gespräche mit dem Ersten Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) und den Grünen Nidderau über das Konzept hätten sie nicht aus Desinteresse, sondern bewusst abgelehnt, „da der Umgang mit uns persönlich als auch mit unserer Petition unterirdisch ist und war“, so die deutliche Kritik der Brücken-Gegner.

Petitions-Führer fühlen sich schlecht behandelt

„Bereits in den ersten Ausschüssen – nach Veröffentlichung unserer Petition – wurden die Petition und wir als Initiatoren belächelt und ein Ton an den Tag gelegt, der für uns ein sachliches Gespräch auf Augenhöhe nichtig gemacht hat. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir Bürger und Laien sind und man es uns durchaus nachsehen sollte, dass wir gegebenenfalls bei dem einen oder anderen das falsche Fachwort benutzt haben, zum Beispiel Flora-Fauna-Habitat statt Landschaftsschutzgebiet. Das ist nur ein Beispiel von mehreren, das vor allem bei unserem Ersten Stadtrat für einen Aufhänger gesorgt hat und es immer wieder – auch nach Korrektur – erwähnenswert gewesen ist. Wir finden es erschreckend, dass mit Bürgern, die sich für ihre Stadt einsetzen so umgegangen wird.“

Fragwürdig sei ebenfalls, wie man die Stimmen von rund 800 Bürgern der Stadt Nidderau missachten könne. „Die Koalition aus SPD und Grünen tritt in diesem Fall die Demokratie mit Füßen und entmündigt die Bürgerinnen und Bürger. Das heißt für uns, dass wir ein Bürgerbegehren – welches wir in den letzten Wochen vorbereitet haben – anstreben werden.“  

Bürgerbegehren

Für ein Bürgerbegehren gegen die Brücke über die Aue wollen die Initiatoren gut 2000 Unterschriften von Bürgern mit erstem Wohnsitz in Nidderau sammeln, die mindestens 18 Jahre alt und Deutsche oder EU-Bürger sind. Helfer zum Sammeln der Unterschriften sind willkommen. Interessenten können sich bei Antonia Gutberlet oder Michael Reis per Facebook Messanger oder per E-Mail an rettetdienidderaue@gmx.de melden. (Von Jan-Otto Weber)

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