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Nidderau: Marktplatz-Umbau in Windecken setzt Gewerbetreibenden zu

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Voraussichtlich noch bis ins Frühjahr 2023 hinein wird unter und auf dem Marktplatz in Windecken gearbeitet – das bedeutet teilweise heftige Umsatzeinbrüche für umliegende Geschäfte.
Voraussichtlich noch bis ins Frühjahr 2023 hinein wird unter und auf dem Marktplatz in Windecken gearbeitet – das bedeutet teilweise heftige Umsatzeinbrüche für umliegende Geschäfte. © Thomas Seifert

Die Gewerbetreibenden rund um den Marktplatz in Windecken werden derzeit schwer gebeutelt und haben mit teils massiven Umsatz- und Einnahmeeinbußen zu kämpfen.

Nidderau – Denn durch den Umbau mit Sanierung von Abwasserkanälen und weiteren Leitungen machen viele Bürger um den zentralen Platz in der Altstadt einen großen Bogen, die Kundenzahlen sind spürbar zurück gegangen. Und dieser Zustand wird noch mehrere Monate anhalten.

Thorsten Philippi, Chef der gleichnamigen Bäckerei und Konditorei mit Ladengeschäft am Marktplatz, verweist im Gespräch mit unserer Zeitung auf einen Umsatzrückgang von rund 40 Prozent. „Mit der Sperrung der Eugen-Kaiser-Straße als Zufahrt auch zu unserer Verkaufsstelle ist das Geschäft mit Laufkundschaft wie Handwerker, die sich einen Kaffee und belegte Brötchen geholt haben, total eingebrochen. Aber auch Stammkunden haben teilweise den Umweg über die Glockenstraße oder die Heldenberger Straße gescheut, weil es keine Parkplätze oder sogar keinen Zugang zu Fuß mehr gibt“, klagt Philippi.

Bäckerei Philippi derzeit nachmittags geschlossen

Die Konsequenz: Der Laden ist nun am Nachmittag geschlossen, es habe sich nicht mehr gelohnt, eine Verkäuferin zu bezahlen. Hinzu kommt, dass am Marktplatz die Feinbäckerei- und Konditoreiwaren produziert werden und Lieferanten große Schwierigkeiten hätten, ihre Ware abzuliefern. „Die Kommunikation seitens der Stadt hätte besser sein können“, kritisiert der Geschäftsinhaber, „auch das Tempo auf der Baustelle war nicht das schnellste.“ Dass der Marktplatz eine Neuordnung nötig hat, sieht Thorsten Philippi ein, nur über die lange Bauzeit ist er mehr als unglücklich.

Die Baumaßnahmen im Einzelnen

Von baulicher Seite aus ist man derzeit schon ein gutes Stück vorangekommen. Laut einer Aufstellung der Stadtwerke begannen die vorbereitenden Arbeiten für den Kanalbau Anfang Juni, nachdem Ende Mai für die baubegleitende Erschütterungsmessung in fünf angrenzenden Fachwerkhäusern die Schwingungssensoren installiert worden waren. Es wurden Poller, Straßenlaternen, Sitzbänke und mehr demontiert. Die Baufirma Jökel schaffte zunächst im nördlichen Marktplatzbereich Raum für eine Notüberfahrung des Platzes, weil im Südwesten in Höhe der Bäckerei Philippi der Kanalbau startete. In der Zwischenzeit wurde vom baufälligen Rechteckkanal auf 36 Meter Länge die Stahlbetondecke abgenommen und im alten Rechteckprofil neue HDPE-Kanalrohre in der Sohle verlegt, die Kanalanschlussleitungen umgebunden und für mehrere Versorger Leerrohre im alten Rechteckprofil verbaut. Anschließend wurde das Profil erschütterungsfrei mit Flüssigboden verfüllt. Damit war etwa die Hälfte des Kanalbaus auf der Südseite des Marktplatzes geschafft. Insgesamt belaufen sich die Kanalbaukosten mit den noch ausstehenden Abschnitten auf rund 530 000 Euro. Durch die Kreiswerke Main-Kinzig GmbH wurden bereits erste Trinkwasserhausanschlüsse umgelegt oder erneuert, weitere folgen. Die beiden Wasserhauptleitungen auf dem Marktplatz werden künftig auf einer neuen Trasse zusammengefasst. Derzeit wird mit einer Fertigstellung des Marktplatzes im Frühjahr 2023 gerechnet. (tse)

Ähnlich ergeht es Sascha Reidel, der an der Ecke Glockenstraße/Marktplatz ein Geschäft mit Schreibwaren, Zeitungen/Zeitschriften, Zigaretten, Paketannahme und vor allem einer Toto-Lotto-Annahmestelle betreibt. „Viele ältere Kunden haben sich Ausweichmöglichkeiten gesucht und gefunden, weil sie halt nicht mehr so gut zu Fuß und auf das Auto angewiesen sind. Parkplätze gibt es fußläufig ja nur sehr wenige“, beschreibt Reidel einen der Gründe für den Umsatzverlust von „rund 1000 Euro pro Woche“.

Erst Pandemie, jetzt Baustelle

Auch Geison Destro vom benachbarten Eiscafé „Eisbegehrt“ ist nicht glücklich über die Situation. „Erst zwei Jahre Pandemie und jetzt die Baustelle direkt vor unserem Eissalon, das schreckt die Kunden ab. In Ruhe ein Eis essen geht erst ab dem Nachmittag, wenn die Bauarbeiter, mit denen wir übrigens ein sehr gutes Verhältnis haben, in den Feierabend gegangen sind.“

Durch die Bauzäune ist zudem der Blick von Richtung Heldenberger Straße, wo potenzielle Kunden vom Parkplatz an der Salzmann-Halle Richtung Marktplatz gehen, auf das Eiscafé versperrt, „Viele drehen wieder um, weil sie glauben, dass wir wegen der Bauarbeiten geschlossen haben“, weiß Destro. Mit verstärkten Aktivitäten in den sozialen Medien versucht er, seine Kunden zu erreichen und von einem Besuch zu überzeugen. Zudem hat der Betrieb schon während der Pandemie „Eis to go“ in sein Angebot aufgenommen, Großpackungen, die Kunden direkt am Marktplatz abholen können und die in einigen Supermärkten vertrieben werden: „Das ist jetzt wieder wichtig – und gutes Wetter!“

Stadtbücherei nicht stark betroffen

„Die Stadtbücherei im Historischen Rathaus hat bislang keinen nennenswerten Rückgang der Benutzerzahlen durch die Großbaustelle“, berichtet Leiterin Jutta Kadau. „Da wir späte Öffnungszeiten haben, tangieren uns die Bauarbeiten wenig. Einzig die Abgabeklappe für Medien wird wegen der Sperrung des Marktplatzes für Autos viel weniger genutzt“, sagt sie. (Von Thomas Seifert)

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