Nidderau: Verein Porta Vitae kommt auch dank neuer Medien gut durch die Pandemie

Die Hinwendung zum einfachen Leben in einer durch Wissenschaft und Technik geprägten Zeit ist ein zentraler Punkt, den Mittelalter-Fans schätzen. Anders als damals zu Zeiten der Pest ermöglichten während Corona aber gerade Technik und Wissenschaft, dass sich auch die Mitglieder des Nidderauer Mittelaltervereins Porta Vitae über die Zeit des Lockdowns behelfen konnten.
Nidderau – Auch wenn die Feier des zehnjährigen Bestehens im März 2020 ausfallen musste, hatte der Verein während der Pandemie wenigstens keine Austritte zu verzeichnen und konnte sogar zwei neue Mitglieder aus Heldenbergen und Karben hinzugewinnen. Das Fest zum Zehnjährigen wurde kürzlich auf der Ronneburg mit einem „Landsknechtsessen“ gemeinsam mit den Freunden des Mittelaltervereins Ere Triuwe aus Dreieich nachgeholt.
Julia Reinel aus Karben wertet es als glückliche Fügung, dass sie zu dem Nidderauer Verein hinzugestoßen ist. „Ich hatte einige Kleider im Schrank, die ich wegen Corona nicht tragen konnte, da alle Veranstaltungen ausfielen“, erzählt Reinel. „Zuvor ging ich in Gewandung immer auf die Mittelaltermärkte an der Münzenburg und auf der Ronneburg. Mein Papa kam auf die Idee, die Kleider in einem Verein zu präsentieren“, sagt sie.
Kulturschock ohne Handy und PC
Am Mittelalter fasziniere sie, dass es eigentlich ein Kulturschock sei, ohne Handy und PC, so Reinel. Doch auf Porta Vitae stieß sie ausgerechnet über das Internet. „Facebook hat uns da in die Karten gespielt“, berichtet Constanze Pfeffer, zweite Vorsitzende des Vereins. Sie hatte den Aufruf Reinels entdeckt, in dem die Karbenerin einen Mittelalterverein in ihrer Wohnnähe suchte. Pfeffer schrieb sie an und informierte über den Verein, der im Ostheimer Bürgerhof ansässig ist. Nach zwei Besuchen trat Reinel dem Verein Anfang Mai bei und ist nun Bogenschützin.

22 Mitglieder gehören dem Verein aktiv an, vier davon bilden den Vorstand. „Viele unserer Vereinsaktivitäten sind durch Corona zusammengebrochen“, sagt Vorsitzender Peter Ullmann. Mittelalterfeste fanden nicht statt. Als erste Aktivität konnten die Mitglieder das Bogenschießen an der frischen Luft wieder aufnehmen. Es folgten Stammtische unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln. „Während des Lockdowns haben wir telefoniert, Videokonferenzen geschaltet“, sagt Pfeffer.
Neuer Bogenplatz von der Schützengemeinschaft
Den neuen Bogenplatz konnte Porta Vitae von der Schützengemeinschaft Ostheim übernehmen. Auf dem Platz wurde während Corona auch ein internes Lager mit Ere Triuwe abgehalten. Etwa 30 Mitglieder nahmen teil. Nächstes Jahr soll zu festgelegten Terminen Training auf dem Bogenplatz stattfinden.
Die Hinwendung zum einfachen Leben in der Corona-Zeit kann Pfeffer bestätigen. „Tätigkeiten im eigenen Garten waren mir wichtig. Ich habe mir mein Leben drum herum schön gemacht, auch mit kleinen Veränderungen in der Wohnung“, erklärt Pfeffer. Da der Verein gemeinsam keine Aktivitäten unternehmen konnte, habe jeder für sich das Beste aus der Situation gemacht. Einige wanderten, erweiterten ihre Gewandung und die Ausrüstung für den Verein.
Mehrere Veranstaltungen im Blick
„Ich werkelte zu Hause und habe mit Lederverarbeitung begonnen“, erzählt Mitglied Jens Althaus. „So entstanden Handtaschen für meine Frau, eine Maske für mich. Wenn es die Hygienebedingungen zulassen, will ich einen Workshop anbieten.“ Schriftführer Matthias Würthele beschäftigte sich mit Holzbearbeitung und zimmerte einige Truhen. Zudem wechselte er sein Berufsfeld vom Einzelhandel zur Grundschullehramtsvertretung. Auch er verbrachte viel Zeit in der Natur.
Doch nun schauen die Mitglieder voraus. Wie Ullmann erklärt, ist ein Ziel in diesem Jahr die Teilnahme am Ostheimer Weihnachtsmarkt im Bürgerhof. Am Stand des Vereins schenken die Mitglieder in Gewandung Met aus. 2022 seien bereits einige Veranstaltungen geplant, wie die Teilnahme am „Kunstmais“ auf Hof Buchwald sowie zwei Mittelaltermärkte und ein internes Lager. „Der Verein steht trotz Pandemie auf stabilen Füßen“, sagt Ullmann. „Wir können positiv in die Zukunft schauen.“ (Von Georgia Lori)