Nidderau: Neues Pflaster, keine Bäume: Fragen zum Umbau des Windecker Marktplatzes

Eine Musterfläche mit vier verschiedenen Pflastersteinsorten sorgt seit dem Wochenende für Aufsehen auf dem Windecker Marktplatz. Ob im Kiosk am Eck oder in den Sozialen Netzwerken – die Frage nach Sinn und Zweck der Musterbeläge führt zu einer vielschichtigen Debatte.
Nidderau – Hintergrund für die Ausstellung der Mustersteine sind die bevorstehenden Kanalarbeiten und die damit einhergehende Umgestaltung des Platzes. Doch während für einige Diskussionsteilnehmer bei Facebook ein neuer Oberflächenbelag ein reines „Luxusproblem“ darstellt, führen andere gute Gründe für eine Neuanlage der Pflasterfläche an. „Schon mal drüber gelaufen oder mit dem Rad gefahren?“, fragt etwa eine Facebook-Nutzerin. „Ein Großteil der Steine ist quer durchgebrochen, es ist wirklich eine Buckelpiste!“
Die Erneuerung des ohnehin vielfach schadhaften Pflasters komme ja auch nicht als reiner Selbstzweck daher, verweist Grünen-Stadtverordneter Gerrit Rippen auf die dringend notwendigen Kanalarbeiten. Wir haben einige Fragen und Antworten rund um die Maßnahme am Windecker Marktplatz zusammengetragen.
Was ist die Ausgangslage der Umgestaltung?
Seit vielen Jahren wird über die Umgestaltung des Marktplatzes in Windecken und seine Nutzung diskutiert. Aufgrund der nun ohnehin anstehenden dringenden Kanalsanierung, soll der Marktplatz neu geordnet werden. Um auch die Interessen von Anwohnern und Gewerbetreibenden zu berücksichtigen, fand im vergangenen Jahr eine Bürgerbeteiligung statt. Die daraus resultierende Entwurfsplanung wurde mit dem Denkmalschutz abgestimmt und von den städtischen Gremien beschlossen.
Warum soll ein neues Pflaster verlegt werden?
Das alte Pflaster ist an vielen Stellen brüchig. Dies stellt eine Gefahr für Fußgänger und Radfahrer dar. Eine Reparatur oder ein Aufarbeiten und wieder Einsetzen des jetzigen Belags wäre auf Dauer zu teuer.
Ist das aktuelle Pflaster historisch?
Nein, es ist erst wenige Jahrzehnte alt. Ab den 50er Jahren, als die Bundesstraße 45 noch über den Marktplatz führte, war der Platz zunächst asphaltiert, wie zeitgenössische Fotografien zeigen.
Welchen Ansprüchen soll das Pflaster genügen?
Einige Aspekte: Der Platz soll seinen historischen Charakter bewahren, für Gehbehinderte gut passierbar sein, der Belastung durch Feste und die Außengastronomie Stand halten, gut von Kaugummis oder Kippenstummeln zu reinigen sein, nicht blenden (zu hell) oder sich zu sehr aufheizen (zu dunkel).
Aus welchem Material sind die Pflastersteine aus der Bemusterung?
Es handelt sich um Betonpflaster aus dem Basalt- und Betonwerk Eltersberg in Buseck bei Gießen. Natursteinpflaster wäre deutlich teurer.

Wer entscheidet über die Art des Pflasterbelags?
An der Materialauswahl wird laut Gremienunterlagen federführend die Denkmalschutzbehörde, aber auch der Ausschuss für Stadtentwicklung, Infrastruktur und Klimaschutz sowie der Ortsbeirat beteiligt sein. „Natürlich können in diesem Rahmen auch Bürger hinzustoßen und ihre Meinung abgeben“, schreibt Bürgermeister Andreas Bär (SPD) auf Facebook. Zunächst prüfe der Denkmalschutz, was möglich sei.
Warum müssen die bestehenden Bäume auf dem Platz gefällt werden?
Wie Bürgermeister Bär erläutert, würden die Bäume auf dem Marktplatz nicht willkürlich gefällt, sondern stünden auf den zu erneuernden Kanalleitungen.
Können die Bäume nicht umgesetzt werden?
Der Aufwand für eine Umpflanzung wäre sehr hoch, so Bär. „Hier tragen wir Verantwortung für einen seriösen Mitteleinsatz.“ Zudem stellten die entstehenden Löcher bis zum Baubeginn im Sommer eine Gefahrenquelle.
Wie viele Bäume werden nach Abschluss der Arbeiten wieder gepflanzt?
Dazu Bürgermeister Andreas Bär: „Im Laufe der Planungen schrumpfte aus den verschiedensten (zum Beispiel denkmalschutzrechtlichen, technischen) Gründen die Anzahl der Bäume. Aktuell sind keine, maximal ein Baum, geplant.“
Wie ist das weitere Vorgehen?
In der Sitzung der Stadtverordneten an diesem Donnerstag (Beginn um 19.30 Uhr in der Kultur- und Sporthalle Heldenbergen) beantragt der Magistrat die Ermächtigung, „die Ausführungsplanung als Grundlage für die Ausschreibung freizugeben und während der Bauphase über wesentliche technisch erforderliche Ausführungsänderungen zu entscheiden“. Versorger wie die Kreiswerke Main-Kinzig (Trinkwasser), die Breitband Main-Kinzig (Glasfaser, FTTH) und die OVAG (Starkstrom, Mittelspannung, Niederspannung sowie Straßenbeleuchtung) werden im Zuge der Baumaßnahme ihre Leitungen neu ordnen. Am 21. März soll dem Magistrat die endabgestimmte baureife Ausführungsplanung mit Kostenberechnung zur Freigabe für die Ausschreibung vorgelegt werden. Klappt alles, könnte im Juni Baustart sein.
Welche Mittel sind für das Projekt vorgesehen?
Im Haushalt 2021/2022 sind für die Maßnahme 430 000 Euro bewilligt, weitere 200 000 Euro sind im Haushalt 2023 angemeldet (alles ohne Kanalbau). (Von Jan-Otto Weber)