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Nidderau: Ökologe informiert über Renaturierungsmaßnahmen an der Nidder

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Von: Jan-Otto Weber

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Rund 50 Besucher waren der Einladung der Stadt Nidderau gefolgt, um die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Nidder vor Ort erläutert zu bekommen.
Rund 50 Besucher waren der Einladung der Stadt Nidderau gefolgt, um die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Nidder vor Ort erläutert zu bekommen. © PM

Die Nidder bei Nidderau soll renaturiert werden. Ein Gewässerökologe hat nun bei einem Spaziergang die einzelnen Maßnahmen und Ideen erläutert. Das Interesse war groß, wohl nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Debatte um die „Nidder-Querung“.

Nidderau – Dass den Bürgern die Nidderaue am Herzen liegt, zeigt nicht nur die aktuelle Debatte rund um die „Nidder-Querung“, sondern auch das Interesse an einem Spaziergang auf Einladung der Stadt Nidderau, an dem kürzlich rund 50 Besucher teilnahmen, um die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Nidder einmal vor Ort erläutert zu bekommen. Nach der Begrüßung und Einführung durch Ersten Stadtrat und Umweltdezernent Rainer Vogel (Grüne) konnte Gewässerökologe Gottfried Lehr aus Bad Vilbel die Hintergründe der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und die geplanten Verbesserungen an der Gewässerstruktur und der Wasserqualität der Nidder erläutern.

Als erste konkrete Maßnahme wird die Fischdurchgängigkeit am alten Nidderwehr an der Heldenberger Straße im Herbst wiederhergestellt werden. Dazu soll ein sogenanntes Umgehungsgerinne modelliert werden, das den stromaufwärtsziehenden Fischen das Vorbeischwimmen am Wehr ermöglicht. „Das alte Wehr wird instandgesetzt und mit einer Rampe versehen, um es dauerhaft zu stützen und bei höheren Wasserständen das Nidderwasser in den Flusslauf zu leiten“, erläuterte Erster Stadtrat Vogel. Auf der anderen Uferseite soll der Zaun am „Wärtchen“ geöffnet werden und durch Uferabflachungen ein Zugangsbereich mit Aufenthaltsqualität für die Besucher geschaffen werden.

Im Zusammenhang mit dem Bau von Fischwegen an anderen Flussabschnitten, etwa in Schöneck, wird die Nidder ab nächstem Jahr von Frankfurt-Eschersheim bis Altenstadt-Enzheim für Fische passierbar sein.

Nächste Station war die Brücke hinter der Willi-Salzmann-Halle. Hier schilderte Gottfried Lehr die Auswirkungen von Strömungslenkern und Beschattung auf die Wasserqualität der Nidder. Auch die zahlreichen Eingriffe des Menschen in den vergangenen Jahrhunderten auf den Verlauf des Flusses konnte an dieser Stelle gut beobachtet werden. Gerade bei der herauskommenden Sonne war die wichtige Schattenwirkung der Uferbäume für alle Teilnehmer erlebbar.

Die vergangenen Hitzesommer haben in der Nidder für sehr hohe Wassertemperaturen gesorgt, sodass auch der Sauerstoffgehalt abnahm. Die Auswirkungen auf den heimischen Fischbestand, wie zum Beispiel Schleie, Rotauge und Barbe, aber auch die durch die Unterstützung der Angler wieder angesiedelte Nase konnten anschaulich vermittelt werden.

Im Bereich hinter dem Rathaus und der Schule ist der alte Flussverlauf noch gut in der Topographie erkennbar. Diese Nidderschleife ist noch auf Karten von 1858 verzeichnet und böte die Möglichkeit, wichtige alte Flusssedimente und Kiese wieder für die Gewässerentwicklung bereitzustellen und eine Inselsituation zu schaffen, die einen Zugang zu den sensiblen Auenbereichen deutlich erschwert.

Diese Maßnahmen sind Teil des von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Flurbereinigungsverfahrens. Ein vom Büro Pronatour erarbeitetes Grobkonzept sieht vor, die Flurbereinigung im Zuge mit anderen Maßnahmen zur „Aufwertung und Beruhigung der Nidderaue“ zu kombinieren. Ein Baustein darin wäre eine Fuß- und Radwegbrücke über das Landschaftsschutzgebiet. Über deren Umsetzung wird es am 2. Juli eine Abstimmung im Rahmen eines Bürgerbegehrens geben.

Doch zurück zur Renaturierung, die übrigens von allen Seiten befürwortet wird. Kiese sorgen für Strömungsunterschiede und mehr Sauerstoff im Gewässer und dienen zudem vielen Fischarten als Laichgrund. Dazu soll die Nidder wieder in ihr altes Bett zurückkehren und wäre so zudem an dem stark frequentierten Fuß- und Radweg hinter der Schule direkt erlebbar. An zwei Stellen könnte perspektivisch ein kleiner „Nidderstrand“ geschaffen werden, um Zwei- und Vierbeinern auch hier die Nidder in beschränkten Bereichen zugänglich zu machen.

Zum Abschluss wünschten sich viele Teilnehmer weitere Veranstaltungen dieser Art in der Aue, um über den Fortgang des Projektes weiter informiert zu werden. (jow)

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