Stechmückenplage ist ausgeblieben

Nidderau/Schöneck – Wenn die zurückliegenden Trockenjahre in unserer Region etwas Gutes gehabt haben, dann beispielsweise die ausgebliebenen Stechmückenplagen in den Dörfern entlang der Nidderauen. „Auch in diesem Jahr war es sehr, sehr ruhig“, berichtet Jan Lasdowsky, Geschäftsführer des Zweckverbands zur Bekämpfung der Schnakenplage in den Nidderauen, dem die Kommunen Nidderau, Schöneck, Altenstadt und Limeshain angehören.
„Obwohl es immer mal geregnet hat, mussten wir nur hie und da zu Fuß in die Aue und die Larven in den Gräben bekämpfen.“
Der letzte Helikoptereinsatz hingegen liegt inzwischen vier Jahre zurück. Im August 2017 mussten Biologe Dirk Reichle und sein Team der Firma Icybac, einer Tochtergesellschaft der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage am Oberrhein (KABS), letztmals den rein biologischen Eiweiß-Wirkstoff BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) aus der Luft über den Nidderauen ausbringen.
Ein Plus von 18 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr
Erst spät in der Saison hatten damals Ende Juli ergiebige Regenfälle zur Überflutung der Aue geführt, was bei den im Boden abgelegten Eiern der Auwaldmücke den Schlupfreiz der Larven auslöste. Nur im Larvenstadium kann das BTI von den Tieren aufgenommen werden. Es lagert sich an den Rezeptoren der Darmzellen an und bringt diese zum Platzen.
Durch die vergleichsweise günstige Bekämpfung zu Fuß konnte der Zweckverband in den zurückliegenden Jahren jeweils Überschüsse erzielen. Der geplante Überschuss für das Haushaltsjahr 2021 liegt bei 3970 Euro. Die finanzielle Ausstattung des Verbands mit liquiden Mitteln beträgt laut Haushaltssatzung zu Beginn des Jahres 2021 über 58 000 Euro, ein Plus im Vergleich zu 2020 von 18 000 Euro. Dennoch entschieden sich die Delegierten der Mitgliedskommunen bei der Verbandsversammlung im September dazu, den Beitrag von zehn Cent pro Einwohner stabil zu halten. „Im nächsten Jahr muss man sehen, wie die Saison verläuft und die Stimmung ist“, erklärt Lasdowsky. „Dann könnte man eventuell überlegen, ob man mit den Beiträgen mal um zehn Cent runtergeht.“
Polster könnte schnell aufgebraucht sein
Im aktuellen Haushaltsplan ist Nidderau mit rund 18 600 Euro bei 20 600 Einwohnern der größte Beitragszahler. Es folgen Altenstadt mit 11 000 und Schöneck mit 10 700 Euro. Limeshain zahlt für seine etwa 5750 Einwohner einen Beitrag von 5170 Euro an den Zweckverband zur Bekämpfung der Schnakenplage.
Dass das finanzielle Polster schnell aufgebraucht sein kann, mussten die Verbandsmitglieder im Jahr 2012 feststellen. Damals mussten die Biologen gleich zweimal mit dem Helikopter in die Luft, um BTI auszubringen, weil kurz nach dem ersten Einsatz weitere Unwetter dafür gesorgt hatten, dass zusätzliche Flächen betroffen waren. 2014 war die Lage noch schlimmer. Denn damals waren die Wetterbedingungen derart ungünstig, dass der Helikopter überhaupt nicht starten konnte und eine Bekämpfung der durch die Flut verschwemmten Larven nicht mehr rechtzeitig vor ihrer Verpuppung möglich war. Die Mücken schlüpften in Massen, die Biologen konnten nur noch zuschauen.
Mit Populations-Rückgang ist nicht zu rechnen
Häufig erreichen den Zweckverband aber auch Beschwerden von Bürgern, die nicht auf die Auwaldmücke, sondern auf die Hausschnake zurückzuführen sind. Zu Saisonbeginn im Frühjahr gibt Jan Lasdowsky deshalb regelmäßig eine Pressemitteilung heraus, um die Bevölkerung auf mögliche Brutstätten der Hausschnake im heimischen Regenfass oder in Pfützen auf Flachdächern hinzuweisen.
„Der Hausschnake reicht auch schon eine Coladose, die leicht mit Regenwasser gefüllt ist und irgendwo in der Ecke liegt“, betont Lasdowsky. Er rät dazu, Regenfässer abzudecken. Zudem gibt es in den Rathäusern der beteiligten Kommunen den Eiweiß-Wirkstoff BTI in Tablettenform. Die Tabletten können in Wasserbehältern aufgelöst werden, um so die Larven zu bekämpfen. Der biologische Stoff ist unschädlich für andere Organismen.
Mit einem Rückgang der Population durch die zurückliegenden Trockenjahre ist laut Lasdowsky allerdings nicht zu rechnen. „Die Eier der Aumücken überleben bis zu zehn Jahre auch in trockenen Böden“, weiß der Altenstädter Verwaltungsmitarbeiter, der mittlerweile selbst zum Mückenexperten geworden ist. „Sobald sie einmal überschwemmt werden, wird der Schlupfreiz ausgelöst.“ Und auch ein harter Winter könne den Plagegeistern kaum etwas anhaben, da Eier und Larven aufgrund eines geringen Wasseranteils kaum Angriffsfläche für eine Erfrierung bieten. Der interkommunale Zweckverband zur Bekämpfung der Schnakenplage in den Nidderauen wird also auch in Zukunft seine Berechtigung haben. (Jan-Otto Weber)