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Nidderau: Thomas Hruschka hat mit einer Stammzellspende ein Leben gerettet

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 Sowohl bei der Blutspende als auch bei der Stammzellspende hilft das Drücken eines Balls zur Aktivierung der Venenpumpe.
Sowohl bei der Blutspende als auch bei der Stammzellspende hilft das Drücken eines Balls zur Aktivierung der Venenpumpe. © dpa

Es ist erst ein Jahr her, dass Thomas Hruschka aus Nidderau einem heute 58-jährigen Mann Immunzellen spendete. Die sogenannte Donor-Lymphozyten-Spende war nötig geworden, weil der Patient einen Rückfall erlitten hatte.

Nidderau – Bereits vier Jahre zuvor hatte Hruschka demselben Patienten Stammzellen gespendet. Wenige Tage vor der peripheren Blutstammzellspende musste er sich morgens und abends das Medikament G-CSF – Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor – spritzen, welches die Stammzellen aus dem Knochenmark ins periphere Blut lockt. Zu spenden war für ihn selbstverständlich.

„Man muss sich doch nur vorstellen, man wäre selbst in dieser Lage oder ein Angehöriger“, erläutert er seine Entscheidung von damals. „Außerdem tut das Spenden nicht weh, birgt keine Risiken und hat auch keine nennenswerten Nebenwirkungen. Ich kann es nur jedem ans Herz legen“, ergänzt er.

Lebensretter: Thomas Hruschka aus Nidderau hat im Jahr 2018 erfolgreich Stammzellen für einen Patienten gespendet.
Lebensretter: Thomas Hruschka aus Nidderau hat im Jahr 2018 erfolgreich Stammzellen für einen Patienten gespendet. © Privat

Die Stammzellspende könne man sich in etwa wie eine Dialyse vorstellen, beschreibt er das Szenario. Am Tag der Spende selbst schloss man Hruschka an eine Apheresemaschine an. „Mein Venenblut lief einmal durch die Apparatur und wurde dann wieder in meinen Körper zurückgeleitet. Die Stammzellen wurden dabei herausgefiltert“, erzählt der 33-Jährige. Insgesamt dauert die Prozedur wenige Stunden, so genau könne er es nicht mehr sagen. Aber das sei völlig in Ordnung gewesen, zumal er bequem in einem Bett gelegen habe bei schönem Fernsehprogramm.

Spende wie bei einer Dialyse

Das einzig Anstregende sei gewesen, dass er nicht einschlafen durfte und ständig auf einen Ball drücken musste, damit seine Venen aktiv und offen blieben und die Durchblutung gut funktionierte. Außerdem hätte er viel trinken müssen, damit die Venen nicht kollabierten. Alles in allem sei es aber entspannt gewesen. „Es ist nicht unangenehm“, beteuert Hruschka, vorausgesetzt, man habe keine Spritzenphobie. Nur das lange Liegen sei langweilig gewesen. „Aber egal, Spenden macht man ja nicht alle Tage.“

Eine andere Methode der Stammzellspende erfolgt über die Entnahme von Stammzellen aus dem Knochenmark, wo sie auch gebildet werden. Anders als bei der peripheren Spende erfolgt sie unter Vollnarkose, weil die Stammzellen aus dem Beckenkamm entnommen werden. Diese Methode wird allerdings nur selten angewendet, zum Beispiel dann, wenn das Transplantationszentrum es explizit fordert. Auch muss der Spender einverstanden sein. Eine Wahl gibt es immer, denn Freiwilligkeit und Spenderschutz sind oberstes Gebot. Daher erfolgt vor einer Spende auch immer eine gründliche ärztliche Untersuchung.

Vor einer peripheren Stammzellspende wie bei Thomas Hruschka kann es zu kurzzeitigem Unwohlsein mit grippeähnlichen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen kommen, hervorgerufen durch das G-CSF. Nach Absetzen des Medikaments verschwinden die Symptome schnell wieder. Auch Hruschka fühlte sich kränklich, doch „die zwei Tage Unwohlsein waren nichts Dramatisches“, sagt er rückblickend.

Einfacher Mundabstrich reicht zu Typisierung aus

Über das Blutspenden, das er seit über zehn Jahren regelmäßig macht, ist Hruschka auf die Stammzellspende aufmerksam gemacht worden. „Ich dachte mir, wenn ich schon Blut spende, dann kann ich auch gleich eine Typisierung machen lassen. Für den Fall der Fälle, dass es jemanden gibt, der Hilfe benötigt, wollte ich auch diesen Schritt gehen.“ Und so ist es am Ende ja auch gekommen.

Eine Stammzellspende benötigen Menschen mit einer Störung des blutbildenden Systems oder mit einem angeborenen Immundefekt. Voraussetzung für eine Spende ist, dass Empfänger und Spender in bestimmten Gewebemerkmalen übereinstimmen, den sogenannten humanen Leukozyten-Antigenen (HLA). Für die Typisierung reicht ein einfacher Abstrich der Mundschleimhaut aus oder eine Blutentnahme.

Für die Patienten ist eine Stammzellspende häufig die letzte Chance. Ohne Hruschkas Spenden hätte der 58-jährige Empfänger wohl kaum überlebt.

Auch der vierjährige Anis braucht Hilfe

Kürzlich hat unsere Zeitung über den vierjährigen Anis aus Niederdorfelden berichtet, der an einer seltenen Blutkrankheit leidet und dringend eine passende Stammzellspende benötigt. Die Familie von Anis hatte deshalb zusammen mit der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSSD) Rhein-Main Mitte September eine Typisierungsaktion im Bürgerhaus Niederdorfelden organisiert. Doch eine Typisierung können alle gesunden Personen zwischen 18 und 55 Jahren auch jederzeit mittels eines Mundschleimhautabstriches zu Hause machen und sich in die Stammzellspenderdateien aufnehmen lassen, die es hierzulande gibt. Neben der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSSD) ist dies zum Beispiel die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Registrierungs-Sets können im Internet angefordert werden. Kontakt DSSD: E-Mail: info@stammzellspenderdatei.de, Hotline 0800 100 40 66 (kostenlos), www.stammzellspenderdatei.de. Kontakt DKMS: post@dkms.de, 07071 9430, Internet: www.dkms.de

Von Gabriele Reinartz

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