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Nidderauer Archäologin Dr. Heike Lasch erhält Heimatmedaille

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Verdiente Ehrung: Dr. Heike Lasch hat für ihr Engagement kürzlich die Heimatmedaille des Main-Kinzig-Kreises erhalten.
Verdiente Ehrung: Dr. Heike Lasch hat für ihr Engagement kürzlich die Heimatmedaille des Main-Kinzig-Kreises erhalten. © Georgia Lori

Geschichte und Geschichten hatten es der Nidderauer Archäologin Heike Lasch schon als Kind angetan. Gern lauschte sie den Erzählungen vom heiligen Bonifatius oder der Fällung der Donar-Eiche. Mit 13 Jahren stieß sie zwischen Fritzlar und ihrem kleinen Heimatort Ungedanken auf eine Grabung.

Nidderau – „Seit ich 14 Jahre alt bin, nehme ich an Ausgrabungen teil“, sagt die 55-Jährige. Im Heimatmuseum half sie als Jugendliche aus, wusch Scherben und beschriftete diese. Als sie Archäologie studieren wollte, sei sie gewarnt worden, ihr Hobby nicht zum Beruf zu machen. Dennoch habe sie in Marburg Vor- und Frühgeschichte studiert, mit Russisch als Nebenfach. Vier Monate war sie zum Austausch in Moskau.

Interesse für Archäologie von Kindesbeinen an

Während des gesamten Studiums beteiligte sie sich in den Semesterferien an Ausgrabungen, wie in Alesia in Zentralfrankreich. Sie machte den Magisterabschluss und leitete eine Ausgrabung in Brandenburg. 1987 lernte sie ihren Mann kennen, der im Bankenbereich arbeitet. Weil er seine erste Stelle in Düsseldorf erhielt, zog das Paar an den Rhein und heiratete 1994. Doch einen Job als Archäologin fand Lasch nicht. Stattdessen verdiente sie ihr Geld als Bürokraft in einem Telekommunikationsgeschäft. Erst als ihr Mann dienstlich nach Frankfurt wechselte und sie nach Nidderau zogen, nahm sie die Archäologie wieder auf. Hier lernte sie die Archäologin Dr. Gretel Callesen kennen und den von ihr betreuten Verein für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal in Heldenbergen. Seit Anfang der 2000er Jahre ist Lasch stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins. Mit ihrer Grabungsfirma „Archäologische Dienstleistung Heike Lasch“ (ADHL) war sie maßgeblich an den Ausgrabungen in der neuen Mitte und der Allee Süd beteiligt sowie in Niederdorfelden und in Büdesheim.

„Gegenstände, die ich und das Team ausgegraben haben, werden zum Teil in der Schausammlung des Vereins in Heldenbergen ausgestellt“, sagt Lasch, die inzwischen vierfache Mutter ist. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde sie mit der Ehrenamtsnadel des Landes Hessen ausgezeichnet. Außer ihrer Tätigkeit in diversen Elternbeiräten ist sie stellvertretende Vorsitzende im Freundeskreis Hof Buchwald. Lasch organisierte im zweijährigen Turnus das Maislabyrinth auf dem Hof und führte Schulklassen.

Faible für historische Romane

Ehrenamtlich ist sie auch am Aufbau des Bandkeramischen Langhauses in Windecken beteiligt. Im Denkmalbeirat des Main-Kinzig-Kreises ist sie als Mitglied tätig. 2020 hat sie den Kulturpreis der Stadt Nidderau bekommen. Die Medaille für Heimat- und Geschichtsforschung ist ihre dritte Auszeichnung. „Die Urkunde hatte ich schon, da der Verein für Vor- und Frühgeschichte diese Ehrung schon erhalten hat. Nun habe ich diese auch als Person erhalten“, sagt Lasch, die dem Verein seit vielen Jahren vorsteht.

Seit einem Jahr arbeitet sie fest als Büroangestellte für die Musikschule, „da das mit der Archäologie gesundheitlich erst mal reicht“. Lasch liest gerne historische Romane. Sie mag Gymnastik und Schwimmen und nimmt Klavierunterricht. Im Urlaub fährt sie am liebsten an die See. „Als Studentin hatte ich vor, alle europäischen Hauptstädte zu besuchen“, sagt sie. Ein Vorbild hat sie nicht, doch sie bewundert Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

„Meistens wühlt man im Schlamm“

Heute würde sie nicht mehr Vor- und Frühgeschichte studieren. Sie hätte sich vorstellen können, als Restauratorin zu arbeiten. Archäologie ist aber ihr Hobby geblieben. Mittwochs, an ihrem freien Tag, ist sie in Heldenbergen in der Schausammlung tätig. „Man muss Idealistin sein als Archäologin, denn Reichtümer kann man damit nicht gewinnen. Der Beruf hat nichts mit Romantik zu tun, meistens wühlt man im Schlamm, holt Scherben heraus“, sagt sie.

Sie habe immer versucht, den Mensch hinter den Fundstücken zu sehen und die Geschichte auch zu vermitteln. Es ärgert sie, wenn Ackerboden für Baugebiete vernichtet wird, „weil wir uns unsere Versorgung weggraben“. (Georgia Lori)

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