Nidderauer Verein für Vor- und Frühgeschichte gibt Büchlein zu den Kelten unter dem Titel „Reisen“ heraus

In diesem Jahr bekommen Kelten viel Aufmerksamkeit. Museen, Landesarchäologie, Stadt- und Kreisarchäologie sowie Forschungseinrichtungen und Vereine zeigen Neues und Interessantes zur Eisenzeit, der Epoche der Kelten in Hessen. Fundstätten aus dieser Epoche von 800 bis 100 vor Christus sind von Kassel bis Michelstadt, von der Lahn bis zum Fuldaer Land dokumentiert. Auch in Nidderau werden die Kelten wieder in den Mittelpunkt gerückt.
Nidderau – Höhepunkte des Archäologie-Jahres sind der Glauberg in der Wetterau und der Dünsberg (Kreis Gießen). Auf Anregung der Keltenwelt am Glauburg fand sich bereits im Herbst 2018 ein hessenweites Projektteam aus Museen und Archäologischer Denkmalpflege zusammen, um in Hessen vom 10. März bis 31. Dezember 2022 das erste große Archäologie-Jahr zu veranstalten. Unter dem Titel „Keltenland Hessen – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ werden an vielen Orten Sonderausstellungen, Exkursionen und Führungen zu archäologischen Stätten, Mitmach-Aktionen, Aktivprogramme für Schulklassen, Vorträge und Workshops angeboten.
Band drei in der Schriftenreihe des Vereins
Passend zum Keltenjahr erscheint im Selbstverlag des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal (VVFN) in Nidderau das 63-seitige Büchlein mit dem Titel „Reisen“. Es ist ein Projekt des 1988 gegründeten Vereins, dem 90 Mitglieder angehören. Dahinter steht ein Autorenkollektiv: Vorsitzende Dr. Heike Lasch hat den Text verfasst, in Zusammenarbeit mit einigen Vereinskollegen. Das Büchlein ist Band drei in der Schriftenreihe des Vereins und wird vom Verein direkt herausgegeben und verlegt. Band eins „Hunde, Menschen, Artefakte“ ist im Jahr 2012 erschienen und die Publikation zu den Grabungen Niederdorfelden auf dem Hainspiel im Jahr 2015.
Dieses Mal weist die Publikation auch eine ISBN-Nummer auf. Die Idee zu Band drei kam von einem neuen Vereinsmitglied, dem Grafiker Jan Münz, der auch die grafische Gestaltung übernommen und das Fördergeld erhalten hat. „Münz ist während der Corona-Zeit auf einen Förderfonds der hessischen Kulturstiftung des Landes Hessen gestoßen. Er regte eine Zusammenarbeit an“, sagt Lasch.

Sie macht im Vorwort deutlich, dass es der Traum eines jeden Archäologen ist, eine Zeitmaschine zu besitzen, um die realen Menschen hinter den Fundstücken zu sehen. Das Buch basiere auf den Ergebnissen archäologischer Ausgrabungen und Forschungen. Es erzähle von realen Fundstücken aus zwei Gräberfeldern in der Allee Süd, die in der archäologischen Schausammlung des VVFN in Nidderau ausgestellt seien.
Grabhügel als sichtbares Zeichen für die Jenseitsvorstellung
Um Realität und Fiktion miteinander zu verknüpfen, geht Studentin Viktoria aus der Jetztzeit, bedingt durch einen unglücklichen Zufall auf eine Zeitreise. Sie lernt die Menschen kennen, deren Funde ihre Freunde in der Zwischenzeit in der archäologischen Schausammlung sehen.
Zu diesen Funden zählen ein bronzener Armring, ein Schwert mit Stoffumwicklung, Gefäße und Nadeln. Der archäologisch interessierte Leser wird in die Zeit des 8. Jahrhunderts vor Christus, in die ältere Eisenzeit geführt.
Die Vorläufer der Kelten siedelten bereits in der Region. Es habe erste Kontakte bis nach Italien gegeben. Dies werde im Buch angeschnitten und beziehe sich auf den Titel „Reisen“. Es sei der Beginn der Hochkultur der Latènezeit gewesen. „Der Tod als Bestandteil des Lebens ist eines der zentralen Themen des Buches. Der vorliegende Band entführt in eine Zeit, in der Grabhügel ein sichtbares Zeichen für die Jenseitsvorstellung waren“, heißt es im Vorwort.
Reisegeschichte zu Perlenfund
Erörtert werden auch die damals gebräuchlichen Techniken zur Herstellung von Keramiken, Schmuck oder Waffen. Über die Fundstücke sei versucht worden, das Leben der Menschen zu rekonstruieren. Es sei ein Versuch, zu zeigen, wie die Siedlung ausgesehen haben könnte und welche Handwerker dort gelebt hätten. Als Recherchematerial dienten naturwissenschaftliche Untersuchungen und Fachliteratur zur Eisenzeit.
„Alles wurde über Monate gesichtet und zu dem Text zusammengefasst. Die Bilder des Büchleins zeigen die Funde aus der Ist-Zeit“, sagt Lasch. Schmuck und Waffen habe man aus Bronze und Eisen hergestellt. Zu dem Fund von Glasperlen gibt es eine kurze Reisegeschichte.
Auflage von 250 Stück erschienen
Mit dem Erlös sollen weitere Untersuchungen an den Fundstücken sowie genetische Bestimmungen zu den Knochenfunden mit DNA-Analysen finanziert werden. Die Arbeiten an der Rekonstruktion des bandkeramischen Langhauses im Hexengarten (unsere Zeitung berichtete) als weiteres Vereinsprojekt sollen voraussichtlich im Frühjahr fortgeführt werden.
Das Büchlein mit der ISBN-Nummer 9783000707957 erscheint in einer Auflage von 250 Stück und ist für 9,50 Euro über den Buchhandel, in der Bücherstube Schöneck sowie direkt über die E-Mail: vvfn2015@gmail.com oder in der Keltenwelt erhältlich.(Georgia Lori)