Ortsbeirat Erbstadt fühlt sich schlecht informiert

Im Ortsbeirat Erbstadt brodelt es. Schuld daran ist das aus Sicht des Ortsbeirats mangelhafte Informationsverhalten der Rathausspitze. „Es kann einfach nicht sein, dass ich von Bürgern auf der Straße Informationen erhalte, die ich als Ortsvorsteher eigentlich von der Verwaltung erhalten müsste“, beklagte sich Ortsvorsteher Jürgen Frech (CDU) auf der Sitzung am Freitag.
Nidderau – Und diese Kritik wiederholte er bei mehreren Tagesordnungspunkten und erhielt dabei Unterstützung von all seinen Ortsbeiräten.
Beispiele: Brücke über den Krebsbach. Hierzu liefen seit Monaten Gespräche mit den Behörden. Aber bis auf gelegentlich ein paar Gerüchte erfahre der Ortsbeirat nichts. Dasselbe gelte für den Bankautomat vor der Mehrzweckhalle. Da liefen die Planungen von privater Seite seit Monaten, dabei soll man auf dem Rathaus schon frühzeitig erfahren haben, dass das Projekt niemals eine Chance hatte, so Frech. Doch diese Information sei in Erbstadt nie angekommen.
Kritik zu Themen wie Tegut, Geldautomat oder DHL-Station
Dasselbe gelte für den Mini-Verkaufsladen des Lebensmittelkonzerns Tegut, bekannt unter dem Namen „teo“. Dazu fand vergangene Woche ein Vororttermin statt. „Ich habe die Information über Facebook erhalten. Dort hat der Bürgermeister von seinen Verhandlungen mit dem Unternehmen Tegut über den vollautomatischen Verkaufsladen berichtet, mich jedoch darüber zu keinem Zeitpunkt informiert“, ärgerte sich der Ortsvorsteher. Da hätten zumindest zuvor oder wenigstens parallel Gespräche mit den Familien geführt werden müssen, die mit viel Geld und Eigenleistungen in letzter Zeit Verkaufsstände im Ort eingerichtet hätte.
Bürgermeister entgegnet Vorwürfen
Auf Nachfrage unserer Zeitung nimmt Bürgermeister Andreas Bär (SPD) Stellung zu den Vorwürfen des Ortsbeirats zur Kommunikation. So habe der Magistrat nach langen Verhandlungen mit einem Privataufsteller einem Geldautomaten für Erbstadt zugestimmt. Der Anbieter habe jedoch aus wirtschaftlichen Gründen dann doch kurzfristig von dem Vorhaben Abstand genommen. Dies wurde auf Anfrage der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung mitgeteilt und ist im Ratsinfosystem öffentlich einsehbar. Die Arbeiten am Krebsbach könnten erst nach der Brut- und Setzzeit beginnen. Auch dazu habe es rechtzeitig zur Ortsbeiratssitzung einen Aktenvermerk gegeben. Zum Thema Tegut hatten die Stadtverordneten im November 2020 den Magistrat beauftragt, „in Verhandlungen mit der Firma Tegut und ähnlichen Anbietern zu treten, um die Ansiedelung eines automatisierten Kleinflächenmarkts (wie dem Tegut Teo) in Eichen oder Erbstadt zu prüfen“. Im Zuge dessen habe die Verwaltung Gespräche mit mehreren Interessenten aufgenommen, so Bär. „Im Geschäft der laufenden Verwaltung hatten wir nun einen ersten Ortstermin mit Firmenvertretern an der Mehrzweckhalle Erbstadt ohne die politischen Gremien gemacht. Es gibt noch nichts Konkretes zu berichten. Dennoch wird der Gremiendienst noch eine Mitteilung versenden. Da aber am Mittwoch viele Passanten auf den Termin aufmerksam wurden, habe ich vorab auf Facebook informiert, um über das Treffen aufzuklären.“ Bär bestätigte zudem, dass es einen weiteren Interessenten für den Standort Eichen gebe. Dazu liege der Verwaltung jedoch noch kein Antrag oder Konzept vor. (Jan-Otto Weber)
Und auch der Ortsbeirat hätte zuvor informiert werden müssen, auch zum Stand der Verhandlung zu der Paketstation, nachdem das Unternehmen DHL als Bewerber ausgeschieden ist, oder zum Stand der Verhandlungen mit dem Main-Kinzig-Kreis über ein Altenpflegezentrum in Erbstadt. „Da wird in der Stadtverordnetenversammlung lang und breit über Transparenz und Informationsfluss geredet, in Wirklichkeit aber macht jeder was er will“, so Frech.
Um es besser zu machen, erteilte er schon zu Beginn der Sitzung allen Besuchern Rederecht. Und so dauerte die Sitzung wegen der regen Teilnahme der rund 15 Besucher zwar länger, stieß dafür aber auf deren Wohlwollen.
Parkplatzprobleme Richtung Naumburg und in Ortsdurchfahrt
Schwerpunkt an diesem Abend waren Verkehrsangelegenheiten, wie die Parkplatzsituation auf der Zufahrt zum Schloss Naumburg. Dort parken offenbar auf einer größeren Fläche seit längerem viele Gewerbefahrzeuge und blockieren damit die Parkmöglichkeiten für Ausflügler. Der Ortsbeirat möchte nun von der Verwaltung prüfen lassen, ob sich die Parksituation in diesem Bereich verbessern lässt – möglichst auch in Absprache mit den Gewerbetreibenden, weil auch die verzweifelt nach geeigneten Parkmöglichkeiten für ihre Lkw und Anhänger suchten. Weiter prüfen soll die Verwaltung die Situation unter dem Funkmast. Dort sei eine große Fläche direkt neben dem Mast planiert worden. Auch dieser Bereich könne sich möglicherweise für einen Parkplatz eignen und so das Abstellen der Pkw auf Waldwegen vermeiden helfen. Schließlich wurde auch noch die Parkplatzsituation in den kleineren Stichstraßen der Hauptstraße diskutiert. Auch hier gebe es erheblich Parkprobleme, wodurch teilweise die Durchfahrt für größere Fahrzeuge unmöglich werde. Sie müssten dann große Umwege durch den Ort nehmen, um an ihre Ziele zu kommen. Der Ortsbeirat schlägt für diese Stellen eine Halteverbotsregelung vor.
Auch über den Entwurf der Verwaltung zu einem neuen Spielplatzkonzept wurde an diesem Abend beraten. So schlägt der Ortsbeirat für den Spielplatz Pfaffenhof mitten im Ort vor, dass dieser zusätzlich mit Spielgeräten für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren ausgerüstet werden soll und dazu noch eine überdachte Fläche gegen Regenereignisse und im Sommer als Schattenspender erhalten. Auch die Skaterbahn benötige eine Überholung, weil sie teilweise defekt sei und sich auf ihr immer mehr Regenpfützen bilden würden.
Aufruf zu Engagement für den Pfaffenhof
Abschließend rief der Ortsvorsteher noch zur Teilnahme am Arbeitskreis Pfaffenhof auf, zu dessen Umgestaltung und Nutzung vergangene Woche eine öffentliche Ortsbegehung stattgefunden hatte. „Es geht um die Zukunft des historischen Gebäudes und da ist jede Idee willkommen“, so Frech. (Von Jürgen W. Niehoff)