Ostheimer Ehepaar hat sich in seinem sanierten Fachwerkhaus eine Bastelwerkstatt eingerichtet

„Ich habe fast alle Ideen für meine Basteleien oder Kleidungsstücke im Kopf“, erklärt Beate Sauthoff beim Besuch unserer Zeitung in ihrem Mein-Kreativ-Hobbystübchen im Stadtteil Ostheim. Und die Ideen müssen zahlreich sein, davon kann man sich überzeugen, wenn man sich einmal alle ausgestellten Kreationen der gebürtigen Gelsenkirchenerin im Laden und im kombinierten Ausstellungs- und Kursraum angesehen hat.
Nidderau – Vor elf Jahren sind Beate und Herrmann Sauthoff vor dem Fluglärm in Flörsheim geflüchtet und nach Ostheim gezogen. „Wir haben uns auf Anhieb in das Anwesen in der Sepp-Herberger-Straße verliebt. Während im Wohnbereich nicht viel zu machen war, sah es in der ehemaligen Werkstatt des Wagnerbetriebs, in den Lagerräumen und im Garten ziemlich heftig aus“, blicken die Sauthoffs zurück. Da das Ehepaar aber handwerklich sehr geschickt ist und beide ein Faible dafür haben, altes Material neu zu verwenden, haben die beiden in den folgenden Jahren das Anwesen samt großem Garten zu einem wahren Schmuckstück umgestaltet.
„Fast das gesamte Mobiliar im Garten ist selbst gebaut, die Pergola zum Beispiel aus alten Balken aus einem Abbruchhaus. Unser Wasserwerk haben wir als Hundehütte getarnt und den Wassertank als Spielhaus“, berichten die Hausherrn beim Rundgang.
Basteln und Schneidern in die Wiege gelegt
„Basteln und Schneidern liegt mir im Blut. Meine Mutter war Schneiderin, von der habe ich viel gelernt. Meine Ausbildung habe ich in einem Fachgeschäft für Bastelbedarf absolviert, was meinen Neigungen sehr entgegenkam“, erzählt Beate Sauthoff. Ihre Leidenschaft hat sie übrigens an ihre schneidernde Tochter und die bastelnde Enkelin weitergegeben.
Nach dem Umzug nach Ostheim frönte die lebhafte Frau weiterhin ihrem Hobby Basteln und Nähen und beteiligte sich an Weihnachtsmärkten. Dort sei sie immer wieder gefragt worden, wo denn ihr Laden zu finden sei. Im Frühjahr 2016 sei es dann so weit gewesen, dass im Vorderbereich des Anwesens das Mein-Kreativ-Hobbystübchen eröffnete. „Das war ein großer Moment für mich, aber auch ein Schritt in eine neue Richtung, den ich niemals bereut habe. Obwohl die Pandemie schon hart für das Geschäft ist, vor allem was meine Kurse betrifft“, sagt die 67-Jährige.
Kurse für Kinder und Erwachsene
Nach dem Ausbau der ehemaligen Werkstatt im hinteren Bereich des Anwesens, wobei die alte Antriebsanlage samt Transmissionsrädern erhalten wurde, konnte Beate Sauthoff auch für größere Gruppen Kurse anbieten. Basteln, Nähen, Rohseifesieden und die Organisation von Kindergeburtstagen bietet das Hobbystübchen an. Dabei wendet sich die Chefin sowohl an Erwachsene als auch an Kinder und richtet die Kurse speziell nach den unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen aus.
Für Erwachsene organisierte Beate Sauthoff schon zwei „Nähnächte“, die am frühen Nachmittag mit einer Kaffeerunde begannen, verschiedene Vorträge und ein gemeinsamen Grillen mit mitgebrachten Salaten beinhalteten und um Mitternacht endeten. „Die maximal fünf Kursteilnehmerinnen beim Nähen bringen ihre Maschinen entweder mit oder benutzen die vorhandenen wie Overlock- oder Cover-Maschinen“, erklärt sie.
Ganz besonders liegt ihr aber am Herzen, die Kreativität von Kindern zu fördern, auch bei den Kindergeburtstagen, wo Basteln fest zum Programm gehört. Die Kinder können im Hobbystübchen zum Beispiel einen dreistündigen Kurs „Nähmaschinen-Führerschein“ belegen, der damit endet, dass die Teilnehmer unter anderem mit einem selbst genähten Schlüsseletui mit Applikation nach Hause gehen. Oft bekommt die Kursleiterin später Rückmeldungen oder Fotos von den Werken ihrer ehemaligen Teilnehmer geschickt.
Dekorative Vasen aus Wurstgläsern herstellen
Technisch ist das Kreativstübchen bestens ausgestattet, für die Kunden stehen ein Plotter, Presse, Stanzmaschinen, Buttonmaschinen und als Besonderheit ein Sandstrahlgerät bereit. Auf Letzteres ist das Ehepaar besonders stolz, denn mit diesem Gerät lassen sich aus alten Marmelade- oder Wurstgläsern nicht nur dekorative Vasen herstellen, sondern mit dem Sandstrahler können die unterschiedlichsten Materialen bearbeitet werden.
Ab Januar gibt es ein besonderes Angebot, denn wer ein kleines Glas mitbringt, der darf kostenlos einen erstes Werkstück mit dem Sandstrahler bearbeiten. „Besonders für Jungs hat das Gerät schier magische Anziehungskraft“, berichtet Herrmann Sauthoff, der wie seine Frau ein totaler Verfechter des Recyclinggedankens ist. „Wir haben verschiedene Lager mit den unterschiedlichsten gebrauchten Materialien, aus denen man tolle und schöne neue Sachen herstellen kann“, fügt er hinzu. Und dazu gehört selbstredend eine professionell ausgestattete Werkstatt, die Herrmann Sauthoff stolz präsentiert.
Seine Frau stellt ihre Exponate fast ausschließlich aus eigenen Werkstoffen her. Nur, was sie selbst nicht herstellen kann, wird am Ende zugekauft. (Thomas Seifert)