Ostheimer trotzen mit Biergarten-Kerb und aufwendigem Hygienekonzept der Pandemie

Feiern oder nicht? In diesen Tagen, wo die Inzidenzzahlen überall wieder bedenklich schnell in die Höhe schießen, ist dies wahrlich keine einfache Frage für die Organisatoren von großen Festen. So wurden die Langenselbolder Weintage kurzfristig abgesagt. Leicht macht es sich dabei niemand, wie auch die Verantwortlichen der Usthemer Kerb berichten, die am Wochenende auf dem Festgelände am Sportplatz über die Bühne ging.
Nidderau – „Noch am vergangenen Mittwoch hatten wir den Finger auf dem Knopf, um die Veranstaltung abzusagen. Doch im letzten Moment kam über den kleinen Dienstweg das Okay vom Kreis, und wir konnten wie geplant grünes Licht geben. Obwohl im Vorstand der Vereinsgemeinschaft keinesfalls Einigung herrschte und kritische Stimmen vor einem Corona-Hotspot mahnten“, stellen der Vorsitzende Reinhard Weider und der Hygienebeauftragte Markus Dillmann unisono fest.
„Die Menschen sind ausgehungert nach solchen Festen, wir hätten mindestens doppelt so viel Karten wie die erlaubten 700 Tickets verkaufen können, obwohl wir fast keine Werbung gemacht haben“, berichtet Weider. „Nachdem die Kerb seit Beginn der 2000er-Jahre lange darnieder lag und in den Jahren 2010 bis 2016 eher dahin dümpelte, kam 2017 mit dem Umzug zurück auf den Festplatz am Sportplatz und der Zeltkerb der große Umschwung. Auch wenn es in diesem Jahr nur zu einer dreitägigen Biergarten-Kerb gereicht hat, war der Zuspruch gewaltig.“
Immenser Aufwand hat sich gelohnt
Gelohnt hat es sich aus Sicht der Verantwortlichen, doch der Aufwand sei immens gewesen. Vor rund acht Wochen begannen die Planungen für das Hygienekonzept, das alle Eventualitäten einbezog. „Da aber mit dem Gesundheitsamt in Gelnhausen nur E-Mail-Verkehr möglich war mit einem Rücklauf von drei bis fünf Tagen und dort wegen der Besucherzahl und steigenden Inzidenzen eine Rücksprache mit Wiesbaden für notwendig erachtet wurde, musste letztlich der kleine Dienstweg herhalten, um grünes Licht zu bekommen“, blickt Markus Dillmann auf aufregende Wochen und Tage zurück. „Aber unser Konzept war umfassend, denn wir haben alles daran gesetzt, dass die Sicherheit aller Besucher, Aktiven, des Caterers und der Musiker so gut wie möglich gewährleistet war“, zollt Dillmann auch seinen Helfern ein großes Lob für gute und fachlich fundierte Arbeit.
Allerdings wird die Freude durch einen großen Wermutstropfen getrübt, denn die Mehrkosten für die Veranstaltung summieren sich laut Weider auf stolze 5000 Euro. „Das Hygienekonzept mit Kosten für getrennte und zusätzliche Toiletten, für die Luca-App am Einlass, für Desinfektionsmaterial und Spender überall auf dem Festgelände, für Security an der Einlasskontrolle und einige Posten mehr hat finanziell schon weh getan.“ Allerdings werde das durch die Freude der Menschen ausgeglichen, wieder solch eine Veranstaltung mit Familie, Freunden und Bekannten besuchen zu können.
Die meisten Besucher brachten ihr Testergebnis mit
Für 200 der 700 zugelassenen Gäste auf dem 2400 Quadratmeter großen Areal auf dem Ostheimer Festplatz hieß das allerdings vor dem Besuch entweder einen aktuellen Test vorzuweisen oder direkt neben dem Einlass einen Test machen zu lassen. „Hauptsache ich bin negativ und kann heute Abend rein“, meinte am Samstag ein junger Mann, der auch die fünf Euro Gebühr ohne zu murren bezahlte. „Der Spaß, heute Abend mit meinen Freunden hier feiern zu können, ist mir das allemal wert“, betonte der Besucher. Die meisten der 200 nicht geimpften oder genesenen Besucher brachten ihr Testergebnis allerdings mit.

Auch am Einlass, an dem sich über eine Stunde vor Beginn des Konzerts der „Alpenfuzzis“ eine Schlange von geschätzt 50 bis 60 Besuchern gebildet hatte, gab es so gut wie keine Probleme. „Ein paar wenige haben ein bisschen rumgemotzt, aber das ist normal. Ansonsten warten die Leute geduldig, bis sie eingelassen werden“, beschrieb eine Security-Mitarbeiterin die Lage. Die zwei Aktiven am Einlass gaben sich aber auch alle Mühe, bei den Besuchern zügig die Testergebnisse oder Impfnachweise zu kontrollieren, was bestens klappte.
„Solange es drinnen Bier gibt, stehe ich hier gerne noch einen Moment an“, so ein Besucher. Und eine junge Dame meinte, die Kontrollen seien eben notwendig, um die Kerb besuchen zu können. „Meine Freundinnen und ich haben uns doch schon so lange darauf gefreut.“ (Thomas Seifert)