„Rock den Acker“ führt die Metal-Gemeinde wieder in Nidderau zusammen

Im kleinsten Nidderauer Stadtteil Erbstadt hat sich ein kleines aber feines Open-Air-Festival etabliert. Die Fangemeinde von „Rock den Acker“ schätzt die familiäre Atmosphäre.
Nidderau – „Rock den Acker“ in drei Wörtern beschreiben? „Super, viel geiler Spaß! – Ok, das waren vier Wörter“, sagt Andreas Gruhn vom Orga-Team und lacht. Aber den Organisatoren fallen einfach unglaublich viele Argumente ein, warum ihr Festival das beste weit und breit ist, dem nicht nur die Fans seit Jahren die Treue halten.
Am Wochenende regierten in Erbstadt für drei Tage wieder harte Gitarrensounds, Crowdsurfing und das Gefühl, an diesem Wochenende alles richtig gemacht zu haben. Da durfte auch mal das Zelt auf dem angrenzenden Campingplatz im Durcheinander versinken und die Dusche eine Bierdusche sein – Hauptsache, die Stimmung und die Musik waren gut. Und das war bei Szenegrößen wie Elfmorgen oder Crossplane fast schon garantiert.
Doch viele Besucher kamen auch gerade wegen der zahlreichen unbekannteren Bands. Die Auswahl des Line-ups ist mehr Arbeit als es aussieht und beginnt bereits im Spätsommer des Vorjahres mit dem Aufruf an die Bands, sich zu bewerben. Aus den rund 300 eingegangenen Bewerbungen trifft jeder einzelne des 11-köpfigen Teams eine Auswahl seiner 30 Lieblingsbands.
„Dann schließen wir uns ein Wochenende lang ein, wie bei der Papstwahl“, schildert Gruhn – wenn dann weißer Rauch über Erbstadt aufsteigt – wird vielleicht auch nur die Nebelmaschine für das kommende „Rock den Acker“ getestet.

Neben den obligatorischen Festival-Momenten bietet „Rock den Acker“ aber vor allem eines: familiären Spaß. Eine Charaktereigenschaft, die den Organisatoren ganz besonders am Herzen liegt. Und so springen zwischen stolzen Kutten-Trägern mit „Iron Maden“- und „AC/DC“-Aufnähern auch Kinder mit Ohrenschützern neben ihren Eltern zu Gitarrensounds. Der Family Day mit Kinderschminken, Spielen und Basteln ist mittlerweile fester Bestandteil, genauso wie das Warm-up auf der kleineren Campingbühne.
Den wenigen Kritikern in der Bevölkerung kann Andreas Gruhn die Angst nehmen, dass sich das beschauliche Festival zu einem zweiten Wacken entwickeln könnte. In dem Dorf in Schleswig-Holstein steigt immerhin eines der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt.
„So wie wir sind, wollen wir gerne hier bleiben und es uns auch nicht mit den Anwohnern versauen“, versichert Gruhn, der darauf hinweist, dass das Festival aus Platzgründen auf eine vorgegebene Besucherzahl beschränkt ist.
Wenn man die Besucher fragt, dann ist gerade das eines der häufigsten Argumente. „Rock am Ring“ sei zwar auch schön, aber „Rock den Acker“ sei eben so schön klein und gerade dadurch etwas ganz Besonderes.
Als eine der Bands am Freitag wegen eines Corona-Falls kurzfristig absagen musste, war mit einem kurzen Anruf bei „Tinitus Projekt“ aus dem Nachbarort auch schon für Ersatz gesorgt. So etwas ist sicherlich nicht bei jedem Festival möglich.

Die Besucher – egal wie alt – fanden es jedenfalls super, so wie Erik Hofmann aus Erbstadt, der – obwohl er in Hörweite wohnt – zum ersten Mal da war. „Bevor die Bässe so blechern aus der Ferne klingen, geht man lieber hin“, sagte der 61-Jährige und lachend.
Beim letzten Song der Band „Deface“ überkam es dann auch Organisator Jens Seifried, der eine spontane Crowdsurfing-Einlage startete und von den Besuchern auf Händen über das Publikum hinweg gereicht wurde. (Von Mike Bender)