Sängervereinigung Nidderau-Windecken und Ensemble On Stage bringen Dracula auf die Bühne

Mythen über Untote gab es schon lange vor dem Roman des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Anne-Kathrin Frank, Vorsitzende der Sängervereinigung Nidderau-Windecken begrüßte mit mehr als einem Jahr Verspätung das Musical-Ensemble On Stage in der Willi-Salzmann-Halle.
Nidderau – Gegeben wurde das Musical über den wohl berühmtesten Untoten der Weltliteratur: Dracula. Mit „Frankenstein“ und der Musikgala „Es war einmal …“, begeisterte das junge Ensemble bereits in den vergangenen Jahren. „On Stage, eine Gruppe engagierter und talentierter Menschen, schafft es mit viel Einsatz in vielen anstrengenden und kreativen Stunden Arbeit immer wieder, das Publikum mit tollen Inszenierungen zu begeistern“, sagt Frank.
In großer Kulisse und prächtigen Kostümen, mit einem Live-Orchester und aufwändiger Licht- und Tontechnik, ließen die Sänger des Ensembles unter der Regie von Marcel Lutz die Untoten auf der Bühne lebendig werden. Ursprünglich geplant war das Musical laut Frank für Halloween 2020. Das habe wegen des Lockdowns nicht geklappt. Lutz sagt, dass er sich für „Dracula“ keine vergleichbaren Stücke angesehen hat. Ursprünglich sei ein Bühnenvorhang geplant gewesen, doch das durchsichtige Rollo aus einem Spezialstoff, der diesen ersetzte, sei für die Produktion optimal. Mit Ensemble und Orchester seien fast 50 Leute auf der Bühne.
Große Verunsicherung bei den Zuschauern
„Durch die aktuellen Corona-Verschärfungen liefen die Samstagsvorstellungen unter 2G und die Vorstellungen am Sonntag unter 2G plus mit Abstand und Hygienekonzept“, sagt Frank. Einige Zuschauer hätten abgesagt, weil es ihnen zu aufwändig war, in das Testzentrum zu gehen, andere hätten Karten für den Sonntag gekauft, weil es sicherer sei in ihren Augen, wieder andere hätten kurzfristig Karten erworben, weil sie nicht glauben konnten, dass das Musical stattfindet. Von den ursprünglich geplanten 600 Zuschauern unter Corona-Auflagen konnten während der drei Vorstellungen 120 erreicht werden.
Regisseur Lutz spielt mit Licht, legt die Szenen düster und mystisch an, und ordnet Farben bestimmten Charakteren und Motiven zu. Während der Präsenz von Vampiren und Monstern dominiert die Farbe Rot. Auch in Kampfszenen ist der Hintergrund in Rot gehalten und wird mehrfarbig, wenn die Stimmung wechselt.
Schwere Zeiten für das Ensemble
Das Unterbewusstsein erfasse so den Charakter der Szenen schneller, sagt Lutz. Auch über Sounds wurden Überleitungen zu bestimmten Szenen geschaffen, und dann ging es in einem Guss weiter. Deshalb wurde auf den Frontvorhang zum Umbau verzichtet, „denn der bricht immer das Stück“. Rund 25 Lieder sind in dem zweieinhalbstündigen Musical integriert. „Wir haben zwei Jahre geprobt, doch das ist keine reine Probenzeit am Stück“, erklärt Lutz.
In der Zeit vor Weihnachten vor zwei Jahren sei das Stück bereits fest gewesen, doch direkt nach der Gala habe der Lockdown begonnen. Zwei Monate lag alles brach. Im Sommer probten die Darsteller im Freien in Höchst im Odenwald, wo der Regisseur lebt. Kurze Zeit später kam der November-Lockdown. Monatelang fielen die Proben wieder flach. Im Juli begann alles von vorn. „Wann wir wieder mit einem anderen, neuen Stück beginnen können, ist noch in der Schwebe“, sagt Lutz. Im Musical „Dracula“ hält er sich bewusst im Hintergrund.
Am Ende wird Draculas Fluch gebrochen
Einmal ist er als Beobachter zu sehen, dann als Müller oder Bischof. Das Spiel überlässt er brillanten Darstellern, wie Holger Martinéz und Thorsten Kusch in der Rolle des Dracula, Bianca Maschemer und Melanie Wolf-Knapp, die die Rolle der Mina Murray verkörpern, oder Lucy Westenra alias Ann-Kathrin Stahlmann. Leidenschaftlich und berührend spielte auch Iris Viola Wilk ihre Rolle als Mr. Renfield. Kostüme und Requisiten wurden teils eigens für das Stück produziert. Laut Frank war die Firma Crosslight um Mirko Einschütz und Dominik Echterbruch über drei Tage im Einsatz. Sie bauten Technik vom Fassungsvermögen eines Lkw auf und verlegten mehrere Kilometer Kabel.
Am Ende wird der Fluch gebrochen, Draculas Seele wird befreit. „Im Finale wird klar, dass die Erlösung kommt und nicht der Untergang Minas“, sagt Lutz. Die Zuschauer zeigten sich tief berührt und tauchten gemeinsam in die Welt des Gesangs und Schauspiels ein. Die Sängervereinigung und On Stage setzten ein Zeichen, dass Kultur auf höchstem Niveau auch in einer Krise bestehen bleibt. (Von Georgia Lori)
