SC Eintracht-Sportfreunde Windecken machen zum ersten Heimspiel alles schick

Er ist seit dreieinhalb Jahren zweiter Vorsitzender des SC Eintracht-Sportfreunde Windecken, gehört dem Verein schon über 25 Jahre lang an, war ein „Verteidiger der harten Sorte“ und ist auf der Anlage „Am Sportfeld“ quasi das Mädchen für alles im technischen Bereich: Derzeit ist Wolfgang Möller damit beschäftigt, mit einigen Helfern die Umkleidekabinen des A-Ligisten von Grund auf zu sanieren.
Nidderau - Wie das eigentliche Vereinsheim stammt der Umkleidetrakt aus dem Jahr 1970. Als die ambitionierten Aufstiegspläne der Windecker im Jahr 2018 mit einem Knall beendet waren, der Verein in eine finanzielle Schieflage geriet und die Mannschaft aus dem Spielbetrieb abmelden musste, übernahm unter anderen Wolfgang Möller Verantwortung in der Klubführung als zweiter Vorsitzender. „In dieser Rolle fühle ich mich wohl, ich bin kein Mann für die vorderste Reihe, ich würde mich als Macher bezeichnen“, beschreibt sich der Mittfünfziger selbst.
„Die Arbeitsstunden darf man nicht mitrechnen“
Der Installateur und Heizungsbauer hat sich mit seinen Vorstandskollegen damals auf die Fahnen geschrieben, die in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten auf Vordermann zu bringen, „denn die waren für die Spieler, Schiedsrichter und Besucher nicht mehr zumutbar“. Statt viel Geld für Akteure auszugeben, die keinerlei Bindung zum Verein haben und nach ein, zwei Jahren weiterziehen, baute man mit dem eigenen Nachwuchs und mit Spielern, die in der Jugend mit dem Kicken aufgehört hatten, eine neue Mannschaft auf, die unter einem „sehr engagierten Trainer“ mit „guten und ambitionierten Jungs“ gleich den Aufstieg aus der B- in die A-Klasse schaffte. Eigentlich sollte die Sanierung der Umkleide und Sanitärräume schon früher fertig sein, aber auch da hat die Pandemie den Plänen einen Streich gespielt.
Allerdings war schon relativ früh klar, dass der Sportverein die Sanierung größtenteils in Eigenregie stemmen muss, da nach einer Kostenrechnung abzüglich der zu erwartenden Zuschüsse noch rund 40 000 Euro an Eigeninvestition auf den SC Eintracht-Sportfreunde zugekommen wären.
„Dieses Geld hat der Verein nicht, nachdem uns auch einige Sponsoren weggebrochen sind“, erklärt Möller im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das Problem war nur, dass wir zu wenig Handwerker im Verein haben. Die erste Mannschaft zum Beispiel besteht größtenteils aus Studenten und Schülern. Und uns fehlt der wichtige Mittelbau der 35- bis 50-Jährigen“, beschreibt der zweite Vorsitzende die Situation. „Die Jungs kommen zwar, um zu helfen, sind aber handwerklich nicht geschult. Da ist es dann in einem Umkleideraum dazu gekommen, dass beim Herausstemmen des alten Fliesenbodens viel zu tief abgegraben worden ist und ich jetzt wieder den Boden auffüllen muss, um auf die richtige Höhe zu kommen“, berichtet Möller.

Er selbst ist seit April fast jeden Tag auf der Baustelle, oft alleine, am Wochenende auch von Helfern unterstützt. „Das macht mir nichts aus, denn bei dieser Arbeit sieht man seine Erfolge“, so der Handwerker. Und Wolfgang Möller hat durch seinen Beruf viele Kontakte zu anderen Handwerkern oder zu heimischen Firmen, die als Freundschaftsdienst oder für kleines Geld die Sanierungsarbeiten unterstützen. „Ein Freund ist ein exzellenter Fliesenleger, der seine Hilfe angeboten hat. Über einen anderen Kontakt bekommen wir zu günstigen Konditionen den Estrich eingebaut. Und bestimmtes Material kann ich über meinen Chef oder andere Firmen zum Einkaufspreis bekommen“, listet der zweite Vorsitzende Gründe auf, weshalb der Verein nun mit lediglich etwa 10 000 Euro Materialkosten rechnet.
„Die Arbeitsstunden darf man nicht zählen, aber ich wusste, auf was ich mich da einlasse. Obwohl die eine oder andere Überraschung erst sichtbar wurde, nachdem wir zum Beispiel den Boden oder die Wände freigelegt haben. Allerdings war das bei einem 50 Jahre alten Gebäude auch zu erwarten, hat uns also nicht umgehauen“, betont Möller.
Es müssen alle mit anpacken
Rund 300 Mitglieder zählt der SC Eintracht-Sportfreunde Windecken noch, „und die nächsten Jahre werden nicht leichter“, weiß der zweite Vorsitzende. Viele ältere Mitglieder, die immer wieder mit Spenden zur Stelle waren, sind nicht mehr. Den Nachwuchs für Fußball zu begeistern, werde auch immer schwieriger, und nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen zum FC Nidderau werde es jeder Stadtteilklub doppelt schwer haben, über die Runden zu kommen.
Trotzdem ist Wolfgang Möller guten Mutes, nicht nur bis zum Rundenstart die Umkleideräume, Duschen und WCs sowie den Schiedsrichterraum saniert zu haben, sondern in der Winterpause auch noch die Gästetoiletten auf Vordermann zu bringen.
„Und die Außenanlagen müssen auch gepflegt werden, da müssen auch die Jungs mal ran. Immerhin ist es mir in den vergangenen zwei Dürrejahren gelungen, den Rasenplatz so zu bewässern, dass er zum Rundenstart in einem sehr guten Zustand ist“, darf sich der engagierte zweite Vorsitzende auch mal ein Eigenlob zollen. (Von Thomas Seifert)