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Social-Media-Expertin Hedda Stroh aus Ostheim plädiert für mehr Verantwortung im Netz

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Für sich selbst einzustehen fällt vielen Firmen und Menschen nicht leicht, weiß Hedda Stroh.
Für sich selbst einzustehen fällt vielen Firmen und Menschen nicht leicht, weiß Hedda Stroh. © Andrea Pauly

Hedda Stroh strahlt Energie und Ruhe zugleich aus. Die Unternehmerin, die seit zehn Jahren in Ostheim lebt, scheint ihre Berufung gefunden zu haben. Vor wenigen Jahren hat sie sich komplett umorientiert, ihre feste Anstellung als Junior-Geschäftsführerin einer Immobilien- und Baufirma aufgegeben und eine Ausbildung zur Social-Media-Expertin gemacht.

Nidderau – Jetzt betreut sie Unternehmen im Online-Bereich und hat gerade mit dem bekannten Vortragsredner Hermann Scherer einen Weltrekord im sogenannten „Zoom-Hack-Slam“ aufgestellt.

Scherer, Motivationsredner und „Top-Speaker“, hatte zu diesem Online-Rekordversuch aufgerufen. 312 Teilnehmer aus 17 Nationen waren zusammen gekommen. Die Herausforderung für die Teilnehmer bestand darin, in einem Zoom-Meeting innerhalb von einer Minute etwas möglichst überzeugend zu präsentieren, also einen Tipp zu geben, neudeutsch „Hack“ genannt.

Die Sozialen Medien als Bühne

Unter ihrem Motto „Zeig’ Dich, wenn Du was bewegen willst!“ warb Hedda Stroh mit sich selbst, ihrer persönlichen Botschaft. „Eine echte Herausforderung, denn die eigene Stimme für sich selbst auf Knopfdruck zu erheben, fällt den wenigsten Menschen leicht “, erklärt die Social Media-Expertin. Hedda Stroh hat es getan und darf sich nun Weltrekord-Halterin des „Internationalen Zoom-Hack-Slam“ nennen.

Für sich selbst werben und hierfür die Sozialen Medien als Bühne zu betrachten, stellt auch für viele Unternehmer eine große Herausforderung dar. Eine Erfahrung, die die 50-jährige Social Media-Expertin über viele Jahre ihres Arbeitslebens in unterschiedlichen Unternehmen gemacht hat.

Gebürtig aus Siebenbürgen, kam sie als Kind mit den Eltern und zwei Schwestern nach Schöneck. Sie besuchte die heutige Bertha-von-Suttner-Schule und war nach der Ausbildung in einer Frankfurter Großbank unter anderem in der Immobilienfinanzierung tätig, bevor sie 1997 in die Privatwirtschaft zu einem Bauträger in den Vertrieb wechselte und dann 1999 zu einer Bau- und Immobilienfirma nach Erlensee kam. „Für eine Frau ist die Baubranche immer noch eine Herausforderung. Ich begann hier als Assistentin der Geschäftsführung und bin bis zu meinem Ausscheiden 2017 zur Junior-Geschäftsführerin aufgestiegen“, erzählt Stroh.

Badeunfall verändert ihr Leben

Doch ein einschneidendes Erlebnis, ein Badeunfall im September 2016 auf Kreta, der beinahe tödlich ausgegangen wäre, veränderte ihr Leben. „Das war wie ein Wink des Schicksals und hatte Signalwirkung für mich.“

Aus dem Bauch heraus brach Hedda Stroh die Zelte in Deutschland ab, kündigte und bereiste ein paar Monate lang die griechische Insel. Nach vier Monaten entschloss sie sich, eine Weiterbildung zum DEKRA-zertifizierten Social-Media-Manager zu machen.

„Ich kannte den Marketingbereich durch meinen vorherigen Job, habe mich schon immer für die Imagebildung von Unternehmen interessiert und wollte etwas Innovatives und Zeitgemäßes machen“, erzählt die Ostheimerin. Imagebildung sei auch für kleine und mittelständische Unternehmen, die regional tätig sind, ein großes Thema, so Stroh.

Nach der Ausbildung und „vor Corona“ ist Stroh viel unterwegs. Nicht nur bei Kunden, sondern auch bei verschiedenen Netzwerktreffen, die für ihre Arbeit extrem wichtig sind. Während in den letzten eineinhalb Jahre Vieles nur noch online lief, ändere sich die Situation gerade wieder, sagt die Media-Fachfrau.

„Kreta ist meine Herzensinsel“

In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden zu guten Gesprächen und zum Tanzen, was ja in den letzten Monaten ebenfalls nicht möglich war. „Außerdem entspanne ich mich beim Malen und lerne Griechisch. Denn Kreta ist inzwischen meine Herzensinsel geworden, die ich mindestens einmal pro Jahr besuche. Dort herrscht eine Schwingung, die mein Herz erfüllt“, bekräftigt Stroh lächelnd.

Da sie prinzipiell ihre Kunden von überall her betreuen kann, ist es ihr Ziel, irgendwann von Kreta aus nach Deutschland „zu pendeln“, wenn es die Arbeit erfordert. „Momentan ist mein Alleinstellungsmerkmal allerdings, dass das erste Gespräch mit dem Kunden persönlich stattfindet, obwohl Medienberatungen grundsätzlich fast nur noch online laufen. Wenn ich allerdings den Kunden persönlich besuche, kann ich mir einen besseren Eindruck vom Unternehmen verschaffen“, erläutert sie. „Viele Kunden haben Berührungsängste mit Online-Plattformen. Diesen kann ich nicht zumuten, per Video mit mir zu kommunizieren.“

Ihre Kunden sind bunt gemischt – vom Handwerksbetrieb über Fitnesscenter, Sicherheitsunternehmen oder auch „Personal Coachings“ zur Selbstvermarktung. Im Kontakt mit dem Kunden gehe es oft erst mal darum, herauszufinden, ob es nur Unsicherheiten sind, die ihn von einem Social-Media-Auftritt abhalten, oder echte Abneigung dieser Form der Selbstdarstellung beziehungsweise Präsentation des eigenen Unternehmens. Letzteres sei dann eine Aversion, die man schwer durchbrechen könne.

Eine authentische Strategie entwickeln

„Für Unternehmen ist Social Media ein Image-Tool, wenn man es richtig anwendet. Alles, was ein Unternehmer normalerweise offline tut, kann Social Media unterstreichen und einem viel größeren Adressatenkreis zur Verfügung stellen – also sichtbar machen“, sagt die Online-Expertin. Wichtig sei dabei eine authentische Strategie und Analyse der potenziellen Zielgruppen. Man habe Einfluss auf das eigene Marken-Image.

Besonders im Personal Branding, der persönlichen Darstellung eines Menschen in der Medien- und Arbeitswelt, sei es wichtig, vorab zu klären, wie weit sich der Kunde persönlich öffnen will und bereit sei, zum Beispiel über seine Werte zu sprechen. „Es hat ein Wandel stattgefunden. Heutzutage gibt es diese Dualität von Beruflichem und Privatem oft nicht mehr, wenn beispielsweise Manager aus großen Unternehmen von ihren Hobbys und Lebensweisheiten in den sozialen Netzwerken öffentlich erzählen“, berichtet Stroh.

Besonders seit der Pandemie und dem damit einhergehenden Lockdown sowie dem Fehlen von persönlichen sozialen Kontakten habe diese Entwicklung noch mal einen Schub bekommen: „Die Leute sprechen mehr und offener über ihre Gefühle.“

Nutzerzahlen haben sich verdoppelt

Natürlich gebe es gerade in dieser Zeit auch negative Aspekte der emotionalen Entblößung, wenn die Stimmung in Aggression und Hasstiraden ausarte und die Menschen hier Dampf ablassen. „Die Pandemie stellt unsere Gesellschaft in jeder Beziehung auf eine harte Probe, was sich in den verschiedenen Plattformen eindrücklich spiegelt. Ich würde wünschen, dass manche Nutzer sensibler mit den sozialen Netzwerken umgehen und oftmals etwas weniger schnell scrollen und sich mehr mit den einzelnen Inhalten beschäftigen“, sagt die Unternehmerin.

Die Nutzerzahlen hätten sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt und die Inhalte vervielfacht. Google wisse, wie viel Zeit man mit einem Beitrag verbringe. Das Thema sei extrem komplex. Natürlich spiele auch die Psychologie eine Rolle, wie die Frage, warum so viele Menschen in den sozialen Medien unterwegs sind.

„Es geht dabei um menschliche Aspekte – soziales Miteinander und Aufmerksamkeit – und nicht darum, klassische Werbeanzeigen zu lesen. Daher muss Unternehmensdarstellung in den sozialen Medien authentisch-informativ und empathisch-emotional sein“, definiert Stroh. Umso wichtiger sei es deshalb für sie als Social-Media-Expertin, Vertrauen zu ihren Kunden aufzubauen, indem sie ihre Werte kommuniziert. „Denn mit der Darstellung des Kunden in den sozialen Medien übernehme ich ebenso Verantwortung“, ist sich die Medien-Fachfrau bewusst. (Andrea Pauly)

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