Ukraine-Geflüchtete: Stadt sucht Aushilfen für Betreuung von Kindern

Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine nehmen in Nidderau zu. Die Stadt sucht nun händeringend nach Tagesmüttern und Aushilfen für die Kinderbetreuung.
Nidderau – Fast drei Wochen tobt der Krieg in der Ukraine bereits. Die Auswirkungen merken nun auch die Kommunen hier in Deutschland. Auch in Nidderau sind die ersten Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine eingetroffen. Allerdings kamen diese bisher in privaten Unterkünften bei Freunden oder Bekannten unter.
Mit zunehmender Anzahl wird es nun aber Aufgabe der Landkreise und Kommunen, sich um die Aufnahme dieser Kriegsflüchtlinge zu kümmern.
Geflüchtete aus der Ukraine in Nidderau: „Die Dynamik hat zugenommen“
„Die Dynamik hat zugenommen. Kamen die Flüchtlinge in den ersten Tagen auf eigene Faust in den Main-Kinzig-Kreis und nach Nidderau, so werden uns nun die Flüchtlinge vom Kreis zugeteilt“, berichtet Bürgermeister Andreas Bär (SPD) in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Jugend und Soziales am Dienstagabend in der Willi-Salzmann-Halle.
Das Zauberwort dabei heißt „Königsteiner Schlüssel“. Mit ihm ist festgeschrieben, mit welchem Anteil sich die einzelnen Länder der Bundesrepublik an gemeinsam finanzierten Projekten beteiligen müssen. Der Anteil richtet sich zu zwei Dritteln nach dem Steueraufkommen und zu einem Drittel nach der Bevölkerungszahl. Nach dem jetzigen Stand muss der Main-Kinzig-Kreis demnach 1500 Flüchtlinge aufnehmen und Nidderau davon fünf Prozent, also rund 75 Personen.
Ukraine-Krieg: Kreis kümmert sich um Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten
Anders als 2015 bei der ersten Flüchtlingswelle aus den arabischen Ländern kümmert sich jetzt der Kreis zentral um die Unterbringung und Versorgung der Menschen. Bisher seien zentrale Aufnahmestationen in größeren Hallen vorgesehen, aber auch Anmietungen von leer stehenden Wohnungen. Auch dies geschieht dieses Mal zentral, um keine Konkurrenzsituation mit gegenseitiger Überbietung auf dem Wohnungsmarkt auszulösen.
In Nidderau sind nach Auskunft von Bär derzeit keine Hallen zur Unterbringung vorgesehen. Während der Kreis sich um Aufnahme und Betreuung der Flüchtlingskinder in den Schulen kümmert, fällt diese Aufgabe den Kommunen im Kita-Bereich zu. „Da es in unseren Kitas kaum noch freie Plätze gibt, werden wir das Problem mit Tagesmüttern oder Aushilfen lösen müssen“, fährt Bär in seinem Bericht fort. Fünf Psychologinnen und eine Sporttherapeutin sollen sich schon bei ihm gemeldet und ihre Dienste angeboten haben.
Neben den Menschen aus der Ukraine gilt es momentan allerdings auch noch die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika zu versorgen. Da sind der Stadt für dieses Jahr 150 angekündigt worden, von denen 43 schon angekommen und untergebracht worden seien.
Nidderau: Versorgung der Geflüchteten aus Ukraine, Nahen Osten und Afrika hat höchste Priorität
Die restlichen Tagesordnungspunkte erscheinen gegenüber dieser Aufgabe geradezu unbedeutend. Teilweise musste sogar auch nur noch ihre Erledigung festgestellt werden. Beispielsweise beim Antrag von SPD und Grünen auf Installation einer Vorrangsteuerung für Busse an Ampelanlagen. Dafür seien die Nidderauer Straßen nicht geeignet, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Der Antrag wird daraufhin für erledigt erklärt.
Dasselbe gilt für den CDU-Antrag auf Einrichtung von sogenannten Kiss&Ride-Zonen vor Grundschulen aus dem Jahr 2019. Auch hierzu liegt dem Ausschuss eine Stellungnahme der Verwaltung vor. Danach sind für die Grundschulen in Windecken und Heldenbergen die Einrichtungen von derartigen Bring- und Abholzonen rechtlich nicht möglich.
In Eichen wird hingegen derzeit eine solche Zone auf dem Gelände der Nidderhalle errichtet. Und auch in Ostheim ist nach Fertigstellung der Bauarbeiten an der Turnhalle eine Hol- und Bringzone auf dem Parkplatz des Bauhofs geplant. Deshalb wird auch dieser Antrag als erledigt angesehen.
Neben Versorgung der Ukraine-Geflüchteten: Stadt Nidderau mit weiteren Projekten
Dies gilt an diesem Abend auch für den Antrag der FWG auf Bepflanzung der Konrad-Adenauer-Allee mit Bäumen. Die finanziellen Mittel dafür seien nämlich im Zuge der Haushaltsberatung 2020 von der Stadtverordnetenversammlung in das Haushaltsjahr 2023 verschoben worden. Trotzdem wurden in diesen Tagen, wie der Erste Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) zufrieden verkündet, die ersten drei Bäume vor dem Stadtplatz bereits angepflanzt.
Noch nicht abgeschlossen ist auch die Diskussion über das zu überarbeitende Spielplatzkonzept. Hierzu sollen noch die Stellungnahmen von zwei Ortsverbänden und des Seniorenbeirats abgewartet werden. (Jürgen W. Niehoff)
Am Bahnhof in Hanau kommen viele Ukraine-Geflüchtete an. Dort können sie sich mit dem Nötigsten eindecken.