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Ismail Karahan hat sich auf Container-Unterkünfte für Geflüchtete spezialisiert

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Von: Mirjam Fritzsche

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Der Hanauer Unternehmer Ismail Karahan hat sich auf die Errichtung von Container-Unterkünften für Geflüchtete spezialisiert.
Der Hanauer Unternehmer Ismail Karahan hat sich auf die Errichtung von Container-Unterkünften für Geflüchtete spezialisiert. © Mirjam Fritzsche

Mit elf Kommunen ist Ismail Karahan aktuell im Gespräch. Der türkischstämmige Unternehmer hat sich auf die Errichtung von Container-Unterkünften für Geflüchtete spezialisiert. Seine Frau Susanne führt die Geschäfte der DK Baustoffhandel GmbH mit Sitz in Aschaffenburg, der 45-jährige Kaufmann aus Hanau fungiert als Bauleiter.

Niederdorfelden/Main-Kinzig-Kreis – In Niederdorfelden hat er kürzlich die zweite Häuserzeile mit Platz für 48 Personen errichtet. Auch in Maintal und Bruchköbel stehen seine Container bereits. Aus seiner Sicht sind sie die Lösung für das Problem mit der kurzfristigen Unterbringung von Geflüchteten. Von den Vorteilen ist er überzeugt: Die Container lassen sich vergleichsweise schnell errichten und bieten wesentlich mehr Privatsphäre als eine Sammelunterkunft. Aufgrund der Modulbauweise können die Container zu kleinen Wohnungen zusammengesetzt werden – mit Schlafzimmer, Bad mit Dusche und WC sowie einer kleinen Küchenzeile. Bis zu vier Personen finden in einer Wohneinheit zusammen Platz. So können auch Familien zusammen sein. Wer in Deutschland als Flüchtling anerkannt ist, muss nicht unbedingt ausziehen, sondern kann wohnen bleiben.

Hilfreiches Netzwerk in der Türkei

Sollten die Container nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht werden, können die Modulbauten als Kindergarten, Schulungsräume oder als Hostel genutzt werden, zählt Karahan auf.

„Ich weiß, dass die Kommunen mit dem Rücken zur Wand stehen. Der Zeitdruck ist immens“, sagt er. Noch bevor eine Unterkunft fertig ist, müsse wegen der anhaltend hohen Zahlen an Flüchtlingen (siehe Kasten) oft schon die nächste geplant werden.

Die erste Unterkunft aus Containern hat er 2016 mit der Gemeinde Niederdorfelden umgesetzt. „Dabei ist mir mein Netzwerk in der Türkei zugutegekommen“, sagt Karahan, dessen Eltern als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind. „Ich bin in Hanau aufgewachsen. Nach der Schule war ich oft bei unserer Nachbarin und habe bei ihr typisch deutsche Eigenschaften wie Fleiß und Disziplin gelernt“, sagt der 45-Jährige, dessen Arbeitstag manchmal bis zu 17 Stunden hat. „Man bekommt nichts geschenkt“, so der Vater von drei Kindern.

Idee entstand während der Flüchtlingskrise 2015

Ismail Karahan nutzt das Beste aus beiden Welten und macht Geschäfte in der Türkei und in Deutschland. Das Partnerunternehmen, mit dem er in der Türkei zusammenarbeitet, produziere unter anderem modulare Fertigbauten und Wohncontainer und sei eines des ältesten und bekanntesten seiner Branche.

Karahans Firma übernimmt den Vertrieb für Deutschland. Die zusammengefalteten Module werden in der Türkei gefertigt und per Lkw nach Deutschland transportiert – acht Stück passen auf ein Fahrzeug. Acht bis zehn Wochen Vorlauf benötigt er für die Lieferung. Länger brauchen die vorbereitenden Arbeiten wie Leitungen verlegen und das Fundament herrichten.

Mit dem Vorschlag, größere Wohncontainer für die Flüchtlingsunterbringung aufzustellen, ist Karahan in der Flüchtlingskrise 2015 auf den Main-Kinzig-Kreis zugegangen. Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) war der Erste, der solch eine Container-Unterkunft in seiner Kommune errichten ließ. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut. „Aus humanitärer und aus wirtschaftlicher Sicht war es die richtige Lösung“, betont der Rathauschef. Nicht nur ein geeigneter Platz muss gefunden, auch die Finanzen müssen bedacht werden: Die Kosten müssen die Kommunen selbst stemmen. „Weder vom Bund noch vom Land bekommen wir Hilfe bei der Finanzierung“, kritisiert Büttner.

Direkter Ansprechpartner im Containerdorf

Erst vor Kurzem ist die zweite Unterkunft in gleicher Größe gegenüber der ersten in seinem Ort fertig geworden. Eine Million Euro musste die Gemeinde dafür in die Hand nehmen. Dies kann aktuell noch aus Rücklagen finanziert werden. Doch auch die sind endlich. Büttner geht davon aus, dass auch die neue Unterkunft bis Ende des Jahres vollständig belegt sein wird.

Für Bauamtsleiter Carsten Breitbach ist die Container-Lösung „alternativlos“. „Gebäude in Massivbauweise wären viel zu teuer und es würde viel zu lange dauern, bis sie bezugsfertig sind.“ In Niederdorfelden hat der zuständige Sozialarbeiter Tarek Elsakir sein Büro im Containerdorf, bei Fragen und Problemen ist er direkt ansprechbar. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Bürgermeister Büttner.

Besteht jetzt aus zwei Häuserzeilen: Die Flüchtlingsunterkunft in Niederdorfelden.
Besteht jetzt aus zwei Häuserzeilen: Die Flüchtlingsunterkunft in Niederdorfelden. © Mirjam Fritzsche

Karahan betont, dass sein Hauptaugenmerk auf den Städten und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis liegt. Auch wenn die Anfragen mittlerweile aus anderen Bundesländern und von vielen Bauträgern kommen. Er stellt fest, dass viele Kommunen unsicher sind, was sie tun sollen und schieben die Entscheidung immer weiter nach hinten.

„Mittlerweile bieten wir ein Komplettpaket an, vom Fundament bis zur Schlüsselübergabe. Wenn gewünscht, machen wir die Heizungs-, Sanitär-, und Elektroinstallation, liefern passende Möbel und bieten auch Photovoltaik-Anlagen für die Dächer an“, so der Hanauer.

30 Leute sind mittlerweile in seinem Unternehmen beschäftigt, darunter auch ehemals Geflüchtete. Geplant ist, im Mai auf ein größeres Firmengelände in Hanau umzuziehen. „Dort werden wir dann eine größere Halle haben.“

Von Mirjam Fritzsche

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