Maraike und Tobias Heymann teilen sich die Pfarrstelle in Niederdorfelden und Gronau

Mit Beginn des neuen Kirchenjahres ist im Advent auch neues Leben in das seit August verwaiste Gronauer Pfarrhaus eingekehrt. Am 8. Dezember sind Maraike und Tobias Heymann mit ihrer achtjährigen Tochter und ihrem vierjährigen Sohn eingezogen.
Niederdorfelden/Bad Vilbel – Doch noch sind nicht alle Umzugskisten ausgepackt. Kein Wunder, denn bereits eine Woche später, am 15. Dezember, trat das Paar seinen Dienst als Pfarrerin und Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Gronau und Niederdorfelden an. Und drei Tage später, am vierten Advent, führte Dr. Martin Lückhoff, Dekan des Kirchenkreises Hanau, die „neuen“ Seelsorger in einem Festgottesdienst in der evangelischen Kirche Niederdorfelden in ihr Amt ein. Den Gottesdienst vor den Gläubigen aus beiden Kirchengemeinden gestaltete das Pfarrerehepaar selbst.
Die Freude darüber, dass die freie Pfarrstelle nach einer Vakanz von nur wenigen Monaten wieder besetzt werden konnte, ist in beiden Gemeinden groß. Vorgängerin Elisabeth Krause-Vilmar war als Gemeindepfarrerin vom 1. Juni 2017 bis August 2022 für die beiden dörflich strukturierten Gemeinden im kurhessischen Süden zuständig. Die Heymanns sind nun aus Kassel ins idyllisch gelegene Gronau gezogen, doch ihre Wiegen standen an anderen Orten. Maraike Heymann erblickte das Licht der Welt in Hamburg und Ehemann Tobias im mittleren Werratal, in der „Hauptstadt“ des „Landes der weißen Berge“. Er kommt aus Heringen (Werra), das im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg an der Grenze zu Thüringen liegt.
In Marburg, Berlin und Kiel studiert
Theologie studiert haben beide in Marburg, Berlin und Kiel. Ihr Vikariat haben sie in Kassel absolviert, sie 2013 und er 2014, gemeinsam wurden sie dort im Jahr 2016 ordiniert. Bisher bekleideten beide Vollzeitstellen. „Hier teilen wir uns erstmals eine Pfarrstelle“, berichtet die Geistliche. In den beiden Kirchengemeinden will sie erst einmal hinschauen, hören und zuhören, die Menschen und ihre Bedürfnisse kennenlernen. Um unter anderem herauszufinden, was sie von den Vorstellungen und den Wünschen der Gemeindemitglieder erfüllen könne.
„Wir wollen erst einmal ankommen und heimisch werden. Wir haben viele Ideen für ein lebendiges Miteinander, wollen Fragen klären – zum Beispiel, was Kirche einem Ort geben kann und wie wir Kirche sichtbar machen können“, fügt Tobias Heymann hinzu. Den Wunsch einmal als Gemeindepfarrerin zu arbeiten, entstand bei Maraike Heymann schon früh. Sie stammt aus einem christlichen Elternhaus, ihr Patenonkel war Pastor. Mit 15 Jahren arbeitete sie bereits im Kindergottesdienstteam mit, dessen Leitung sie dann schnell übernahm. „Damals ist mein Wunsch entstanden, mit einer Gemeinde zu arbeiten.“
Vorliebe für alte Sprachen
Die Schülerin, die in der Schule Latein liebte und auch sonst ein Faible für alte Sprachen hat, entschied sich nach dem Abitur zum Theologiestudium. Neben den alten Sprachen faszinierte sie das Studium der Schriften im Original. „Ich bin in das Studium und den Beruf quasi hineingewachsen.“
Während des Vikariats hatte sie eine Pfarrstelle mit Predigtauftrag und Assistenz für Praktische Theologie am Lehrstuhl für Interkulturelle Theologie, Missions- und Religionswissenschaft an der Augustana-Hochschule im mittelfränkischen Neuendettelsau. Dort hat Maraike Heymann selbst Seminare gegeben und ihre Dissertation zum Thema „Souvenir aus dem Paradies – Eine theologische Untersuchung über den Zusammenhang von Urlaub und Erinnerungen auf der Grundlage materieller Praxis“ geschrieben. Die Disputation steht in Kürze an.
Auch Tobias Heymann kam früh mit Kirche in Berührung. Seine Familie nahm am Gemeindeleben teil, war mit den Pfarrern im Ort befreundet. Sein Wunsch, Pfarrer zu werden, erwuchs in seiner Konfirmandenzeit. „Ich war von der Vielfalt und großen Bandbreite des Theologiestudiums fasziniert und hingerissen“, berichtet er.
Carsharing und Fahrrad statt eigenem Auto
Nach dem Vikariat hat er für Schüler in Hessen religionsoffene Klassenfahrten organisiert. „Das waren Teilnehmer ab der fünften Klasse bis zu Schülern aus Leistungskursen und Berufsschüler, die noch keine Lehrstelle gefunden hatten.“ Danach arbeitete er wie seine Frau zwei Jahre als Gemeindepfarrer in Kassel. Das Hobby der beiden 35-Jährigen ist reisen – sie waren unter anderem zwei Monate lang in Neuseeland unterwegs – und Fahrradfahren.
Ein eigenes Auto haben sie nicht, dafür nutzen sie Carsharing. Auch Kunst gehört zu ihren gemeinsamen Interessen. „Mein Bruder ist Maler. Er malt überwiegend figurativ in Öl“, berichtet Maraike Heymann. In Kassel hat Tobias Heymann unter anderem eine Ausstellung mit mehreren Künstlern organisiert. Doch jetzt heißt es erst einmal für das Pfarrerehepaar anzukommen. Wie sie sich die Arbeit teilen wollen, steht noch nicht fest. Das wird sich in der Praxis zeigen. (Von Christine Fauerbach)