Niederdorfelden als Zentrale der Schleuserbande „China-Connection“?

Nach Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt ist von Niederdorfelden aus die Einschleusung von Chinesinnen, die in Deutschland als Prostituierte gearbeitet haben sollen, organisiert worden.
Niederdorfelden/Frankfurt – Eine 44-jährige Deutsche sowie ein 37-jähriger Chinese, die bereits seit Dezember in Untersuchungshaft sitzen, müssen sich Ende September vor dem Landgericht Hanau verantworten. „Die Anklage ist wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern, Missbrauchs von Ausweispapieren, Urkundenfälschung, Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuerhinterziehung erhoben worden“, sagte Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft, auf Anfrage unserer Zeitung.
Ausgang des Verfahrens waren umfangreiche bundesweite Durchsuchungen kurz vor Weihnachten. Dabei hatten Beamte der Bundespolizei in ganz Deutschland Geschäftsräume und als Terminwohnungen genutzte Privatwohnungen durchsucht. Dabei stießen die Fahnder auf Niederdorfelden und die beiden mutmaßlichen Köpfe der Schleuserbande.
Chinesinnen eingeschleust und als Prostituierte beschäftigt
In der Anklageschrift wird den beiden vorgeworfen, in den Jahren 2018 bis 2020 mindestens 13 chinesischen Staatsangehörigen, teilweise unter Verwendung verfälschter oder auf andere Personen ausgestellter Ausweisdokumente, die Einreise und den Aufenthalt in Deutschland ohne gültige Papiere ermöglicht und diese anschließend in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen als Prostituierte beschäftigt zu haben.
„Die Angeklagten sollen hierbei die Prostitution der eingeschleusten Frauen organisiert haben, indem sie Unterkünfte angemietet, Fahrten der Frauen zwischen den Einsatzorten organisiert, Werbeanzeigen inseriert sowie Termine mit Kunden vereinbart haben sollen“, so Ungefuk weiter.
Über eine Million Euro Einnahmen an Schwarzgeld?
Von den Einnahmen der beschäftigten Frauen sollen die Angeschuldigten einen Anteil von 50 Prozent erhalten haben. Insgesamt geht es um viel Geld, denn die Ermittler schätzen, dass ein Teil der Einnahmen – insgesamt rund 1,1 Millionen Euro – von dem Duo in die Volksrepublik China transferiert worden sind.
Darüber hinaus wird dem Duo zur Last gelegt, die Chinesinnen nicht zur Sozialversicherung angemeldet und keine Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung sowie keine Umsatzsteuer und Lohnsteuer abgeführt zu haben. Dadurch soll der Sozialversicherung ein Schaden von rund 240 000 Euro entstanden sein. Der Schaden für den Fiskus aus Verlusten aus Umsatz- und Einkommensteuer soll sich auf eine Summe von insgesamt über 800 000 Euro belaufen. Aus diesem Grund ist die Anklage auch vor der 5. Großen Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht angeklagt worden.
Prozessauftakt am 28. September in Hanau
Die Anklage ist zugelassen worden. Wie aus Hanauer Justizkreisen zu erfahren war, wurde die mehrtägige Hauptverhandlung bereits anberaumt. Der Prozessauftakt ist demnach für den 28. September vorgesehen. (Von Thorsten Becker)