Niederdorfelden: Bürgermeister Büttner ärgert sich über Service der Müllabfuhr

Große Probleme hat die Gemeinde Niederdorfelden mit ihrer Müllabfuhr. So werden einzelne Tonnen, ja teilweise sogar die Tonnen ganzer Straßenzüge schon mal stehen gelassen. Und dies scheint mittlerweile in Niederdorfelden kein Einzelfall mehr zu sein.
Niederdorfelden – Die Bürger sind verärgert über die ungeleerten Mülltonnen und wenden sich an die Gemeindeverwaltung. So steht das Telefon an manchen Tagen nicht mehr still, weil sich die Bürger nach der ausbleibenden Müllentsorgung erkundigen wollen. „Mich hat sogar ein Bürger spät abends gegen 23 Uhr zu Hause angerufen und sich wegen der ausgebliebenen Müllentsorgung beschwert“, berichtet Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) genervt. Ihn ärgern nicht die Anrufe, sondern der mangelhafte Service des Entsorgungsunternehmens Weisgerber aus Wächtersbach. Seit 2018 ist das Unternehmen in Niederdorfelden zuständig für die Müllabfuhr und zwar für die Entleerung der Restmüll-, Bio- und Altpapiertonnen sowie teilweise für die Sperrmüllentsorgung sowie die Grünabfallsammlung.
„Als der Service am Anfang etwas hakte, habe ich das noch auf die üblichen Anfangsschwierigkeiten geschoben. Als dann jedoch die Probleme nicht aufhörten und die Beschwerden der Bevölkerung sich häuften, wurde ich dann doch ärgerlich“, berichtet Büttner diese Woche auf dem Gelände der Firma Weisgerber. Büttner ist zusammen mit seinem Bauamtsleiter Carsten Breitbach extra nach Wächtersbach gefahren, um dort eine Bio-Tonne von der Firma Weisgerber persönlich abzuholen.
Acht Wochen vergebens auf neue Tonne gewartet
Und das geschah aus folgendem Grunde: Vor etwa acht Wochen war bei der Entleerung der Bio-Tonne einer Familie in der Hainstraße die Tonne gerissen. Der Fahrer versprach sofort Ersatz, doch nichts geschah. Die Familie rief daraufhin in Wächtersbach in der Zentrale an und bat um Austausch der Tonne. Doch es geschah wiederum nichts.
Weitere Telefonanrufe scheiterten, weil in der Firmenzentrale entweder niemand zuständig sein wollte oder der Anruf, nachdem der Grund für den Anruf genannt war, erst gar nicht weitergeleitet wurde. Daraufhin wandte sich die Familie an Bürgermeister Büttner. Und auch der versuchte zunächst mehrmals sein Glück mit der Bitte um Austausch der defekten Bio-Tonne bei der Firma Weisgerber. Aber auch er scheiterte.
Bürgermeister fährt selbst nach Wächtersbach

Da der Rathauschef der Familie versprochen hatte, sich um die Angelegenheit zu kümmern, beschloss er, die Tonne in Wächtersbach persönlich abzuholen. Hin- und Rückweg immerhin etwas mehr als 100 Kilometer. Doch vor Ort wurde er nach Ausweisung als Bürgermeister von Niederdorfelden nicht etwa in das Büro gebeten, sondern am Empfang von einem Mitarbeiter abgefertigt. „Ich habe gedacht, dass wenigstens jemand von der Geschäftsleitung mich empfängt und sich entschuldigt. Da habe ich mich dann wohl getäuscht“, berichtet Büttner.
In Telefonaten zuvor habe die Geschäftsleitung immer darauf verwiesen, dass die Firma unter Personalmangel leide und dass deshalb Pannen schon einmal möglich seien, schildert der Bürgermeister. Am Montagmorgen lieferte der Firmenmitarbeiter hingegen eine andere Rechtfertigung: Derzeit gebe es einen Lieferrückstand bei den Bio-Tonnen und deshalb komme es da schon mal zu Verzögerungen.
Weisgerber hatte 2018 Ausschreibung gewonnen
Rückblick: Der Wechsel zur Firma Weisgerber geschah 2018 nicht ganz freiwillig. Obwohl die Gemeinde mit dem Vorgänger, der Entsorgungsfirma Spahn, recht zufrieden war, musste sie nach Hinweis des Rechnungsprüfungsamtes auf die gesetzlichen Bestimmungen die Entsorgung ausschreiben. Gewonnen hatte diese Ausschreibung schließlich die Firma Weisgerber, die gleich zu Beginn durch ihren Geschäftsführer Fabian Weisgerber um Verständnis für etwaige Verzögerungen oder Ausfälle warb.
„Das Verständnis ist längst aufgebraucht“, so Büttner. Deshalb hat er in der Vergangenheit bereits mehrfach die Rechnungen der Firma Weisgerber wegen Schlechterfüllung gekürzt. „Jetzt läuft der Vertrag zwar nur noch ein Jahr, aber ich werde die Sache wohl einem Rechtsanwalt übergeben müssen. Schließlich geht es um das Wohl meiner Bürger“, kündigt der Bürgermeister an.
Mit Übernahme der Müllentsorgung durch Weisgerber konnten zwar die Müllgebühren für die Bürger gesenkt werden. „Aber was nutzen niedrige Gebühren, wenn es zu solchen Ausfällen kommt“, meint Büttner abschließend. Er jedenfalls hofft, dass sich spätestens im nächsten Jahr bei der dann fälligen Neuausschreibung die Verhältnisse deutlich verbessern werden. (Von Jürgen W. Niehoff)