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Karin Schrey zeigt in erfolgreichen Ausstellungen ein besonderes Rollenbild von Barbie

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Rund 500 Puppen besitzt Karin Schrey. Die Kuratorin und Autorin hat aus ihrer Sammlung mehrere Ausstellungen konzipiert, die bereits in verschiedenen Museen zu sehen waren.
Rund 500 Puppen besitzt Karin Schrey. Die Kuratorin und Autorin hat aus ihrer Sammlung mehrere Ausstellungen konzipiert, die bereits in verschiedenen Museen zu sehen waren. © Christine Fauerbach

Karin Schrey aus Niederdorfelden hat viele Talente. Bekannt ist sie als Sammlerin von Barbie-Puppen, fähige Kuratorin von international gefragten Ausstellungen wie „Busy Girl – Barbie macht Karriere“ und als Autorin von Fachbüchern und Kriminalromanen.

Niederdorfelden – Entgegen der verbreiteten Meinung, die Barbie-Puppen würden ein überholtes und auf Äußerlichkeiten reduziertes Frauenbild manifestieren, hat sie eine differenziertere Ansicht zu dem Spielzeug-Klassiker. „Barbie ist kein blondes Dummchen, sondern sie teilte das Schicksal vieler Frauen in der Nachkriegszeit“, sagt Schrey.

Das meistverkaufte Spielzeug aller Zeiten

Seit ihrem Erscheinen auf dem amerikanischen Markt 1959 und der ersten Barbie-Puppe 1964 in Deutschland, sei Barbie Kontroversen ausgesetzt. Sie werde durch ihr Aussehen – langbeinig, vollbusig, stets freundlich lächelnd und mit überwiegend langen blonden Haaren – als perfektes Rollenspielzeug für kleine Mädchen eingesetzt. „Barbie ist das meistverkaufte Spielzeug aller Zeiten.“

Wie aus dem Vorbild der „Bild Lilli“, die es seit 1952 gab und die das deutsche Fräuleinwunder verkörperte, dann Barbie wurde, der amerikanische Traum, können Leser des Buches von Karin Schrey und Bettina Dorfmann sowie Besucher der gleichnamigen seit 2004 zu sehenden Ausstellung „Busy Girl – Barbie macht Karriere“ erfahren.

Komplette Infrastruktur mit Kleidung, Häusern, Booten und Autos

Bereits Lilli habe einen in Deutschland bis dahin unbekannten Frauentyp verkörpert. „Allein lebend, mode- und selbstbewusst, und mit einer freien Moral von ihrem Schöpfer, dem Karikaturisten Reinhard Beuthin, ausgestattet, schockte sie viele im prüden Nachkriegsdeutschland“, erläutert Schrey. Barbie-Puppen entsprächen der mündigen Frau, gemäß dem Motto „Küche contra Karriere“. „Barbie ist berufstätig, Single und Karrierefrau. 1964 kam sogar das Modell ‘Miss Astronaut’ auf den Markt. Damit war Barbie die erste Amerikanerin und die zweite Frau im All“, informiert Schrey.

Rund um die Puppe gibt es von Anfang an eine komplette Infrastruktur mit Kleidung, Häusern, Booten und Autos, die sich an der jeweiligen Mode orientieren. Die berühmtesten Modeschöpfer entwerfen für die Puppe Ausgeh-, Berufs-, Freizeit- und Alltagsmode. Barbie ist in allen Berufen von der Pilotin, Astronautin und Forscherin über Journalistin, Künstlerin und Handwerkerin bis zur Ärztin, Soldatin und Präsidentin erfolgreich.

Kult-Puppe spricht selbstbewusste Weiblichkeit an

Zugleich spiegele die Geschichte der Barbie die jeweils herrschende Mentalität und die Entwicklung der Berufstätigkeit von Frauen wider. „Barbie wertet nicht, sie spricht die selbstbewusste Weiblichkeit an“, meint Schrey, die rund 500 Exemplare besitzt. Ein Ziel der erfolgreichen Wanderausstellung, für die sie das Konzept entwickelte und die im „Guinness Buch der Rekorde“ eingetragen wurde, ist erreicht: „Wir haben geholfen, das Image der Puppe zu korrigieren.“

Inzwischen sahen 600 000 Besucher die große Wanderausstellung. Viele Museen verlängerten aufgrund des Ansturms die Ausstellungszeit. Einige Museen zeigen sie bereits zum zweiten Mal, da die Nachfrage konstant hoch ist. Deshalb arbeiten die beiden Autorinnen gerade an der dritten Auflage des Begleitbuches.

Und es gibt inzwischen drei thematische Einzel-Ausstellungen: „Busy Girl – Barbie macht Karriere“; „Flucht in die Zukunft. Science–Fiction zwischen Sputnik und Fantasy“ und „Schenken macht Freude“. In der letzten wird der Weg in die Wegwerfgesellschaft aufgezeigt. Zudem gibt es eine Ausstellung mit Puppenhäusern der Nachkriegszeit und die Lundbyhaus-Ausstellung im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum in Hanau, „die leider ein Opfer des Corona-Lockdowns geworden ist“.

Interesse für die Raumfahrt

In Niederdorfelden zeigte Schrey eine Ausstellung im Foyer des Rathauses zur 1250-Jahrfeier 2018. Für geladene Gäste gab es ein „Menü der Jahrtausende“ nach Originalrezepten – von Keltenkringeln über Ambrosiahuhn der Römer bis zu einer fränkisch-mittelalterlichen Mandelspeise. „Alles selbst gekocht und zubereitet“, betont Schrey. „Denn ich finde: Frau kann alles – einen Konzern leiten, Ganoven dingfest machen, neue Galaxien entdecken. Für mich gehört ein gutes Essen kochen, Socken stricken und Krimis schreiben eben auch dazu.“

Neben vielen Barbie-Häusern und Accessoires besitzt Schrey auch ein „Discovery-Modell“ samt Puppen im Astrophysikerin-, Robotic-Ingenieurin- und Astronautin-Outfit. „Ich wäre mit zehn Jahren in jedes Raumschiff gestiegen, ohne mich umzudrehen. Bis heute sind Science-Fiction, Astronomie und der Weltraum ein großes Interessensgebiet von mir.“ So besitzt sie ein Astrolabium, ein scheibenförmiges astronomisches Rechen- und Messinstrument. Mit ihm kann man den sich drehenden Himmel nachbilden und Sternpositionen berechnen. Es kommt bei ihrem Vortrag vor einer Astronomiegruppe im Literaturforum Karben, deren zweite Vorsitzende sie ist, zum Einsatz.

Schrey ist auch als Krimautorin aktiv

Karin Schrey hat nach ihrer Ausbildung in der Uniklinik Frankfurt gearbeitet. 1970 ist sie nach Düsseldorf gezogen, hat dort eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht und danach beim Warenhauskonzern Horten und der Dr. Carl Hahn GmbH gearbeitet. „Zum Museum kam ich über meine Dozententätigkeit bei der VHS in Ratingen.“

Geschrieben hat sie schon immer. Zuerst Kindergeschichten (eine wurde als Hörspiel an den Kinderfunk des WDR verkauft), dann mit Beginn ihrer Arbeit im Museum Sachbücher, kunst- und museumspädagogische Bücher für Kinder. Mehrere Jahre hat sie die Clubzeitung für Käthe Kruse gemacht und heute noch für die Firma Teddy Hermann. Zudem schreibt sie regelmäßige Kolumnen und Artikel für Sammlermagazine wie „Dollami“ und „Puppen & Spielzeug“. Und sie verfasst als Ghostwriterin Texte für Künstler und Kataloge. Von ihrer Krimi-Trilogie über ABC-Waffen sind bisher die ersten beiden Bände „Lago Blu: Ein Krimi aus Piemont“ und „Paradise Green – ein Krimi aus Cornwall“ erschienen.

(Von Christine Fauerbach)

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