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Niederdorfelden: Vater spendet lebensrettende Stammzellen für den vierjährigen Anis

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Blicken voller Hoffnung in die Zukunft: Anis und seine Eltern.
Blicken voller Hoffnung in die Zukunft: Anis und seine Eltern. © Privat

Im Herbst 2022 fand für den erkrankten vierjährigen Anis aus Niederdorfelden eine Typisierungsaktion statt. Ohne Erfolg. Im Januar wurde sein Vater zum Knochenmarkspender. Jetzt darf Anis hoffen, vollständig gesund zu werden.

Niederdorfelden – An seinem Berufswunsch, Polizist oder Feuerwehrmann zu werden, wenn er mal groß ist, hält der vierjährige Anis Gannoukh aus Niederdorfelden unbeirrt fest und trotzt damit seiner Erkrankung. Vor etwa einem halben Jahr wurde bei dem Jungen eine lebensbedrohliche Blutkrankheit diagnostiziert. Nur eine Stammzelltransplantation könnte Heilung bringen. Doch eine unter der regionalen Bevölkerung durchgeführte Typisierungsaktion, der sowohl eine deutschlandweite als auch eine weltweite Suche nach einem HLA-identischen oder zumindest HLA-kompatiblen Fremdspender für Anis vorausgingen, brachten nicht den gewünschten Erfolg.

„Aktion war nicht umsonst“

HLA steht für Humanes Leukozyten-Antigen und meint die Übereinstimmung bestimmter Gewebemerkmale bei Spender und Empfänger. „Trotzdem war das Ganze ein Erfolg. Immerhin konnten Spender für andere erkrankte Menschen gefunden werden. Die Aktion war nicht umsonst“, sagt sein Vater, Mohamed Gannoukh, großherzig.

Weil sich aber der gesundheitliche Zustand seines Sohnes in den folgenden Monaten zunehmend verschlechterte, entschlossen sich Ärzte und Familie Mitte Januar dazu, den mehr als zu 50 Prozent HLA-identischen Vater Mohamed als Stammzellspender zu nehmen. Damit hatte Anis Glück im Unglück. „Bei mir haben 80 Prozent gepasst. Und eine Transplantation ist überhaupt nichts Schlimmes“, betont er.

Heißt konkret: Bei Mohamed Gannoukh wurden Stammzellen durch eine Punktion des Beckenkamms entnommen. Diese Methode wird oft dann angewendet, wenn der Patient ein Kind ist, und erfolgt stationär. In Anis‘ Fall war es im Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.

Stammzellen werden gut angenommen

Mohamed Gannoukh erhielt zunächst eine Vollnarkose, bevor schließlich das Knochenmarkblut, also das blutbildende Gewebe, das in bestimmten Knochen vorkommt, durch eine Punktionsnadel abgesaugt wurde – je nach Gewicht des Patienten sind es zwischen 0,5 und 1,5 Liter. Die Entnahme dauert etwa eine Stunde.

„Bei mir wurde zirka ein Liter Knochenmarkblut entnommen. Anschließend musste ich eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Am nächsten Tag durfte ich mich auch schon wieder bewegen. Ich durfte lediglich eine Woche lang keinen Sport treiben, das war es aber auch schon“, beschreibt der Vater rückblickend die Aktion. Die entnommene Menge an Knochenmark bildet sich im Körper des Spenders innerhalb weniger Wochen wieder nach, fügt er noch hinzu.

Und Anis? In den Tagen vor der Transplantation wurde der Junge mit einer Chemotherapie behandelt, durch die ihm die Haare ausfielen. Doch diese Therapie war unerlässlich, um sein krankes Knochenmark für die Transplantation vorzubereiten. Das vom Vater gewonnene Stammzellpräparat wurde Anis wie eine „normale“ Blutkonserve zugeführt. Die im Präparat enthaltenen Stammzellen siedelten sich im Knochenmarkraum von Anis an und vermehrten sich.

Gute Aussichten auf vollständige Genesung

Rund zwei Wochen nach der Transplantation waren die neuen Zellen in Anis‘ Blut bereits nachweisbar. „Anis wird durch die Spende gesund. Er hat das Knochenmark gut angenommen. Seine Werte werden täglich besser. Wir dürfen hoffen, dass er niemals mehr eine Stammzellspende braucht“, freut sich Mohamed Gannoukh.

Auch ein Bruder von Anis‘ hatte als kleiner Junge dieselbe Krankheit und ist heute kerngesund. Daraus schöpft der Vater die Hoffnung für seinen Jüngsten. „In meinem Zimmer lag ein junger Mann. Er war Polizist aus NRW. Er hatte sich typisieren lassen und wurde kurz darauf von der Deutschen Stammzellspenderdatei angerufen, ob er spenden wolle. Denn er könne einem Kind helfen, das bereits ein halbes Jahr nach einem Spender sucht“, erzählt er.

Anis ist wieder zu Hause

In der Frankfurter Kinderklinik habe er so viele kranke Kinder gesehen. Es sei doch so einfach und unkompliziert, Patienten wie diesen durch eine Stammzellspende zu helfen.

„Mein weiß ja nie. Wenn sich Menschen weiterhin typisieren lassen, ist die Chance für Anis und viele andere Menschen gegeben, Spender zu finden, wenn diese gebraucht werden“, sagt Mohamed Gannoukh aufmunternd.

Anis durfte die Klinik mittlerweile verlassen und musste sich die ersten vier Wochen zu Hause in Quarantäne begeben. Seinem Traumjob Polizist oder Feuerwehrmann kommt er jetzt jeden Tag etwas näher.

(Von Gabriele Reinartz)

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