Niederdorfelder Wald: Erhalt ist wichtiger als Gewinn

In Sachen Waldbewirtschaftung hält die Gemeinde an ihrem eingeschlagenen Weg, nämlich dem Erhalt des Waldes, weiterhin fest.
Niederdorfelden – Die Frage, ob nicht möglicherweise der Holzeinschlag im Niederdorfelder Wald erhöht werden solle, um so mehr Ertrag zu erzielen, hatte der neue Revierförster Marko Richter am Ende seines Berichts zum Waldwirtschaftsplan 2023 für den Gemeindewald in der gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss und dem Planungs- und Umweltausschuss am Dienstagabend gestellt. Zuvor hatte er den Bericht erläutert. Danach blieben am Ende bei einem Haushaltsvolumen von rund 17 200 Euro lediglich 440 Euro als Ertrag übrig.

345 Festmeter Holzeinschlag seien geplant. Vorrang habe dabei die Garantie der Verkehrssicherungspflicht. Rund 150 Festmeter müssten aus diesem Grunde gefällt werden. Der größere Anteil fiele jedoch der Axt zum Opfer, zur Pflege des Waldes und zur langzeitlichen Neuorientierung. „Es geht darum, eine neue Waldgeneration zu etablieren, die dem Klimawandel trotzt und weiteren Herausforderungen in der Zukunft, die jetzt noch keiner vorhersehen kann“, so Richter. Er wie auch Hessen Forst setzen dabei auf Diversität, das heißt auf eine Mischung unterschiedlicher Baumarten. Richter sprach in diesem Zusammenhang von vier bis fünf Baumarten. Da die Buche wegen des Klimawandels voraussichtlich in 50 bis 80 Jahren bei uns ausgestorben sein wird, solle mehr Gewicht auf das Anpflanzen von Eichen gelegt werden. Da in den vergangenen Jahren im Niederdorfelder Wald immer sehr wenig Holz gefällt worden sei, obwohl mit 450 Festmetern der Zuwachs deutlich über dem Einschlag von 345 Festmetern gelegen habe, vertrage der Wald jetzt eine höhere Quote, zumal der Holzpreis im Augenblick sehr hoch stehe.
Doch der Vorschlag des Försters wurde von den Ausschussmitgliedern und auch dem Bürgermeister rundweg abgelehnt. „Unser Ziel war bisher immer die schwarze Null. Wir wollen unseren Wald erhalten und keinen Gewinn mit ihm erzielen“, argumentierte Bürgermeister Klaus Büttner (SPD). Deshalb wurde der vorgelegte Waldwirtschaftsplan unverändert einstimmig so beschlossen.
Direktverkauf soll geprüft werden
Die zweite Anregung des Försters, nämlich das Brennholz direkt über die Gemeinde verkaufen zu wollen und nicht über eine Holzvermarktungsorganisation, will man sich im Rathaus noch einmal überlegen. Vorteil eines Direktverkaufs wäre die stärkere Berücksichtigung der eigenen Bürger.
Noch keine Lösung wurde hingegen für den Antrag der Grünen auf Anlage eines durchgängigen Bürgersteigs, später wegen der zu hohen Kosten abgeändert in Fußweg, auf der Berger Straße vom Wohngebiet „Im Bachgange“ bis zum Bahnübergang gefunden. Weil die Bahn in diesem Fall eingebunden werden müsste, sie aber selber Ausbauabsichten für den Bahnübergang – voraussichtlich im Jahre 2027 – hegt, soll die Verwaltung mit der Bahn zwar weiterhin im Gespräch bleiben, daneben aber die Realisierung eines Zebrastreifens in diesem Bereich prüfen.
Diskussion über Stellplatzsatzung
Auch in der anschließenden Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses ohne die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses war Diplomatie und Kompromissfähigkeit gefragt. Die Fraktion der Dorfelder Liste (DL) hatte Anfang April einen Antrag eingereicht, mit dem die gültige Stellplatzsatzung für Niederdorfelden abgeändert werden sollte. So wurde angeregt, als Belag beispielsweise vermehrt Rasengittersteine zu nutzen. Weiter soll für je vier Stellplätze ein standortgeeigneter Laubbaum angepflanzt werden und Regenwasser soll nicht mehr direkt in die Kanalisation geleitet werden, sondern zur Bewässerung der Begrünung genutzt werden.
Den größten Diskussionsbedarf stellte dann aber die von der DL vorgeschlagenen Stellplatzgröße dar. Die solle auf 15 Quadratmeter pro Fahrzeug festgelegt werden. Vor allem die SPD-Fraktion meldete insgesamt Redebedarf an. „Wir haben bei einigen Punkten noch Klärungsbedarf und darüber hinaus auch noch Ergänzungsvorschläge“, wandte sich beispielsweise Juliane Frey (SPD) gegen eine Abstimmung noch an diesem Abend. Weil man sich über die weitere Vorgehensweise nicht einigen konnte, wurde schließlich dem Vorschlag des Bürgermeisters zugestimmt, dass die Verwaltung mit den Anregungen aus den Fraktionen einen Vorschlag erarbeiten werde, der dem Ausschuss anschließend zur Diskussion und zur Abstimmung vorgelegt werden soll.
Von Jürgen W. Niehoff