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Städtepartnerschaft zwischen Niederdorfelden und Saint-Sever feiert 50. Geburtstag

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Schmökern in Fotoalben mit Bildern aus 50 Jahren „Jumelage“ Niederdorfelden/Saint-Sever: Vorsitzende Monica Müller und Schriftführer Wilfried Schneider vom Partnerschaftsverein.
Schmökern in Fotoalben mit Bildern aus 50 Jahren „Jumelage“ Niederdorfelden/Saint-Sever: Vorsitzende Monica Müller und Schriftführer Wilfried Schneider vom Partnerschaftsverein. © Thomas Seifert

In diesem Jahr kann die politische Gemeinde 50 Jahre Partnerschaft mit Saint-Sever feiern, was der 2005 gegründete Partnerschaftsverein, der maßgeblich an der Pflege der Beziehungen der Bürger beider Kommunen beteiligt ist, zu einem dreitägigen Programm für 50 erwartete Gäste aus Frankreich nutzt.

Niederdorfelden –Am 8. September 1973 unterschrieben die damaligen Bürgermeister Jakob Burkhardt und Victor Laporte die Partnerschaftsurkunde, nachdem man in Niederdorfelden mit Kita, Feuerwehr und Bürgerhaus eine vorzeigbare Infrastruktur geschaffen hatte und dem Ruf des Rats der Gemeinden Europas folgte, eine „Jumelage“ mit einer französischen Gemeinde einzugehen. Seit 1982 war Wilfried Schneider als neugewählter Bürgermeister immer ganz nah am Geschehen dabei und ist als amtierender Schriftführer zusammen mit der 2008 gewählten Vorsitzenden Monica Müller so etwas wie das Gedächtnis der Partnerschaft. Immerhin hat Schneider die Gründung des Partnerschaftsverein mit initiiert und war dessen erster Vorsitzender.

Auch eine Ehe ist entstanden

„Ziel der Partnerschaft war immer, neben den Begegnungen der Bürger und der Vereine, den jährlichen, wechselseitigen Jugendaustausch zu organisieren, der auch nur durch Corona unterbrochen worden ist – dann aber gleich drei Jahre lang“, betonte Monica Müller. Auch die gegenseitigen Besuche von Delegationen und Gruppen erlebten Hochs und Tiefs, trotzdem seien in den 50 Jahren viele persönliche Freundschaften entstanden und hätten bis heute gehalten.

Sogar eine Ehe ist aus der Partnerschaft hervorgegangen: Gudrun und Joel Robbes leben seit 26 Jahren glücklich in Niederdorfelden. Er war als Helfer des Verkaufsstands von Saint-Sever auf das Straßenfest gekommen, konnte kein Wort deutsch und es wurde ihm am Vorabend noch schnell der Satz „Haste net klaa“ eingebläut, um beim Kassieren keine Schwierigkeiten mit großen Scheinen zu bekommen. „Es hat etwas gedauert, weil die Franzosen kein ‚H’ aussprechen, aber er hat es hinbekommen“, erinnerte sich Wilfried Schneider im Gespräch.

Monica Müller und Wilfried Schneider kennen viele Anekdoten, zum Beispiel, dass die beiden Bürgermeister Burkhardt und Laporte nie selbst Gäste aus der Partnergemeinde bei sich privat aufnahmen. „Einer der Höhepunkte der Besuche in Saint-Sever war ein Ausflug zum Mont Saint Michel, wo der Volkschor in der dortigen Kirche des Weltkulturerbes ein spontanes und viel beklatschtes Minikonzert gab“, berichtete Schneider.

Zum zehnten Geburtstag der Partnerschaft wurde in Saint-Sever eine Gedenktafel übergeben.
Zum zehnten Geburtstag der Partnerschaft wurde in Saint-Sever eine Gedenktafel übergeben. © Repro: Thomas Seifert

Oder eine fünftägige Radtour in die Partnergemeinde, immerhin eine Strecke von fast 900 Kilometern. „Ein Dutzend Pedaleure machte sich mit zwei Begleitfahrzeugen – in einem saß ich – auf den Weg. Die Unterkünfte unterwegs waren sehr einfach, zum Beispiel schliefen wir in einer Bücherei oder auf dem Dachboden einer Turnhalle. Aber alle kamen gesund und munter an und wurden in Saint-Sever begeistert begrüßt“, erzählte der Ex-Rathauschef. Ein besonderes Ereignis seien auch die Feiern zum 25. Geburtstag der Partnerschaft in Niederdorfelden gewesen, stellte Monica Müller fest: „Damals haben Bürger 25 Holzstelen gestaltet, die im gesamten Gemeindegebiet aufgestellt worden sind. Später wurden sie zu runden Jubiläen erst auf 30, dann auf 40 Stelen erweitert. Viele sind heute noch zu bewundern und haben die Zeit überdauert“.

Eine Kröte hatten die Rathauschefs Laporte und Schneider zu schlucken, als sie nach der Pflanzung einer Eiche vor dem Bürgerhaus ein Glas Apfelwein in die Hand gedrückt bekamen und sich den Äppler schmecken lassen sollten. „Ich habe nie Apfelwein getrunken und mein Amtskollege hat auch kein glückliches Gesicht gemacht“, blickte Wilfried Schneider amüsiert auf diese Episode zurück.

Vor zehn Jahren überreichte Bürgermeister Klaus Büttner (Dritter von links) ein Straßenschild.
Vor zehn Jahren überreichte Bürgermeister Klaus Büttner (Dritter von links) ein Straßenschild. © Repro: Thomas Seifert

Immer rege sei der Austausch auch zwischen Vereinen gewesen, angefangen von der Feuerwehr über den Spielmannszug, die Fußballer, Tischtennisspieler oder den Volkschor. „Damals gab es noch eine vom Parlament gewählte Partnerschaftskommission, die sich um den Austausch kümmerte.

Der Grund für die Gründung des Vereins lag schließlich darin, dass sich auch ehemalige Bürger, die in Nachbargemeinden gezogen waren, an den Austauschaktivitäten beteiligen wollten und das laut Statuten der Kommission nur Niederdorfeldern möglich war“, blickte Schneider zurück ins Jahr 2005. „Mit der Vereinsgründung war auch eine viel breitere Basis geschaffen und wir zählen derzeit um die 75 Mitglieder“, fügte Monica Müller hinzu, die sich, wie ihr Schriftführer, darauf freut, wenn sie am Vatertag die Gäste aus Saint-Sever in der Gemeinde begrüßen kann.

Die Gäste aus Saint-Sever reisen am Donnerstag, 18. Mai, an. Am Freitag geht es nach Fulda zur Stadtbesichtigung und zu einem Besuch der Landesgartenschau. Am Samstag wird beim Rundgang durch die Gemeinde auch ein Gedenkstein enthüllt, ehe um 15 Uhr eine Akademische Feier geplant ist. Der Abend wird im Bürgerhaus ab 20 Uhr von DJ Thommy gestaltet. Der Sonntag steht zur freien Verfügung, um 18 Uhr treffen sich Gäste und Gastgeber zum Abschiedsessen im Bürgerhaus, ehe am Montag die Rückfahrt angetreten wird.

(Von Thomas Seifert)

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