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Unbekannte werfen giftige Rattenköder auf Kita-Gelände in Niederdorfelden

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Die weißen Köder beinhalten keinen giftigen Wirkstoff.
Die weißen Köder beinhalten keinen giftigen Wirkstoff. © Jürgen W. Niehoff

Alarm in der Kita am Lindenplatz – in den vergangenen Tagen wurden wiederholt Rattenköder auf das Außengelände der Einrichtung geworfen. „Das ist wahrhaftig kein Spaß mehr. Hier geht es um die Gesundheit und um das Leben von Kindern“, erregt sich die Leiterin Carmen Jacovic, die sich vor Ort mit Bürgermeisters Klaus Büttner und Bauamtsleiter Carsten Breitbach getroffen hat.

Niederdorfelden – „Glücklicherweise haben wir jetzt gerade Betriebsferien und die Notbetreuung ist aufgrund des Brands am Dach von letzter Woche auf die anderen Kitas verteilt worden.“

Was ist geschehen? Am 22. Juni wollte die stellvertretende Kita-Leiterin Sarah Eisenhauer mit einer Gruppe ihrer Kinder auf das Außengelände der Kita. Bevor die Kinder nach draußen gelassen werden, wird routinemäßig das Gelände jedes Mal zuvor nach Fremdkörpern abgesucht. Und an diesem Tag wurde die Betreuerin tatsächlich fündig: Zwei Rattenköder lagen vor dem Sandkasten.

Diese Köder sind unschwer als Giftköder zu erkennen, da sie über eine rosa-rote Signalfarbe verfügen. Die Köder stammen aus Köderboxen, die die Gemeinde aufgrund mehrfacher Sichtung der Nager in den letzten Monaten rund um den Lindenplatz aufgestellt hat. Es handelt sich um insgesamt acht Nagetierköderstationen, die verschlossen und mit Eisenstangen im Boden verankert sind. Ohne Spezialwerkzeug können diese Sicherheitsboxen nur mit erblicher Gewalt und Brecheisen geöffnet werden.

Die Kita-Leiterin Carmen Jacovic (links) und ihre Stellvertreterin Sarah Eisenhauer zeigen einen ungiftigen, weißen Köder.
Die Kita-Leiterin Carmen Jacovic (links) und ihre Stellvertreterin Sarah Eisenhauer zeigen einen ungiftigen, weißen Köder. © Jürgen W. Niehoff

„Es war also schnell klar, dass die Rattenköder nicht aus Versehen aus den Boxen gelangt sein können, sondern dass menschliche Gewalt im Spiel sein musste“, erklärt Bauamtsleiter Breitbach.

Um ganz sicher zu sein, bestückte die Gemeinde die Boxen erneut mit ungiftigen Ködern, die im Unterschied zu den giftigen Ködern weiß sind. „Als dann aber wenige Tage später ein Kind plötzlich mit einem giftigen roten Rattenköder vor mir stand, klingelten bei mir alle Alarmglocken“, schildert Jacovic.

Zuerst habe sie das Gesundheitsamt angerufen und um Rat gebeten. Von dort kam zumindest eine halbe Entwarnung. Die Köder seien bei bloßem Hautkontakt für Menschen ungefährlich. Und selbst wenn ein Kind einen Köder in den Mund genommen haben sollte, bestehe keine Lebensgefahr, so die Auskunft des Gesundheitsamtes, da die Giftstoffe für Menschen keine Gefahr darstellten. Trotzdem sollte sich jeder nach Kontakt mit einem Köder die Hände waschen.

Bürgermeister Klaus Büttner und Bauamtsleiter Carsten Breitbach (rechts) kontrollieren eine der acht Rattenköderboxen.
Bürgermeister Klaus Büttner und Bauamtsleiter Carsten Breitbach (rechts) kontrollieren eine der acht Rattenköderboxen. © Jürgen W. Niehoff

Um jeden Zweifel auszuräumen, dass nicht vielleicht doch ein Tier, beispielsweise ein Waschbär, die Boxen geöffnet und die Köder verteilt haben könnte, wurden die acht Boxen mit ungiftigen weißen Ködern versehen und anschließend doppelt gesichert. Zwei Tage später waren alle Boxen wieder gewaltsam aufgehebelt und die Köder entnommen. Auch von diesen fanden sich Nächte später wieder einige auf dem verschlossenen Kita-Gelände. „Somit scheiden Tiere aus“, meint Bauamtsleiter Breitbach. Und auch die Fachfirma, die die Köderboxen aufgestellt hat und betreut, geht von Vorsatz aus. „Ein Fall dieser Art und dieser Skrupellosigkeit haben wir in unserer 90-jährigen Firmengeschichte noch nie erleben müssen“, erklärt Experte Maximilian Menge. „Und da der Täter den Unterschied zwischen den roten wirkstoffhaltigen und den wirkstofflosen weißen Ködern offenbar nicht kennt, kann er nicht vom Fach sein.“

Ein Schild ruft Anwohner zur Mithilfe und Wachsamkeit auf.
Ein Schild ruft Anwohner zur Mithilfe und Wachsamkeit auf. © Jürgen W. Niehoff

Menge ist schockiert, wie leichtsinnig und fahrlässig hier seitens des oder der Täter beabsichtigt wurde, die Kinder mit dem Ködermaterial in Kontakt zu bringen. Vorsichtshalber wurde die Firma beauftragt, alle Boxen leer zu räumen, auch von den weißen ungiftigen Ködern. Seit letzter Woche sind die Boxen daher nicht mehr bestückt.

Auch Bürgermeister Büttner ärgert sich mächtig über das Verhalten einiger Vandalen. Weil noch nicht alle acht roten Köder gefunden wurden, bittet er die Bevölkerung rund um den Lindenplatz um erhöhte Aufmerksamkeit. „Es muss doch nicht erst noch etwas passieren“, ärgert sich der Bürgermeister. (Von Jürgen W. Niehoff)

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