In Rodenbach wurden Überreste von prähistorischen Siedlungen gefunden

Rodenbach – Seit über einem Jahr graben Archäologen im Niederrodenbacher Neubaugebiet nach prähistorischen Überresten. Mittlerweile steht fest: Mehrmals in den vergangenen rund 6000 Jahren siedelten sich an diesem Ort Menschen an. Bis Jahresende sollen die Ausgrabungen abgeschlossen sein.
Das Absuchen des Neubaugebietes in Niederrodenbach vor dem Baustart war noch Routine für das Archäologen-Team um Elisabeth Faulstich-Schilling vom Freien Institut für Angewandte Kulturwissenschaften. Doch schnell deuteten erste kleinere Funde auf eine Jahrtausende alte Siedlung hin. Noch bevor die Experten für prähistorische Geschichte ihre Arbeit aufnehmen konnten, machten sich jedoch Raubgräber über die Fundstelle her.

Illegale Schatzsucher richten großen Schaden an
Mindestens dreimal kamen die Räuber mit Metallsuchgeräten, gruben den Boden an zahlreichen Stellen auf und entwendeten alles, was sie fanden. Ein Schock für die zuständigen Experten wie Ausgrabungsleiter Scott Tucker. „Es war sehr traurig. Wir können nicht beziffern, was uns da alles geraubt wurde.“
Der Arbeit der Archäologen und der Denkmalpflege insgesamt haben die Täter schwer geschadet. Die von der Gemeinde ausgesetzte Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Diebe führen, brachte keinen direkten Erfolg, aber zumindest blieben die Täter der Ausgrabungsstätte danach fern.

Ihre Begeisterung für die „insgesamt etwa 820 Befunde“, die sie 30 bis 50 Zentimeter unter dem Boden machten, ließen sich Tucker und sein Team nicht nehmen. Sie forschten weiter und stießen auf Überreste mehrerer kleiner Siedlungen aus verschiedenen Epochen. „Wir können mittlerweile sicher sagen, dass sich an diesem Ort sowohl in der Bronze- als auch in der Steinzeit Menschen niedergelassen haben.“
Dunkle Spuren im Untergrund deuten auf zahlreiche Siedlungsreste hin, die sich in Gruben verbergen, die Menschen vor Tausenden Jahren ausgehoben haben. Nun wurden sie erneut freigelegt, um zu rekonstruieren, wie es im heutigen Neubaugebiet damals ausgesehen haben könnte. Die uralten Gruben könnten „beispielsweise zur Lagerung von Lebensmitteln verwendet worden sein, aber auch als Grundlage für eine Behausung“, so Tucker.
Außergewöhnliche Siedlungsdichte
Mindestens drei Siedlungen aus verschiedenen Zeiten haben die Experten bereits entdeckt, darunter „eine vor etwa 3800 Jahren und eine in der Steinzeit vor etwa 6000 Jahren“. In den 16 Jahren, seit denen Tucker an Ausgrabungen beteiligt ist, habe er „eine solche Siedlungsdichte noch nie gesehen“.

Bis auf Keramiksplitter mit Verzierungen, Steinen zum Schleifen von Metall und dem Bruchstück einer Bronzeklinge haben die Experten im letzten Jahr „nicht allzu viele Fundstücke zutage gefördert“. Weitere bedeutende Funde im Dezember seien seiner Erfahrung nach „unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen“, doch „auch das wäre eine wichtige Erkenntnis“, stellt Tucker.

40 Menschen lebten zeitgleich in den saisonalen Siedlungen
Allzu lange haben sich die Menschen an diesem Ort vermutlich nicht aufgehalten, vermutet der 38-Jährige. Nach jetzigem Kenntnisstand habe es sich quasi eher um „saisonale Siedlungen“ gehandelt. Eine weitere Erkenntnis sei, „dass der Wald sich damals über das gesamte Gebiet erstreckt hat und sich an dieser Stelle eine Art Lichtung mit sandigem Boden befand“. Scott Tucker schätzt, dass an diesem Ort „maximal 40 Menschen zeitgleich gelebt“ haben. Genaue Ergebnisse werde erst die Auswertung und Zusammenfassung der gesammelten Daten und Funde liefern, mit der das Team Anfang des kommenden Jahres beginnen werde. Bis dahin graben die Archäologen im Neubaugebiet weiter und nehmen dabei auch Proben von Holzpartikeln für eine spätere Datierung. (Von Per Bergmann)

