Kurzweiliger Schlagabtausch der literarischen Art

„Bücherclinch“ lautete der Titel eines kurzweiligen Literaturtalks im Medientreff. Zum zehnten Mal stritten sich vier Protagonisten um das vermeintlich beste Buch und überließen die Entscheidung letztlich dem Publikum.
Rodenbach – Angelehnt an die legendäre Fernsehsendung „Das literarische Quartett“ stellten „Vielleserin“ Ulrike Köhler, Max Höft, Buchhändler aus Hanau, Moderatorin Irene Weingärtner und Detlef Knoll, ehemaliger Eigentümer der Rodenbacher Buchhandlung „Kneese“, ihre Buchtipps vor.
Vier Leseexperten, vier Bücher, die sich bei ihrer Beurteilung nichts schenken. Ganz wie beim großen Vorbild mit Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki gibt Detlef Knoll den „Knotterer und Grantler“.
„Gefühlskitsch“, so der ein oder andere launige Kommentar, und es wird schnell klar: Wird es gefühlig, hat Knoll so manchen Einwand auf der spitzen Zunge. Doch der Reihe nach: Mit „Sieben Tage Sommer“ von Thommie Bayer schickt Knoll seinen Favoriten ins Rennen. „Ein Werk von subtiler Spannung und dabei ganz ohne Mörder.“ Ulrike Köhler hält Arno Geigers „Das glückliche Geheimnis“ für lesenswert. Max Höft hat sich für eine Utopie zur künstlichen Intelligenz entschieden, die in der Lage ist, zu lernen und Atomraketen umzulenken. „Justine und die Rettung der Welt“ blickt zuversichtlich auf die Entwicklung des Weltgeschehens und bei „Sieben Tage Sommer“ von Ewald Arenz, das Irene Weingärtner präsentiert, dreht sich alles um eine neue Liebe. „Unerträgliches Liebesgeschwurbel“ lautet ihr Kommentar, der allerdings nicht von allen Mitstreitern geteilt wird. Als „Geschwafel“ wertet Höft Arno Geigers Suche nach sich selbst in Papiercontainern, „wenn auch mit tollen Sätzen“. Ein Schlagabtausch, der die zahlreichen Gäste und Lesefreunde amüsiert und zugleich Spaß macht.
Amüsanter Schlagabtausch
Ein kurzweiliger Plausch, fern von intellektueller Abgehobenheit des großen Fernsehvorbildes. Am Ende aber hat das Publikum das Wort. In der Pause gibt es Gelegenheit, das ein oder andere auf dem Weg zur finalen Meinungsfindung noch einmal zu besprechen.
Ein Austausch bei Rosé und kleinen Snacks, liebevoll arrangiert von den Mitarbeiterinnen der Bücherei.
Kraft farbiger Karten wird abgestimmt. So manches Werk fällt hier durch, ohne Rücksicht auf im Feuilleton hochgelobte Kritiken. Der Favorit ist schnell ausgemacht: „Justine und die Rettung der Welt“ gewinnt die Gunst des Publikums für sich. Und unter jenen, die dafür gestimmt haben, wird zudem ein Exemplar ausgelost. Es ist wohl der positive Ausblick auf das Weltgeschehen, für den Buchhändler Höft intensiv geworben hat, der überzeugt. Eine Fortsetzung der Reihe ist für den Herbst geplant, so Moderatorin Weingärtner. (Von Matthias Grünewald)