Cornelsen Verlag übernimmt Bericht über das Rodenbacher Repair-Café im Schützenhof

Von Rodenbach in die weite Welt – so ganz stimmt dieser Satz natürlich nicht, aber immerhin in fast alle Bundesländer. Die Rede ist von einem Bericht unserer Zeitung über das Repair-Café im Schützenhof. Auf diesen wurde nämlich der Schulbuchverlag Cornelsen aufmerksam und nahm ihn als Lehrtext in der aktuellen, neu bearbeiteten Ausgabe des Deutschbuches für das berufliche Gymnasium/Fachgymnasium der Jahrgangsstufe 11 auf.
Rodenbach – Als Claudia Raab, freie Mitarbeiterin unserer Zeitung, im September 2020 das Repair-Café besuchte, da es nach einer längeren, pandemiebedingten Pause wieder geöffnet hatte, hätte auch sie nicht gedacht, dass ihr Text einmal Schüler in der korrekten Verwendung der indirekten Rede schulen wird.
„Wir sind ja von der Redaktion angehalten, in direkter Rede zu schreiben. Die macht es lebendig, heißt es immer“, sagt die 66-jährige freie Journalistin. Das habe sie auch bei ihrem Termin in Rodenbach beherzigt.
Verlag sucht Themen aus dem „echten Leben“

Wie es dazu kam, dass Cornelsen gerade diesen Text auswählte, erklärt Florian Lange-Schindler, der Pressesprecher des Verlags, auf Nachfrage unserer Zeitung: „Der Prozess beginnt meist damit, dass ein Bundesland einen neuen Lehrplan einführt. Daraufhin werden dann bei Cornelsen zu diesem Lehrplan zugehörige Lehrwerke entsprechend überarbeitet und angepasst, natürlich vor allem die Inhalte wie zum Beispiel Texte.“ Das grundlegende Konzept werde von der Redaktion erstellt. Die Umsetzung erfolge dann von einer Gruppe von Autoren, die sich aus Lehrern im Dienst in der entsprechenden Schulform zusammensetzt. „Für jedes Kapitel – in Ihrem Fall ‘Sachtexte wiedergeben’ – werden aktuelle Themen und Texte ‘aus dem echten Leben’ gesucht, zum Beispiel zu Nachhaltigkeit oder hier konkreter Repair-Cafés“, führt Lange-Schindler weiter aus. Um zum Inhalt des Kapitels passende Texte zu finden, recherchieren die Autoren bei vertrauenswürdigen Institutionen.
Artikel erfüllte alle Anforderungen
„An besagter Stelle im Lehrwerk geht es darum, von der direkten Rede in die indirekte Rede umzuwandeln und so hat der Artikel einfach alle Anforderungen voll erfüllt“, legt der Pressesprecher die Gründe dar, weshalb die Wahl gerade auf die Berichterstattung unserer Zeitung gefallen ist.
„Als mich die Anfrage vom Cornelsen-Verlag erreichte, war ich total überrascht und habe mich sehr gefreut“, erinnert sich Raab. „Vor allem war es mitten in der Pandemie, wo nicht viel passierte.“
Damit der Text auf die Schulbuchseite passt, wurde er vom Verlag gekürzt. „Ich habe dann sicherheitshalber noch die Namen der Protagonisten geändert, um mich rechtlich abzusichern“, erklärt Raab. „Aber darauf kommt es hier ja nicht an.“ Um den Text herum haben die Autoren von Cornelsen dann die Aufgaben gebaut. So müssen die Schüler nicht nur geeignete Verben für das Wortfeld „sagen“ finden und die Aussagen in indirekter Rede wiedergeben, sondern auch die beschriebenen Vorteile eines Repair-Cafés herausarbeiten.

Für Autorin ist die Veröffentlichung etwas ganz Besonderes
Für Raab, die sich zudem als Schriftführerin im Archiv- und Geschichtsverein Gelnhausen-Roth engagiert und Mitglied der Schreibgruppe „Gelnhäuser Blütenlese“ ist, ist dies allerdings nicht ihre erste Buchveröffentlichung. „Als ich noch für das Gelnhäuser Tageblatt tätig war, habe ich Biografien über jüdische Familien geschrieben, die von der Stolperstein-Gruppe Gelnhausen 2011 in einem Buch veröffentlicht wurden. Außerdem sind Kurzgeschichten von mir im Buchband von unserer Schreibgruppe zu finden.“ Dennoch ist das Erscheinen ihres Zeitungsberichtes in einem Schulbuch etwas Besonderes für sie: „Ich habe Deutsch und Sozialkunde für das Gymnasiallehramt studiert. Nach dem Ersten Staatsexamen studierte ich Pädagogik und war lange Zeit in Schulen und in der Kinder- und Jugendhilfe tätig.“ Als sie Mitte 50 war, entschied sie sich für eine berufliche Neuorientierung. „Meine Wahl fiel aufs Schreiben. Ich absolvierte ein Praktikum beim Gelnhäuser Tageblatt und startete dort gleich durch.“
Doch die Schule ließ sie nie richtig los. „Ich freue mich heute noch über Schultermine und darüber, Schulen zu besuchen und dort über Themen zu berichten, da ich ja vom Fach bin.“ Somit sei die Veröffentlichung schon kurios. „Ich habe die Arbeit in der Schule an den Nagel gehängt und auf Umwegen bin ich in gewisser Weise wieder in die Schule gekommen.“
Und das nicht nur in unserer Region. „Das Buch ist fast in ganz Deutschland einsetzbar, außer in Bayern“, merkt Lange-Schindler an. Keineswegs ist es reiner Lesestoff: „Außerdem gibt es in diesem Fall sogar noch eine Hördatei, der Text wurde also extra eingelesen.“ (Von Patricia Reich)