Schülerin Josefine Knauer erhält ersten Preis des Young Woman in Public Affairs Awards

„Es ist wichtig, dass Frauen und Mädchen sichtbar werden“, sagt Beate Funck-Flaum, Präsidentin des Zonta Clubs Hanau, laut einer Pressemitteilung in ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung des Young Woman in Public Affairs Awards. Zum 15. Mal wurden in diesem Jahr junge Frauen zwischen 16 und 19 Jahren geehrt, die sich durch ihr besonderes ehrenamtliches Engagement im schulischen sowie privaten Bereich auszeichnen. Die Schülerin des Kreuzburggymnasiums Josefine Knauer aus Rodenbach, erhielt den ersten Preis und hat mit unserer Zeitung über ihr Engagement und ihre Motivation gesprochen.
Rodenbach – „Ich konnte die ganze Zeit nicht glauben, dass ich das geschafft habe“, gibt Knauer noch immer freudestrahlend ihre Gefühle wieder, als sie erfuhr, dass der Zonta Club sie als erste Preisträgerin ausgewählt hatte. Auf der Preisverleihung selber habe sie kaum ein Wort herausbekommen, so aufgeregt sei sie gewesen. Dabei ist ihr Engagement beachtlich.
Als Jüngste in der Familie folgte sie ihren Geschwistern und wählte das Kreuzburggymnasium in Großkrotzenburg als weiterführende Schule aus. „Es werden dort viele Fahrten gemacht, das gefiel mir sehr gut. Ehrlich gesagt habe ich mich damals bei keiner anderen Schule beworben“, sagt die 18-Jährige mit einem Lachen.
Klassensprecherin seit der fünften Klasse
Bereits in der fünften Klasse wurde sie zur Klassensprecherin gewählt. „Die Seminare der Schülervertretung, die Fahrten und Planungen haben mir viel Spaß gemacht und die Leute waren toll. Das hat mir alles so gut gefallen, dass ich im nächsten Schuljahr wieder Klassensprecherin werden wollte.“ In der neunten Klasse entschied Knauer sich, einen Schritt weiter zu gehen und sich als Mittelstufensprecherin aufzustellen. „Ich dachte, ich probiere es einfach mal und es hat funktioniert.“ Auf den Schülerratssitzungen kommt die Schülervertretung (SV) mit den Klassensprechern zusammen, Anliegen werden weitergetragen, Aktionen teilweise selbst oder in Absprachen mit den Schulgremien umgesetzt. „Letztes Jahr wurde ein Schreiben zur Kleiderordnung rumgeschickt, da gab es Stress wegen der Formulierung. Es hieß, Mädchen sollten sich entsprechend anziehen, da sonst die Jungen sich nicht konzentrieren könnten. Es war ein langer Prozess mit Absprachen zwischen Lehrer, Schulleitung, Eltern und den Schülern, aber nun wurde die Kleiderordnung umformuliert“, freut sie sich über den Erfolg.
Erst Mittelstufensprecherin, dann Schulsprecherin
Letztes Jahr habe sich Knauer gedacht: „Ach komm, ich habe als Mittelstufensprecherin alle Aufgaben geschafft, ich stelle mich als Schulsprecherin zur Wahl.“ Als Schulsprecherin seien die Herausforderungen aber doch größer, als sie erwartet hätte. „Es gibt viele neue Sachen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Es musste beispielsweise eine Umwelterklärung geschrieben werden für die Umweltmanagement-Gruppe. Auch bei den Fach- und Gesamtkonferenzen bin ich dabei. Das macht aber Spaß und ich unterhalte mich gerne mit den Lehrern.“
Hygieneproben auf Mädchentoilette bereitgestellt
Am schönsten seien aber die positiven Rückmeldungen. „Wir haben einen Testlauf gestartet und bieten Hygieneartikel in den Toiletten an. Wir sind keine Pilotschule und wollten nicht warten, bis es irgendwann mal flächendeckend eingeführt wird“, geht sie auf ein Beispiel ein. In Eigenregie bestellten die Schülervertreter Hygieneproben, statteten damit die Toiletten aus und bewarben die Aktion mit einem Plakat. „Einige haben dann auf das Plakat Dankeszettel geklebt. Das war ein schönes Gefühl, dass das so gut ankam.“
Nächstes Jahr wird Knauer ihr Abitur machen und nicht noch mal als Schulsprecherin kandidieren. „Als permanentes Mitglied der SV und werde ich aber das Gremium weiterhin unterstützen.“ Besonders motiviert habe sie stets, dass etwas, was monatelang organisiert wurde, dann perfekt verlief und zu positiven Rückmeldungen führte.
Bringt sich als Schulpatin und Schulsanitäterin ein
Neben ihrer Tätigkeit in der Schülervertretung ist Knauer zudem auch Schulsanitäterin und Schulpatin. „Ich habe meine eigene Patin damals so geliebt und fand sie so toll, dass ich das auch werden wollte.“ In der zehnten Klasse schrieb sie eine dreiseitige Bewerbung an das Franziskanische Bildungswerk und übernahm eine fünfte Klasse, für die sie seitdem Ansprechpartnerin ist und im Klassenverband Seminare durchführt.
Trainiert kleine Kinder im Turnverein
Auch in ihrer Freizeit engagiert Knauer sich ehrenamtlich für Jüngere. Seit ihrem vierten Lebensjahr ist sie im Turnverein, seit vier Jahren trainiert sie die Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Für Knauer seien es die Momente, wenn ein Kind zum ersten Mal den Purzelbaum schafft und sich etwas traut, die sie motivieren. „Es ist schön, die Anfänge zu sehen und wie sich die Kinder entwickeln.“
Herumtollen im Garten mit Flüchtlingskindern
Die Turnstunde findet einmal wöchentlich statt. Öfter noch spielt sie mit den Kindern der Familie, die in die obere Wohnung ihres Elternhauses eingezogen ist. „Meine Uroma ist 2015 gestorben, so wurde im Haus die Wohnung frei. Damals war die Flüchtlingskrise und mein Opa wollte etwas tun“, erzählt sie. So zog 2016 eine junge Flüchtlingsfamilie in das Mehrgenerationenhaus. Mittlerweile sind es drei Kinder, die dort leben. Sobald diese in den großen Garten kommen, der unter anderem mit Fußballtor und Trampolin keine Kinderwünsche offenlässt, dann kommt auch Knauer zum Spielen hinzu. „Ich mache viel und sehr gerne was mit den Kindern“, sagt sie freudestrahlend.
Leiterin einer Jugendgruppe bei den Pfadfindern
Bei den Pfadfindern, zu denen sie im Alter von neun Jahren kam, leitet sie seit 2019 eine zwölfköpfige Jugendgruppe. Sobald ein Auftrag für die Pfadfinderaktion „Rent-a-Scout“, bei der die Pfadfinder ihre Arbeitsleistung anbieten, eintrifft, ist sie zur Stelle. „Es kommen Anfragen zum Kellnern auf Veranstaltungen oder Unkraut zupfen. Während der Pandemie kamen dann Einkäufe oder Apothekengänge hinzu“, geht Knauer ins Detail. Dafür erhalten die Pfadfinder eine Spende, die unter anderem für die Stammesfahrt verwendet wird.
„Die Gemeinschaft bei den Pfadfindern ist einfach unglaublich. Man sitzt zusammen mit der Gitarre am Lagerfeuer, muss sich über nichts Gedanken machen und kann einfach so sein, wie man ist“, kommt sie ins Schwärmen. Und es gebe Erfahrungen wie ein Camp ohne Toilette und fließendem Wasser, die nicht jeder machen würde. Auch genieße sie die Gespräche und Diskussionen über ernste Themen.
Bleibt bei so viel Engagement noch viel Zeit für einen selber? „Die Pfadfinder und das Kinderturnen sind für mich die Auszeit, in der ich Spaß habe. Ich mache etwas, was mir Freude bringt.“ Es reiche ihr schon, abends zu Hause ein Buch zu lesen.
Reise in die USA geplant
Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro, mit dem der erste Platz dotiert war, möchte sie für eine USA-Reise sparen. Fest im Blick hat Knauer bereits ihre berufliche Zukunft: „Ich möchte Medizin studieren, das war schon immer mein Traum.“ Doch zunächst absolviert sie nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst. (Von Patricia Reich)