Rodenbacher Verein „For amusement only“ öffnet einmal im Monat sein Flippermuseum

Es rattert und klackert, Motorengeräusche mischen sich mit synthetisch erzeugten Klängen, der ganze große Raum ist erfüllt von unterschiedlichsten Geräuschen, die einem aber irgendwie bekannt vorkommen und an Jugendzeiten erinnern. Kein Wunder, denn diese Zeitung war zu Besuch im Flipper- und Arcademuseum des Vereins „For amusement only e.V.“.
Rodenbach/Seligenstadt – Begonnen hatte alles vor rund 50 Jahren in Köln, als Vereinspräsident Reiner Krapohl auf dem Schulweg zum ersten Mal in seinem Leben eine Spielhalle betrat und sofort von den dort aufgestellten Flippern fasziniert war. Diese Leidenschaft hat den heute 60-Jährigen nie losgelassen, und so hat sich aus dem ersten, mit Studienfreunden in der Domstadt angeschafften gebrauchten Gerät eine Sammlung von gut 50 Flippern entwickelt.
Nach dem berufsbedingten Umzug nach Rodenbach suchte Krapohl nach Gleichgesinnten, wurde auch fündig, und die drei Mitstreiter brachten weiter Flipper und Arcadespielgeräte in den 2009 gegründeten Verein ein. Von Beginn an war klar, dass man nicht im stillen Kämmerlein seine Schätze horten, sondern Freunden des Genres diese Spielgeräte zugänglich machen wollte. Nachdem der Verein schnell wuchs und damit auch die Zahl der Geräte stieg, fand man ein erstes Domizil in einer ehemaligen Schlecker-Filiale am Bahnhof in Rodenbach und konnte wenig später eine nebenan gelegene Ladenfläche hinzu mieten. Rund 450 Quadratmeter standen dort letztlich zur Verfügung, wo etwa 150 Flipper und Arcadeautometen aufgebaut waren, blickte der Präsident zurück.
Flipper und Arcadespiele auf 900 Quadratmetern
Szenenwechsel: Ein unscheinbares Gebäude eines ehemaligen Möbelhauses im Industriegebiet Seligenstadt-Nord beherbergt seit 2012 das Flipper- und Arcademuseum. „Der Umzug auf Vermittlung eines Mitglieds war notwendig geworden, weil der Verein gewachsen war und damit viele weitere Geräte untergebracht werden mussten“, blickte Reiner Kraphol beim Besuch dieser Zeitung vor Ort zurück. Auf rund 900 Quadratmetern und auf zwei Etagen finden die Fans von Flippern und Arcadespielen quasi alles, was es auf dem Markt einmal gegeben hat.
Ein großzügiger Aufenthaltsbereich mit Theke und den ersten Spielgeräten, darunter die erst kürzlich eingerichtete Ecke mit japanischen Spielautomaten, empfängt die Besucher.
Geräte aus den 50er-Jahren
Dann geht es durch eine Tür in den ersten Raum mit Flippern verschiedenster Baureihen von elektromechanischen bis zu elektronischen Geräten von Ende der 50er-Jahre bis Anfang der 2000er-Jahre, als die Geräte auch wegen der aufkommenden Spielekonsolen aus der Mode kamen. Mit Herstellernamen wie Bally, Williams, Stern oder Gottlieb können die Fans natürlich etwas anfangen. Aber auch Exoten aus spanischer oder italienischer Produktion können gespielt werden, die sich vom Design her sehr von den Geräten der US-Herstellern sehr unterscheiden.
Gute Reflexe erforderlich
Das Untergeschoss ist komplett den Flippern gewidmet, „dort finden sich dann auch einige Raritäten und Geräte, die nach Filmen oder Fernsehserien designt worden sind“, weiß der Fachmann. Er fügt hinzu, dass man zum Beherrschen der Flipper gute Reflexe, viel Training, etwas Begabung und die Fähigkeit, Muster zu erkennen, benötigt. „Einfache Geräte hat man nach einem halben Jahr im Griff, bei komplexen Flippern brauchen selbst Könner gut ein Jahr, um den Lauf der Kugel sowie Bumper, Hindernisse und Prallflächen beherrschen zu können“, betonte Krapohl.
Arcadespiele unterschiedlichster Genres

Im Erdgeschoss dominieren ansonsten die Arcadespielgeräte in ihrer ganzen Bandbreite von Herstellern wie Atari, Sega, Nintendo, Konami, Williams, Midway und vielen anderen. Pac-Man-, Break-Out-Varianten, Auto- und Motorradrennspiele, diverse Flugsimulatoren, ein Ski- und ein Jetskisimulator und Dutzende Arcadespielgeräte unterschiedlichster Genres mehr warten auf Besucher und können alle alleine oder gemeinsam mit bis zu vier Mitstreitern gespielt werden. Und in einer abgetrennten Ecke – Eintritt erst ab 18 Jahren – warten einige Hardcore-Ballerspiele für die Fans dieses Genres, wo dann ganze Horden an Untoten oder Aliens die Reaktionsfähigkeit der Spieler austesten.

Geräte werden selbst repariert
„Selbst diese großzügigen Räumlichkeiten mit 250 betriebsbereiten Flippern und Arcadespielgeräten reichen nicht aus. um den gesamten Bestand unterzubringen“, stellte Krapohl fest. Deshalb gibt es noch zwei separate Lagerräume, wo weitere Schätze auf ihre Reparatur oder Überholung warten. „Wir reparieren unsere Geräte alle selbst mit Ersatzteilen aus eigenem Fundus, mit selbst hergestellten Komponenten oder Ersatzteilen aus den USA, die aber wegen Fracht und Zoll teuer werden“, stellte der Präsident fest, dessen Verein derzeit 230 Mitglieder zählt, von denen 30 bis 40 aktiv sind.
250 Automaten dürfen einmal im Monat getestet werden
Einmal pro Monat öffnet das Flipper- und Arcademuseum zu drei Eintrittszeiten zu drei Stunden jeweils 140 Besuchern seine Pforten, die dann sämtliche 250 betriebsbereiten Spielgeräte ohne zusätzlichen Münzeinwurf austesten können.
„Mit diesen Einnahmen finanzieren wir Miete und Nebenkosten, die gerade beim Stromverbrauch nicht unerheblich sind.“ Dann können die Besucher aber auch auf Flippern spielen, die im Zuge einer Renaissance seit einigen Jahren wieder im alten Stil, aber mit modernster Elektronik ausgestattet, produziert werden. (Von Thomas Seifert)
Über den Verein: Ein Museum zum Vergnügen und Zeitvertreib
Der Verein „For amusement only e.V.“ mit Sitz in Rodenbach betreibt das Flipper und Arcademusem in Seligenstadt an der Wilhelm-Leuschner-Straße, das jeden ersten Samstag im Monat für Besucher öffnet – rechtzeitige Buchung empfohlen.
Der nächste offene Samstag ist am 7. Januar. Der Name des Vereins leitet sich aus der Aufschrift auf jedem in den USA hergestellten Flipper her. Diese Geräte sind per Gerichtsbeschluss im Gegensatz zu Geldspielautomaten nur zum Zeitvertreib und zum Vergnügen – „For amusement only“ – gedacht. Deshalb war es auch Kindern erlaubt, die Spielhallen zu besuchen.
Weitere Informationen zum Museum sind im Internet zu finden. (tse)