Motorsportclub Rodenbach feiert zusammen mit den Desaster Boyz runden Geburtstag

Ein Bier in der Hand, Rockmusik auf den Ohren und jede Menge „Benzingespräche“, so empfingen die Desaster Boyz und der Motorsportclub Rodenbach (MSC) am vergangenen Wochenende (6. Mai) auf dem Festplatz in Rodenbach ihre Besucher.
Rodenbach –Die Desaster Boyz feierten ihr zehnjähriges Bestehen und der MSC das 70-jährige Vereinsjubiläum. Der „Rock/ertreff“ bot viel für die Motorrad- und Motorsportbegeisterten. Verkaufsstände für alles rund ums Bike, dazu die passende Lederkluft und jede Menge Motorräder, lockten Bewunderer an.

Nicht nur optisch durfte man mit seinem Bike überzeugen, auch die Power unter der Haube konnte vom TÜ Taunus getestet werden. Rodenbachs Bürgermeister Klaus Schejna ist von der Veranstaltung überzeugt: „Ich finde es richtig gut. Jeder Biker hat nun einen Grund zu sagen, wir fahren nach Rodenbach und treffen uns. Deshalb unterstützen wir das auch.“
Wie es zu einer Zusammenarbeit zwischen den Bikern und den Motorsportlern kam, erklärt der zweite Vorsitzende des MSC Thomas Schiffner: „Unser eigentliches Jubiläumsfest musste Pandemie-bedingt ausfallen und dann hat uns Jürgen Schomann von den Desaster Boyz dieses Jahr eingeladen. Vielen Dank an seinen Club!“

Rennmaschinen-Ausstellung und Blick in die Vereinsgeschichte
Im und um das Vereinszelt des MSC wurde eine Rennmaschinen-Ausstellung geboten mit Speedwaymotorrädern, Bahngespannen, Rennquads und Speedkarts. Diese Maschinen repräsentieren einen Blick zurück in die ereignisreiche Vereinsgeschichte.
In den 1950er Jahren etablierten sich Grasbahnrennen in Niederrodenbach und in Folge wurde 1952 der Motor-Sport-Club Niederrodenbach gegründet. Zwölf Jahre später wurde aus der Gras- eine Sandbahn, das „Motodrom Hessen“.
Motorrad-Weltverband richtete WM-Rennen in Rodenbach aus
Schiffner berichtet: „Mit dieser Anlage entwickelte sich der MSC Rodenbach zu einem der größten Veranstalter von Bahnsportveranstaltungen in ganz Deutschland. Alljährlich wurden vom Motorrad-Weltverband auch Weltmeisterschaftsrennen ins Motodrom vergeben. Die Zuschauerzahlen schwankten in den 1960er und 1970er Jahren zwischen 5000 und 12 000 Besuchern.“
Anfang der 1980er gingen die Zuschauerzahlen zurück und der Club geriet in finanzielle Not. Der Vorstand beschloss, das Motodrom an die Gemeinde Rodenbach zu verkaufen. „Die Gemeinde kündigte dem Club an, dass nach dem Verkauf weiterhin jährlich ein bis zwei Rennen durchgeführt werden könnten. Doch bei Vertragsvorlage fühlte sich der Gemeinderat an dieses Versprechen nicht mehr gebunden“, so Schiffner. Gründe für die Entscheidung der Gemeinde waren die Erhaltung des angrenzenden Naturschutzgebietes und der Stopp des Verkehrs durch parkende Besucher. So wurde trotz einer Unterschriftensammlung des MSC dieser Teil der deutschen Motorsportgeschichte am 2. Januar 1986 abgerissen.
„Mein Vater hat mich 1962 zu den Rennen mitgenommen und ich war so begeistert, dass ich als Jugendlicher alleine mit dem Fahrrad hingefahren bin“, reminisziert Schiffner. Auch Bürgermeister Schejna schaut zurück: „Damals hatte der Handballverein eine Hütte an der Strecke und hat Würstchen und Getränke verkauft. Und ich habe dann als kleiner Junge leere Flaschen gesammelt und den Motorsport genossen.“

Speedway-Legende Jürgen Hehlert zu Gast
Beim MSC war man überrascht, was für Gäste das 70-jährige Jubiläum anlockte. Fahrer und Mitglieder, die Schiffner seit fünf bis 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Darunter auch Speedway-Legende Jürgen Hehlert, der 1962 zum ersten DDR-Meister wurde. „Ich bin damals zweimal Meister für die DDR geworden. Habe mich dann krank gemeldet und bin auf die andere Seite gewechselt“, blickt Hehlert lachend auf diese Zeit zurück.

Das „Motodrom Hessen“ lebt noch in den Erinnerungen seiner Fahrer und Zuschauer weiter. Deshalb ist das Motto des MSC auch treffend gewählt: „Das Motodrom gibt es leider nicht mehr, aber den MSC gibt es immer noch: Still Alive!“, verkündet Schiffner auf der Bühne der Desaster Boyz.
Zum Abschluss riss die Cherry-Gang die Zuschauer aus ihren Sitzen mit Rockmusik und Pyrotechnik. „Raise your double horns in the air! Bis nächstes Jahr, Biker-Freunde!“ (Von Sascha Reich)

