Gelungener Veranstaltungsauftakt im Medientreff mit einer Lesung von Maria Reddig

Zwei Jahre lang lebte und arbeitete Maria Reddig, ehemalige Erzieherin und Leiterin der Rodenbacher Kita Tausendfüßler, in Afrika. Zunächst war sie in Äthiopien, später an der afrikanischen Westküste für eine internationale Hilfsorganisation als pädagogische Beraterin tätig. „Diese zwei Jahre waren prägend für mein Leben“, sagt die Autorin des Buches „Weihrauch, Kaffee und Rebellen.“
Rodenbach – In ihrem autobiografischen Werk erzählt sie von ihrem Leben in der Hauptstadt Addis Abeba und ihrer Arbeit in der beschaulichen Provinzstadt Awasa. Die Autorin nimmt ihre Leser mit auf eine Reise durch Äthiopien, nach Ghana, Gambia und Sierra Leone, in den Senegal und nach Togo. Sie berichtet über den Alltag in einem armen Land. Neben autobiografischen Erinnerungen bietet das Buch zudem viel Wissenswertes über die einzelnen Länder.
Vor allem mit Äthiopien, mit den Menschen, ihrer Kultur und ihren Bräuchen fühlt sich Maria Reddig bis heute verbunden. Besonders in Erinnerung geblieben ist die Gastfreundschaft der Äthiopier, der allgegenwärtige Duft von Kaffee und Weihrauch und eine vielfältige Landschaft.
Rodenbacher Erzieherin arbeitete für SOS-Kinderdörfer in aller Welt
1990 hatte sich die Erzieherin erwartungsvoll in ein neues und unbekanntes Leben gestürzt, der Traum von Afrika schien sich endlich zu erfüllen. Maria Reddig war für SOS-Kinderdörfer international in Äthiopien angekommen. Die Hilfsorganisation ist in circa 130 Ländern tätig und errichtet neben Familienhäusern auch Kindergärten. Hier bildete Reddig in verschiedenen Kursen die Erzieherinnen weiter. Über sieben Jahre lang war sie für SOS Kinderdörfer unterwegs, in Äthiopien an der afrikanischen Westküste, später unter anderem in Jordanien, in Nord-Zypern oder Albanien.
Im Medientreff stimmte die Autorin im Rahmen ihrer Lesung in der vergangenen Woche die Zuhörer mit ihren „Gedanken zu Afrika“ auf den vielfältigen Kontinent ein. „Afrika ist mehr als Hunger und Krieg“, betonte sie und setzte diesem einseitigen Bild ihre positiven Erinnerungen entgegen. Allein in Äthiopien leben über 80 verschiedene Ethnien und zahlreichen eigenständigen Sprachen. Die Omoro, die Tigray und die Amharen zählen zu den bedeutenden Gruppen.
Kaffeezeremonie als Geste der Versöhnung
Überall aber wird Kaffee getrunken, die Kaffeezeremonie ist eine Geste der Versöhnung. Auf der Bühne hat Reddig das traditionelle Kaffeeservice, umgeben von Blüten, aufgestellt. Bei der ersten Tasse, so Reddig, geht es um den Genuss. Bei der zweiten werden Sorgen und Probleme besprochen, bei der dritten um Segen für alle. Dazu werden geröstete Kichererbsen oder Popcorn gereicht. Zum Ritual gehört eine Schale duftenden Weihrauchs. Dessen Gewinnung wird immer schwieriger, da der Baum inzwischen vom Aussterben bedroht ist. Das Hochland Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffees und in vielen Regionen fruchtbar. An den Straßenrändern, erinnert sich die Autorin, stehen Frauen mit großen Körben auf dem Kopf, beladen mit Bananen, Ananas und Mangos.
Äthiopien wurde für Maria Reddig zur zweiten Heimat, doch als 1991 der Bürgerkrieg ausbrach, ist sie gerade für zwei Monate auf Heimaturlaub. Bis heute war sie nicht wieder in Äthiopien. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Bevölkerung von 50 auf 110 Millionen mehr als verdoppelt, die einst eher beschauliche Hauptstadt Addis Abeba ist zu einer Metropole angewachsen. Und wieder herrscht Bürgerkrieg im Land.
Lebensgefährliche Erkrankung beendete Reddigs Einsatz in Ghana
In Ghana zog sich die Erzieherin 1992 eine lebensgefährliche Erkrankung zu, sodass ein Arbeitseinsatz nicht mehr infrage kam – bis heute. Ja, sie würde jetzt wieder nach Äthiopien gehen, wenn es sich ergäbe, antwortete Reddig auf die Frage aus dem Publikum. Reise- und unternehmungslustig ist die Erzieherin im Ruhestand immer geblieben. So verwundert es nicht, dass sie inzwischen für den Senioren Experten Service im Einsatz war, in Kasachstan, in China und in Moldawien. Für die Stiftung der deutschen Wirtschaft übernimmt Maria Reddig dort Aufgaben, wo immer sie gebraucht wird.
Den gelungenen Abend rundete das kleine Buffet des Rodenbacher Eine-Welt-Ladens mit afrikanischen Spezialitäten ab. Aus Johannesberg waren Angelika Schwarzkopf und Anita Zitz angereist, die unter dem Motto „Frauen nähen für Frauen“ selbst genähte Taschen im Gepäck hatten. Der Erlös kommt Frauen und Mädchen in Tansania für Aus- und Weiterbildung zugute. (Von Ulrike Pongratz)
Buchtitel und weitere Veranstaltungen im Medientreff
„Weihrauch, Kaffee und Rebellen“ von Maria Reddig ist erschienen im Selfpublishing Verlag - Books on Demand und kostet 14,99 Euro. Erhältlich ist das Buch beim Verlag sowie bei gängigen Online-Portalen, auch als eBook. Ebenso kann er in jedem Buchhandel vor Ort bestellt werden.
Im Medientreff wird die Veranstaltungsreihe am Samstag, 14. Mai, mit „Degenerationserscheinungen – ein Abend mit Detlef Knoll“ im Bücherei-Innenhof fortgesetzt. Am 21. und 22. Mai liest die Autorengruppe Wortspieler aus „Rodenbach investigativ – eine satirische Lesung“. (upo)