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Gleich mehrere Familien engagieren sich für ihre Parteien im Rodenbacher Parlament

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Eine Familie, zwei Fraktionen: Für die Grünen sitzt Paul Schminke mit seiner Mutter Andrea Schminke in der Rodenbacher Gemeindevertretung. Vater Bernd Schminke ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die CDU.
Eine Familie, zwei Fraktionen: Für die Grünen sitzt Paul Schminke mit seiner Mutter Andrea Schminke in der Rodenbacher Gemeindevertretung. Vater Bernd Schminke ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die CDU. © Ulrike Pongratz

Gleich drei Ehepaare sind in der neuen Legislaturperiode in die Gemeindevertretung eingezogen: Nadin und Jochen Adam, Antje und Christian Schmidt sowie Andrea und Bernd Schminke. Mit Sohn Paul Schminke engagiert sich zudem die nächste Generation in der Kommunalpolitik. Sie alle sind für die Opposition, für CDU oder Bündnis 90/Die Grünen im Gemeindeparlament aktiv. Wie sich das kommunalpolitische und private Leben verändert hat, darüber haben wir mit zwei Familien gesprochen.

Gemeinsam fasste das Ehepaar Antje und Christian Schmidt vor der diesjährigen Kommunalwahl den Entschluss, für die CDU zu kandidieren. Beide sitzen nun in der Gemeindevertretung, betrachten aber die Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Gemeinsam fasste das Ehepaar Antje und Christian Schmidt vor der diesjährigen Kommunalwahl den Entschluss, für die CDU zu kandidieren. Beide sitzen nun in der Gemeindevertretung, betrachten aber die Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. © Ulrike Pongratz

Rodenbach – „Es ist viel los, und es ist spannender geworden“, sagt Christian Schmidt, der neue Fraktionsvorsitzende der CDU. Seit über zehn Jahren ist er Mitglied der Partei und würde sich als wertkonservativ bezeichnen. Mit der Kandidatur der Grünen war zu erwarten, dass „seine“ Fraktion Sitze im Gemeindeparlament einbüßen würde. Doch stattdessen hat die SPD ihre absolute Mehrheit verloren. Das ist aus Sicht der Opposition ein Gewinn, denn sie erwartet nun quer durch die Parteien interessante Debatten und hofft natürlich auf mehr Einfluss. „Eine starke Opposition ist wichtig“, sagt Bernd Schminke. „Demokratie ist vielgestaltig. Es gibt verschiedene Meinungen und es soll gestritten werden, im positiven Sinne. Ich freue mich auf die Diskussionen, die wir im Parlament führen. Viele Fragen sind offen, die Antworten fließend zwischen den Parteien.“

Bernd Schminke zog mit den meisten Direktstimmen für die CDU in das Gemeindeparlament. „In der Politik geht es doch vor allem um Entscheidungen, weniger um ein richtig oder falsch“, meint Bernd Schminke. Für ihn sei es wichtig, als Christ auch außerhalb der Kirchenmauern Verantwortung zu übernehmen. Seit 2011 engagiert er sich im Rodenbacher Parlament, bis 2018 war er mehrere Jahre lang Vorsitzender der CDU Rodenbach und ist zurzeit stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er ist Prädikant und Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Als studierter evangelischer Theologe sei für ihn immer das C in der Union von zentraler Bedeutung, so Schminke.

Fraktionsvorsitz als Frau ist eine Herausforderung

Seine Frau Andrea zog für Bündnis 90/Die Grünen in das Gemeindeparlament ein. Im Alter von vier Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Rodenbach und wuchs in einem politisch aktiven Elternhaus auf. Mitte der 1990er Jahre gründete sie die Grünen in Rodenbach mit und war von 1996 bis 2000 im Gemeindeparlament. Zwischenzeitlich, von 2016 bis 2018, war sie für die CDU im Gemeindeparlament. 2019 gründete sie die Grünen in Rodenbach wieder neu, die erneut ins Parlament gewählt wurden – mit Andrea Schminke als Fraktionsvorsitzenden: „Als Frau ist das eine Herausforderung für mich.“ Sie frage sich manchmal, ob Umgang und Ansprache so stattfinden, weil sie eine Frau sei.

Trennung von Mandat und Familie

Dass man dieselben Grundwerte leben und sich in verschiedenen Parteien engagieren kann, das verwunderte doch einige Bekannte. „Wir wurden nach der Kommunalwahl mehrfach angesprochen, ob wir uns getrennt hätten“, erzählt Andrea Schminke. Dabei ist ganz klar, es gibt eine Trennung von Mandat und Familie: „Was die Arbeit in der Fraktion betrifft, da ist Christian Schmidt mein Ansprechpartner.“

Für Sohn Paul Schminke gaben die „Fridays for Future“ den ausschlaggebenden Impuls, bei den Grünen mitzumachen. „Wenn sie sich neu bilden, dann werde ich Mitglied“, war er entschlossen. Der 19-Jährige engagiert sich neben seinem Studium der Kunstgeschichte in Frankfurt beim Deutschen Roten Kreuz. Dort ist er im Vorstand der Ortsgruppe Rodenbach und stellvertretender Leiter der Jugendgruppe. Für den Ortsverband der Grünen hat er die Zeitung mit herausgegeben und hat die Fotos gemacht.

Leidenschaftliche Diskussionen

„Er hat einen tollen Wahlkampf über Facebook und Instagram gemacht“, sagt sein Vater anerkennend. „Unsere Familie ist parteipolitisch gespalten“, sagen Schminkes, „wir diskutieren leidenschaftlich – und kommen gut zurecht.“

Viel geredet wird auch im Hause Schmidt. Politisch interessiert sind die Eheleute von Jugend an, und auch sie bringen ganz unterschiedliche Blickwinkel ein. Antje Schmidt hat im September 1989 in Dessau auf der Straße gestanden, um für Veränderungen zu demonstrieren. Nach ihrem Studium fand sie im Rhein-Main-Gebiet Arbeit in einem Konstruktionsbüro. Lange dachte sie „Ich gehe wieder zurück“, doch mit Heirat und Familiengründung ist sie nun in Rodenbach fest verwurzelt.

Beide Eheleute waren über viele Jahre lang in der TGS Niederrodenbach Abteilungsleiter in verschiedenen Bereichen wie Leichtathletik und Turnen sowie Übungsleiter. „Jetzt sind die Kinder aus dem Haus“, sagt Antje Schmidt, „da wollte ich nicht nur als stille Beobachterin zu Hause sitzen. Ich wollte mich gerne politisch engagieren und in der Gemeinde antreten.“ Sie habe einen guten Draht zu den Menschen in der CDU und zudem von Freunden und Bekannten positive Rückmeldung für diesen Schritt erhalten.

„Frauen bringen eine andere Sichtweise ein“

Gemeinsam sei der Entschluss gefallen, dass beide Partner für einen Sitz in der Gemeindevertretung kandidieren. „Frauen bringen eine andere Sichtweise ein“, sagt Christian Schmidt. Als Jurist im Rechtsamt Frankfurt kennt Schmidt kommunalpolitische Themen aus Verwaltungssicht. In Rodenbach vertritt er die andere Perspektive und sagt: „Das ist eine ganz andere Erfahrung, ganz andere Facetten kommen zum Tragen. Man hat andere Gestaltungsräume und mehr Möglichkeiten.“

Dass weiterhin gute und vor allem junge Leute sich kommunalpolitisch engagieren und besonders die freie Debatte in der Opposition zu schätzen wissen, das hofft man über Parteien und Familien hinweg. (Von Ulrike Pongratz)

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