Pläne für künftige Grünflächen und historische Sensationsfunde im Neubaugebiet Rodenbach vorgestellt

Auf der ersten live gestreamten Sitzung des Bauausschusses am Dienstag waren zwei Vorträge auf der Agenda, die Einblicke in das Neubaugebiet Südlich der Adolf-Reichwein-Straße gaben. Ein Vortrag, gehalten von der Archäologin Dr. Elisabeth Faulstich-Schilling vom Freien Institut für Angewandte Kulturwissenschaften und vom Ausgrabungsleiter des Neubaugebietes, Scott Tucker, ließ in die Rodenbacher Vergangenheit blicken. Der Folgevortrag von Landschaftsarchitektin Sonja Weiß vom Planungsbüro Weiß und Becker gab Einblicke, wie die Begrünung des Neubaugebietes in Zukunft aussehen soll.
Rodenbach – Dr. Schilling-Faulstich erläuterte, dass eine archäologische Untersuchung zum einen erfolgte, da es so vom hessischen Gesetz vorgesehen ist, aber auch, weil das Denkmalamt das Neubaugebiet als archäologische Verdachtsfläche einstufte. Auf einer der zwei untersuchten Flächen wurde dann auch tatsächlich ein Keramikstück geborgen, das auf prähistorische Siedlungen hinwies, fasste Dr. Faulstich-Schilling zusammen. Doch bevor die Untersuchungen vertieft werden konnten, trieben Raubgräber ihr Unwesen.
Archäologische Entdeckungen in Rodenbach stellen These zur neolithischen Revolution infrage
Obwohl vieles zerstört war, stieß das Archäologenteam dann doch auf spektakuläre Funde und Befunde, wie Tucker im Anschluss berichtete. Neben wenigen Keramikgefäß-Fragmenten, einem Steingerät und Fragmenten einer Bronzeklinge (Funde), stieß das Team auf Grubenreste (Befunde). Insgesamt 823 Befunde registrierten die Experten, davon waren 731 archäologisch relevant. Die jüngsten der zutage geförderten Gruben können auf das 17. Jahrhundert datiert werden, erläuterte Scott. Ein Grubenhaus stammt aus der römischen Kaiserzeit (235-295 nach Christus), ein weiteres Grubenhaus wird der frühen Bronzezeit (1960-1880 vor Christus) zugeordnet. Sensationell sind die Funde aus der Jung- und Mittelsteinzeit, wobei die ältesten Gruben 8000 Jahre alt sind. „Das zeigt, dass die Fläche immer wieder benutzt wurde“, fasst Scott zusammen.
Das Neubaugebiet sei ein mit Wald bedecktes Gebiet mit kleinen Lichtungen gewesen, die belebt wurden. Die Siedlungen seien aber nicht dauerhaft gewesen, sondern vermutlich saisonal. Die Rodenbacher Funde stellen als Ergebnis die Vorstellung infrage, dass alle Völker der Region im Zuge der neolithischen Revolution Ackerbau betrieben hätten. Es sei auch noch das Leben als Jäger und Sammler weitergeführt worden, so die Erkenntnis. Auf Nachfrage bestätigte Dr. Faulstich-Schilling, dass es bereits Gespräche mit dem Heimatmuseum gebe, um die Funde im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren.
Viele Grünflächen inklusive dreier Spielplätzen geplant
Landschaftsarchitektin Weiß gab im Anschluss einen Einblick in zukünftige Planungen. Rodenbach erhält als Partnerkommune des Großen Frankfurter Bogens Fördergelder in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro für die Grünflächen im Neubaugebiet. „Wir haben viel Grün drin“, freut sich Bürgermeister Schejna. Dabei stehe im Vordergrund, so naturnah wie möglich zu gestalten und Identität zu schaffen, betonte Weiß. Daher spiegele die Namensgebung der Straßen sich auch in der Gestaltung wider.
Insgesamt acht Flächen sind vorgesehen, ging die Landschaftsarchitektin ins Detail. Augenfällig ist der große Grünzug, der dem aktuellen Wirtschaftsweg seitlich vom Kreisel auf Höhe In der Gartel entspricht. Auf dem geschwungenen Weg werden einzelne Planeten in Form von Steinkugeln dargestellt. Ein zentraler Platz in Höhe des künftigen Ärztehauses und Kindergartens soll mit Sitzpodest, Schautafeln, Hüpfkugeln für Kinder, einem großen Baum und einer Ecke für Boulespieler zum Verweilen einladen. Auch Liegebänke aus Holz werden entlang des Weges zu finden sein.
Bekletterbare Sternwarte als Highlight
Einer von drei Spielplätzen soll am Sonnenring entstehen und alle Altersgruppen ansprechen. Highlight könnte eine kleine Sternwarte werden, die viele Klettermöglichkeiten bietet. Vorgesehen ist auch eine Himmelsschaukel und ein Sandspielbereich.
Westlich gelegen am Planetenweg ist ein Spielplatz nur für Kleinkinder mit einem großen Sandspielbereich, Doppelschaukel und Karussell geplant. Ältere Kinder bis zum Erwachsenen finden im Ortsrandbereich an der Merkurstraße einen Spielplatz mit großer Drehscheibe, Kletternetz, Lianenschaukel, Balancierstämme, Bodentrampolinen und Sitzpodest.
Erholungsraum mit Tipps für naturnahe Gartengestaltung
Eine der drei Grünflächen am Polarsternweg zeichnet sich dadurch aus, dass Schautafeln Tipps für die Gestaltung naturnaher Gärten liefern. Praktische Beispiele sollen gleich daneben gepflanzt werden. Dort ist zudem ein Barfußpfad mit einer Polarstern-Skulptur vorgesehen. Weitere Grünflächen mit Sträuchern, Wildblumen, (Obst-) Bäumen und Stauden sind am Planetenweg und am Ortsrand geplant.
Die zwei verbleibenden Planungsflächen sind zum einen ein Verbindungsweg nahe des Grünzugs Richtung Alzenauerstraße. Die mittig angepflanzten Bäume trennen den Fahrrad- vom Gehweg, die beide eine Breite von 1,5 Metern aufweisen werden.
Gestaltung der Kreiselanlagen unter den Themen Kalksteinbruch und Archäologie
Für die Gestaltung der Kreiselanlage soll thematisch der alte Kalksteinbruch aufgenommen werden. Große Kalksteinfindlinge, eine Schotter-Rasen-Fläche, bei der das Grün überwiegt, Magerrasen und eine Mehlbeere seien typisch für einen Steinbruch, skizzierte Weiß die geplanten Elemente. Schejna könne sich auch vorstellen, neben dem linken Dr. Blumenthal-Kreisel, vorne den Steinbruch und in der Mitte die Archäologie abzubilden.
Anlegung der Grünflächen soll 2025 abgeschlossen sein
Zum Thema Archäologie sei das Planungsbüro bereits in der Findungsphase, stimmte Weiß dem Bürgermeister bei. Auf Nachfrage der Ausschussvorsitzenden Patricia Hudaff-Johnson zum Zeitrahmen antwortete Weiß, dass 2023 die Planungsphase, 2024 Ausschreibung- und Baubeginn und 2025 der Abschluss vorgesehen ist. (Von Patricia Reich)