Hauptamtsleiter Udo Vitt geht in den Ruhestand und hat in 45 Dienstjahren viel bewegt

Der wohlverdiente Ruhestand – eine Phrase, die meist treffender nicht sein kann. Doch oftmals liegt es auch an der Betonung der zwei Wörter, die die Person, die diesen antritt, und ihr Wirken beschreiben. Bei Udo Vitt liegt vonseiten der Gemeinde die Betonung auf „wohlverdient“, denn Vitt sei laut Bürgermeister Klaus Schejna ein „Glücksfall der Gemeinde“ gewesen.
Rodenbach – Der Leiter des Haupt- und Personalamtes hat in seinen 45 Dienstjahren vieles angeregt, mitgestaltet, organisiert und auf die Beine gestellt. Wer den Namen Udo Vitt in die Suchmaske der Gemeindewebseite eingibt, kann durch zahlreiche Treffer klicken, allen voran die Gemeindefeste, die er organisiert hat und als „herausragend, bewegend und anspruchsvoll in der Organisation“ betitelt.
Vitt ist in einer engagierten Familie in Oberrodenbach aufgewachsen, die ihm das Sich-aktiv-in-der-Gemeinde-Einbringen quasi in die Wiege legte. „Ich habe als Jugendlicher den ‘Bonifatiusboten’ ausgetragen und Arznei ausgefahren. Dadurch habe ich immer Kontakt zu den Leuten gehabt. Das hat mich geprägt“, blickt Vitt im Gespräch mit unserer Zeitung zurück.
Als Mitbegründer und Sprecher einer freien Jugendgruppe in Oberrodenbach kam der Kontakt zum damaligen Bürgermeister Herrmann Knobel zustande.
Knobel war es dann auch, der ihn ermunterte, sich nach dem Schulabschluss bei der Gemeinde zu bewerben. Unter der Amtszeit von Bürgermeister Karl-Heinz Seikel trat Vitt am 1. September 1978 seine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt – so die heutige Berufsbezeichnung – bei der Gemeinde an. „Ich war der Zweite, der in Rodenbach für den gehobenen Verwaltungsdienst ausgebildet wurde“, erzählt Vitt. Von Seikel habe er viel gelernt und sei von ihm stets gefördert worden.
Nach der Ausbildung nahm Vitt unter anderem die Verwaltungssprechstunden in Oberrodenbach wahr. „So kam ich mit allen möglichen Problemlagen in Kontakt und habe unwahrscheinlich viel gelernt.“
Der heutige Verwaltungsoberrat trat dann 1996 nach dem Ausscheiden Seikels als freier Bewerber zur Bürgermeisterwahl gegen Dr. Sascha Raabe (SPD) an. „In der Stichwahl gegen Raabe war ich mit 160 Stimmen unterlegen, aber das hat in keiner Weise der Zusammenarbeit im Rathaus geschadet“, reflektiert der heute 64-Jährige.
Er erinnert sich noch gut, dass damals die SPD verlauten ließ, es brauche einen politischen Bürgermeister mit politischem Rückhalt und einen guten Hauptamtsleiter. „Da dachte ich mir, okay, dann bin ich der erste direkt gewählte Hauptamtsleiter im Main-Kinzig-Kreis“, sagt Vitt mit einem Augenzwinkern. Von Dr. Sascha Raabe wurde er dann auch formell zum Büroleiter ernannt.
Rückblickend habe er in den 44 Jahren, die sich im Januar auf 45 summieren, „unwahrscheinlich viel gemacht“. Sein konstantes Ziel: „Für meine Heimatgemeinde Rodenbach zu arbeiten und offen für alle Belange der Bürger zu sein.“
Dabei hätten ihm die seit Jahren regelmäßig stattfindenden Treffen der Hauptamtsleiter aus dem Kreis oftmals sehr geholfen. In der „Selbsthilfegruppe“, wie Vitt die Runde bezeichnet, konnten auf kurzen Wegen Fragen und Probleme geklärt und gelöst werden. „Der Austausch im Kollegenkreis und die Vernetzung waren sehr wichtig“, resümiert Vitt.
Als Leiter des Sitzungsdienstes habe sich ein ausgesprochen gutes Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Walter Geppert sowie den Fraktionsvorsitzenden aufgebaut. Zudem war er seit 1981 stellvertretender Schriftführer und seit 1989 als Vertreter in der Verbandsversammlung der ekom21.
Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oberrodenbach – damals noch als Aktiver – übernahm er in den 80er Jahren im Rathaus die Verantwortung für den Brandschutz. Vitt ist Träger des silbernen Brandschutzehrenabzeichens, doch da gibt er sich bescheiden: „Das ehrt mich, aber es war mein Job.“ Die Arbeit der Ehrenamtlichen sei viel höher anzurechnen.
Der Grund, weshalb er sich aus dem aktiven Dienst für die Oberrodenbacher Wehr zurückzog: „Ich wollte mir nicht sagen lassen, ich hätte jemanden bevorzugt.“ Eine Prämisse, die er all die Jahre befolgt hat. Daher sei er auch keiner Partei beigetreten. „Ich wollte und habe mich stets neutral verhalten. Für mich war und ist es immer ein Rodenbach, es gibt für mich keinen Unterschied zwischen den Ortsteilen, außer im Fasching, aber dann auch nur mit dem entsprechenden Humor.“
Doch sein Wirken geht weiter: Auch die Kindertagesstätten fielen anfangs in Vitts Zuständigkeit. Ein großes selbstgestaltetes Plakat von den Kitas, das in seinem Büro hängt, erinnert noch daran. „Als Vater von zwei Mädchen waren mir die Kinderbetreuung und der Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Das war eine spannende Zeit, in der ich viel in Sozialpädagogik gelernt habe.“ Auch die ersten Ferienspiele der Gemeinde wurden „aus meinem Büro heraus zusammen mit der Kita Buchbergstraße organisiert“. Vier Jahre lang kümmerte Vitt sich darum, dass damals noch bis zu 250 Kinder eine tolle Ferienzeit erleben konnten. Doch mit zunehmender Betreuungskapazität musste „jemand fachlich Versiertes bei“. So entstand das Amt für Familie, Senioren und Soziales, das dann auch die Jugendarbeit übernahm.
„Aktuell haben wir 234 Beschäftigte, davon überwiegend Erzieher und im sozialen Bereich Tätige“, nennt Vitt eine aktuelle Zahl zu den Gemeindemitarbeitern. Er weiß es genau, denn er ist auch Leiter des Personalamts und für die Personaleinstellung und -pflege zuständig. Auf die Ausbildung von Personal sei stets viel Wert gelegt worden. „Es macht Spaß, die jungen Leute in ihrer Entwicklung zu beobachten.“ Oftmals sei er als „der Kümmerer“ bezeichnet worden, denn er habe stets ein offenes Ohr für Nöte gehabt.
Der Werdegang von Bürgermeister Schejna, der 1988 als Auszubildender zur Gemeinde kam, wurde von Vitt begleitet. „Wir haben schon damals sehr eng zusammengearbeitet und auch als Bürgermeister war die Zusammenarbeit mit Udo Vitt immer sehr gut“, würdigt Schejna den Amtsleiter. Besonders freut es Vitt, dass der ehemalige Auszubildende Daniel Henkel von Langenselbold, wo er das Amt für Zentrale Dienste und Personal leitete, wieder nach Rodenbach gewechselt sei und nun seine Nachfolge antreten wird.
Eines der Herzensprojekte des Haupt- und Personalamtsleiters war der Medientreff, der ebenso in seine Zuständigkeit fiel. Dass die Kommunen für Bibliotheken keine dauerhafte Förderung bekommen, trifft bei Vitt auf Unverständnis, der beim Thema Medientreff ansonsten ins Schwärmen kommt. „Sie merken, beim Thema Bücherei geh ich auf wie ein Kreppel.“ Gleichsam hat er die Gründung des Fördervereins Freundeskreis Medientreff in die Wege geleitet und auch die Gründung des Trägervereins Schützenhof ist auf ihn zurückzuführen.
„Superschön“ sei stets der „Unterricht im Rathaus“ gewesen, den er für die Schüler der Adolf-Reichwein-Schule seit 15 Jahren an bestimmten Tagen hält und ihnen alles Wissenswerte rund um die Gemeinde erklärt. Aktuell liegt noch das Projekt „Wandern in Rodenbach“ auf seinem Schreibtisch, das er jetzt seinem Nachfolger überlässt.
Aufgrund restlicher Urlaubstage, Überstunden und gesparter Lebensarbeitszeit hat Vitt sich schon jetzt inoffiziell von seinen Kollegen im Rathaus verabschiedet. Der offizielle Ruhestand beginnt am 1. Februar.
„Ich freue mich auf den Ruhestand und hab mir nichts Festes vorgenommen. Ich möchte zur Ruhe kommen, ausschlafen und nicht mehr ‘Müssen müssen’“, so die Pläne des Namensgebers für den RoSen-Treff. In Rodenbach wird ihm immer etwas begegnen, an dem er beteiligt war, ist Vitt sich sicher. Doch das sei „ohne die entsprechende Mannschaft“ nicht möglich gewesen.
„Ich habe der Gemeinde auch im Privaten viel zu verdanken und hoffe, dass ich es mit dem entsprechenden Engagement und Leistungen zurückgeben konnte. Jetzt wird Platz gemacht für die Jungen.“ (Von Patricia Reich)