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Katholischer Kirchenchor hat sich nach 63 aktiven Jahren zum Jahresende aufgelöst

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Ihnen fiel der Entschluss sehr schwer (von links): Dirigent Hermann Desch, Schriftführerin Inge Schäfer, Vorsitzender Friedel Peter, Pressewartin Christine Wanzke und zweiter Vorsitzender Rainer Schwab.
Ihnen fiel der Entschluss sehr schwer (von links): Dirigent Hermann Desch, Schriftführerin Inge Schäfer, Vorsitzender Friedel Peter, Pressewartin Christine Wanzke und zweiter Vorsitzender Rainer Schwab. © Andrea Pauly

„Es ist schon sehr schade, dass wir diese Entscheidung treffen mussten“ erklärte Friedel Peter, Vorstandsvorsitzender des Katholischen Kirchenchors St. Peter und Paul in Rodenbach beim Treffen mit dem HA. Und auch seine Mitchoristen blicken ein wenig wehmütig auf die vergangenen Jahre, in denen sich immer mehr abzeichnete, dass es dem Katholischen Kirchenchor in Rodenbach wie so vielen Chören und Vereinen im Allgemeinen ergeht:

Rodenbach – Nach 63 Jahren löste sich auch dieser aktive und engagierte Chor am 31. Dezember auf, weil es an Nachwuchs mangelt und sich kein neuer Vorstand mehr fand.

Beim Gespräch im Probenraum des katholischen Pfarrheims in Oberrodenbach offenbarte sich die aktuelle Altersstruktur des Chores. Vorsitzender Friedel Peter, der im November mit einer Ehrenurkunde des Bistums geehrt wurde, ist inzwischen 88 Jahre alt, der zweite Vorsitzende Rainer Schwab und Dirigent Hermann Desch sind beide 81 Jahre. Das anwesende Quintett ergänzten Schriftführerin Inge Schäfer (78) und Pressewartin Christine Wanzke (70). Äußerst rüstig und gesprächig zeigten sich die Chormitglieder und sprachen voller Begeisterung und geradezu schwärmerisch von den Hoch-Zeiten des Chores, als bis zu 60 aktive Sänger dabei waren.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Mit dem heutigen Silvestertag stellt der Katholische Kirchenchor der Rodenbacher Gemeinde St. Peter und Paul das Proben ein.
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Mit dem heutigen Silvestertag stellt der Katholische Kirchenchor der Rodenbacher Gemeinde St. Peter und Paul das Proben ein. © Privat

Nur noch 23 Sänger aktiv

„Jetzt ist das jüngste Mitglied 60 Jahre alt und wir waren am Ende nur noch 23 Sängerinnen und Sänger“ sagt Friedel Peter, dem seine Mitstreiter immer noch ein „schöne Tenorstimme“ bescheinigen. Dass sich der motivierte Vorsitzende in seinem hohen Alter vom Amt zurückziehen wollte, ist für alle nachvollziehbar. „Leider hat sich niemand zur Bildung eines neuen Vorstandes gefunden“, ergänzt Rainer Schwab, der wie Peter seit 50 Jahren im Vorstand tätig war.

Wie es seinerzeit zur Gründung des Chors gekommen war, berichtet Friedel Peter: „Im November 1959 trafen sich vier Gemeindemitglieder mit Pfarrer Oberthür, die heute als Gründer des Kirchenchors angesehen werden: Leopoldine Smola, Max Schindler (Chorleiter), Willibald Adam und Willi Börner. Sie entschieden über die Gründung des Kirchenchors“.

Chor erfreute sich ab den 60er-Jahren vieler Mitglieder

Zur ersten Singstunde im Februar 1960 fanden sich 22 Frauen und zehn Männer ein. Ostern 1960 sang der Chor erstmals in einer Messe und war bis dahin schon auf 40 Sängerinnen und Sänger angewachsen. Die Mitglieder kamen aus den Reihen des Mädchen-Singkreises und dabei waren auch einige Frauen und Männer, die am kirchlichen Leben interessiert waren. „Der Chor entwickelte sich sehr gut und nach kurzer Zeit konnten wir Auftritte mit bis zu 60 Sängerinnen und Sängern stemmen“, erinnert sich Schwab.

Der Katholische Kirchenchor bei einem seiner Konzerte in der Oberrodenbacher Kirche Sankt Peter und Paul.
Der Katholische Kirchenchor bei einem seiner Konzerte in der Oberrodenbacher Kirche Sankt Peter und Paul. © PRIVAT

„Unsere Hauptaufgabe war immer die Mitgestaltung von Gottesdiensten an Hochfesten, das Singen bei besonderen Anlässen, Konzerten und Liederabenden, der Gesang mit Menschen einer Chorgemeinschaft und in der Pfarrgemeinde“, erklärt Inge Schäfer. Im Herbst 1972 führte man auf Wunsch von Pfarrer Hartmut Wegener den Kirchenchor Oberrodenbach und die Schola Niederrodenbach zusammen. Der Kirchenchor St. Peter und Paul wurde ein selbstständiger Verein mit dem bis heute in dieser Form bestehenden Vorstand.

Hermann Desch war seit 1975 der Chorleiter

„Mit Hermann Desch aus Wirtheim fanden wir im September 1975 einen neuen Chorleiter, der den Kirchenchor weiterentwickelte und bis heute geleitet hat“, so Peter. 1982 wurde der Kirchenchor für fördernde Mitglieder geöffnet. Innerhalb kürzester Zeit war der Verein mit aktiven und fördernden Mitgliedern auf 180 angewachsen.

Neben den rund 20 musikalischen Auftritten im Jahr spielte auch das gesellige Leben im Verein immer eine große Rolle für das soziale Miteinander. Der Vorstand organisierte Vereinsabende, die Teilnahme an Veranstaltungen befreundeter Vereine, aber auch Ausflüge, die mit musikalischen Auftritten verbunden waren. „Die Reisen unter anderem nach Rom, Österreich und Spanien bleiben unvergessen“, meint Schriftführerin Inge Schäfer.

Chor hatte viele Aufgaben in der Gemeinde übernommen

Außerdem übernahm der Kirchenchor viele Aufgaben in der Gemeinde, wie zum Beispiel die Gestaltung der Flur- und Fronleichnamsprozession sowie die der jährlichen Fußwallfahrt nach Walldürn. „So waren wir immer ein wichtiger lebendiger Baustein der Pfarrgemeinschaft, der sich neben seinem musikalischen Engagement besonders für die Erhaltung und Wiederbelebung langjähriger Traditionen einsetzt“, sind sich Vorstand und Chormitglieder des Katholischen Kirchenchors St. Peter und Paul einig. In Zukunft möchten sich die Choristen zumindest einmal monatlich zum Mittagessen treffen, um den guten Zusammenhalt aufrechtzuerhalten. (Von Andrea Pauly)

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