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Rodenbach hat eine Beratungsstelle nur für die Kinderbetreuung geschaffen

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Von: Patricia Reich

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Nicole Gräser von der Servicestelle Kinderbetreuung und Kindertagespflege versucht, für jede Familie das passende Betreuungskonzept zu finden.
Nicole Gräser von der Servicestelle Kinderbetreuung und Kindertagespflege versucht, für jede Familie das passende Betreuungskonzept zu finden. © Patricia Reich

Der Arbeitsplatz von Nicole Gräser ist alles andere als ruhig, denn das Büro der Servicestelle für Kinderbetreuung und Tagespflege ist mitten in der Kindertagesstätte Kinzigwichtel. Doch auch wenn ab und an ihre Tür aufgeht und ein kleiner Naseweis den Kopf reinsteckt, stört sie das nicht. Irgendwie gehört es ja auch zu ihrem Job, so nahe an der Kinderbetreuung zu sein.

Rodenbach – Langweilig wird es der Diplom-Sozialpädagogin nicht. Denn auch in Rodenbach macht sich der Mangel an Erziehern bemerkbar – Betreuungsplätze von Krippe bis Hort sind knapp. Was werdende Eltern oder Eltern junger Kinder beachten müssen, wenn sie einen Betreuungsplatz brauchen und welche Betreuung für sie und ihr Kind am besten ist, darüber berät die Gemeindemitarbeiterin, für die extra zu diesem Zweck die Arbeitsstelle eingerichtet wurde. Auch klärt sie über die Kosten und Fördermöglichkeiten auf und begleitet bei Bedarf telefonisch die Anmeldung der Kinder über das digitale Elternportal „Little Bird“.

Seit 1994 ist Nicole Gräser bereits für die Gemeinde tätig, zunächst 25 Jahre in der offenen Jugendarbeit, ab 2011 zusätzlich in der Kindertagespflege. „Doch das wurde auf Dauer allein schon räumlich schwierig“, erzählt Gräser. „Die Büros waren nicht gerade für ein Gespräch mit Familien mit Kindern und Kinderwagen geeignet und es wurde Zeit, dass die Jugendarbeit von Jüngeren übernommen wurde“, sagt sie schmunzelnd.

Daher widmete sie sich ganz der Tagespflege und entwickelte 2019 das Konzept der Servicestelle, die ein Jahr später startete. Gleichauf setzte die Gemeinde auf die Digitalisierung. „Es war eine logische Entwicklung, eine barrierefreie Anmeldung zu den Betreuungsangeboten der Gemeinde zu schaffen“, fasst sie zusammen und verweist auf Hanau, wo sich Eltern bereits seit Längerem online anmelden können.

„Little Bird“ seit Anfang 2021 im Einsatz

Das digitale Elternportal „Little Bird“ ist seit Anfang dieses Jahres im Einsatz. „Darüber ist es möglich, die Kinder bis zu 30 Monate vor Betreuungsbeginn anzumelden – auch schon vor der Geburt. Natürlich können die Eltern sich weiterhin die Kitas vor Ort anschauen“, erklärt Gräser.

Dass eine frühzeitige Anmeldung wichtig ist, betont sie mit Nachdruck, denn: „Wir sind voll.“ 14 Tagesmütter hat die Gemeinde, 48 Kinder sind in der Kindertagespflege. „Wir registrieren eine große Zunahme an Anmeldungen von Kleinkindern ab einem Jahr. Das hat natürlich auch etwas mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun. Mütter steigen viel früher wieder ins Berufsleben ein. In Städten ist das bereits normal, jetzt erreicht der Trend immer mehr den ländlichen Bereich. Ich habe werdende Mütter hier, die gerade erst schwanger sind.“ Daher sei Gräsers Beratung auch so wichtig. „Oftmals stellen sich die werdenden Mütter vor, direkt Vollzeit nach der Geburt ins Berufsleben wieder einzusteigen. Dass es dann mit der Vereinbarung von Familie und Beruf anders kommt, erlebe ich sehr oft.“

Riesige Nachfrage

Die Nachfrage für Beratungsgespräche sei riesig. „Viele erfahren über Mundpropaganda, dass es mich gibt“, sagt Gräser sichtlich erfreut. Aufgrund der steigenden Anmeldezahlen und der Schwierigkeit, den Bedarf zu decken, arbeitet die Gemeinde daran, mehr Plätze ab einem Jahr anzubieten, damit die Eltern Wahlmöglichkeiten haben. „Es gibt Pläne und Ideen. Zum Beispiel könnte die Kita Tausendfüßler ausgebaut werden. Oder der neuen Kita an der Buchbergstraße wird eine U3-Gruppe angeschlossen.“ Doch das alles stehe und falle mit dem Personal. „Wir sind immer auf der Suche nach Erziehern und freuen uns über jede Bewerbung.“

Mit Blick auf den kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Schulkinder sieht Gräser die Politik in der Pflicht, die Bedingungen zu verbessern. „Wir müssen abwarten, was die Politik in Sachen Hortbetreuung vorsieht, auch was die finanzielle Unterstützung angeht.“ Das sei ein großes gesellschaftliches Thema: Mieten und Immobilien werden immer teurer, die Eltern wollen und müssen arbeiten und benötigen dafür Betreuungsplätze. „Es gibt einige Herausforderungen zu meistern in den nächsten Jahren.“ Stand heute fehlen für das kommende Jahr der Gemeinde vier bis fünf Kindergartenplätze, im U3-Bereich werden fünf Kinder keinen Platz bekommen. „Im Hort bräuchten wir bis zu zehn Plätze mehr“, fasst Gräser die Situation zusammen, die sie sehr bedauere.

Zum neuen Schuljahr werden nicht alle bedient werden können

„Wir werden für das kommende Schuljahr nicht alle bedienen können.“ Auch hier gebe es Ideen, wie zum Beispiel ein naturpädagogischer Hort in Verbindung mit der Kita Wurzelzwerge, doch das liege noch tief in der Schublade. „Aktuell planen wir keinen Ausbau in diesem Bereich. Wir warten ab, wie der Rechtsanspruch umgesetzt wird.“

Generell sei die Gemeinde sehr bemüht, die Familien nach Möglichkeit zu unterstützen, und setze Kindswohl an oberste Stelle. Das fängt mit der Servicestelle an, die in den meisten umliegenden Kommunen nicht vorgesehen ist, geht über ein flexibles, auf jedes Kind zugeschnittenes Betreuungsmodell und endet nicht zuletzt bei der finanziellen Unterstützung. Bewusst werden die Gebühren der Krippenplätze mit den Gebühren für die Tagesmutter, die der Zuständigkeit des Main-Kinzig-Kreises unterliegen, gleichgehalten. „So gibt das Finanzielle nicht den Ausschlag, für welche Betreuung sich die Eltern letztendlich entscheiden.

Die Chemie zwischen Kind und den Eltern mit der Tagesmutter muss stimmen“, erklärt Gräser. Auch in besonderen Situationen, wenn beispielsweise ein Kind in einer Kita ist und ein weiteres zu einer Tagesmutter kommt, gleicht die Gemeinde den fehlenden Geschwisterrabatt aus. Zudem werden die Tagesmütter von der Gemeinde bezuschusst. Sie erhalten Gelder, wenn sie ein Kind aus Rodenbach aufnehmen und auch die Vertretung für die Tagesmütter wird von der Gemeinde bezahlt. „Jeder Euro, den die Gemeinde investiert, sorgt für eine gute Qualität der Betreuung.“

Gräser: „Einfach mal anrufen“

An werdende Eltern appelliert Gräser: „Einfach mal anrufen.“ Eine rechtzeitige Kontaktaufnahme mit einer Beratung, verbunden mit einer frühzeitigen Anmeldung bei „Little Bird“ würde die Betreuungsplatzvergabe erleichtern.

„Die gewünschten Betreuungszeiten müssen bei der Anmeldung nicht in Stein gemeißelt sein. Es geht uns nur, darum einzuschätzen, wie hoch der Bedarf ist, um entsprechend planen zu können.“ Künftige Rodenbacher Familien sollten sich bei ihr melden, sobald der Umzug feststehe.

Kontakt über Telefon und E-Mail

Nicole Gräser von der Servicestelle für Kinderbetreuung und Kindertagespflege ist unter Telefon 06184 9937959 oder per E-Mail an nicole.graeser@rodenbach.de erreichbar. Gesprächstermine werden individuell vereinbart. (Von Patricia Reich)

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