1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Rodenbach

Kläranlage Rodenbach produziert bald eigene Energie

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Patricia Reich

Kommentare

Umstellung auf anaerobe Schlammstabilisation: In diesem Jahr startet die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Rodenbacher Kläranlage. Da die Umstellung des Verfahrens viele ökologische Vorteile hat, wird das Vorhaben vom Bundesumweltministerium bezuschusst.
Umstellung auf anaerobe Schlammstabilisation: In diesem Jahr startet die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Rodenbacher Kläranlage. Da die Umstellung des Verfahrens viele ökologische Vorteile hat, wird das Vorhaben vom Bundesumweltministerium bezuschusst. © Patricia Reich

Rodenbach – Ab diesem Jahr müssen Rodenbacher Bürger mehr für die Entwässerung zahlen. Dies geht auf einen Beschluss der Gemeindevertretung zurück (wir berichteten). Begründet wurde die Gebührenerhöhung zum einen damit, dass ein ungedeckter Gebührenbedarf für die Jahre 2022 bis 2025 von 1,9 Millionen Euro ermittelt wurde und mit der Erhöhung in diesem Punkt ein ausgeglichener Haushalt erreicht werden kann und zum anderen mit der notwendigen Modernisierung der Kläranlage.

Unsere Zeitung hat Bürgermeister Klaus Schejna (SPD) in einem Gespräch gebeten, genauer zu erklären, warum es wichtig ist, die Kläranlage zukunftsfähig umzubauen.

„Der Zustand der Kläranlage war schon lange kritisch und die Planung für eine Modernisierung ging schon früher los“, leitet Schejna ein.

„Bereits mit dem Baugebiet an der Erfurter Straße war die Kläranlage an ihrer Grenze.“ Mit Blick auf das Neubaugebiet Südlich der Adolf-Reichwein-Straße und den Zuzug vieler Neubürger sei eine Modernisierung nun unumgänglich. Geplant ist eine Kapazitätserweiterung von 16 000 auf 18 000 Einwohnerwerten, informiert die Gemeindeverwaltung auf ihrer Homepage.

Einige Studien gemacht

Dem Vorhaben gingen einige Studien und Analysen voraus: Im Jahr 2013 wurde eine Energieeffizienzanalyse durchgeführt, 2016 folgte eine Studie zur Erweiterung der Kläranlage. Ein Jahr später wurde die Belastungssituation überprüft. Nach einer Potentialstudie im Jahr 2020 folgten die Planungen für den Umbau und die Erweiterung.

„Wir hatten dabei eine verfahrenstechnische Optimierung im Blick. Die Werte sollen trotz Mehrbelastung so gut sein, wie sie jetzt sind“, erläutert Schejna.

Dem Gemeindeoberhaupt lagen zwei Konzepte vor, um eine Zukunftsfähigkeit der Kläranlage zu gewährleisten. Vorgeschlagen wurde eine Erweiterung des Belebungsbeckens, um die Reinigungsleistung zu steigern. Die Schlammstabilisierung würde in diesem Fall allerdings weiter aerob erfolgen und wäre mit einem hohen energetischen Einsatz verbunden. Zudem ergab die Auswertung der Betriebsdaten der Kläranlage, dass fast das Dreifache des vorhandenen Belebungsbeckenvolumens für eine simultane aerobe Schlammstabilisierungsanlage notwendig gewesen wäre.

„Die Kläranlage hätte bei diesem Konzept einen hohen Stromverbrauch“, erklärt Schejna und bemerkt am Rande: „Es gab sogar mal die Überlegung, den Klärschlamm zusammen mit dem aus Langenselbold nach Erlensee zu pumpen, da dort ein Faulturm vorhanden ist. Das war aber leider nicht möglich. Der Klärschlamm hätte mit LKW dorthingebracht werden müssen, was nicht effizient gewesen wäre.“ Also entschloss sich die Gemeinde für das zweite Konzept – eine Umstellung der Kläranlage auf eine anaerobe Schlammstabilisierung.

Hiernach werden der Primär- und der Überschussschlamm energetisch genutzt und in Biogas umgewandelt. Das Gas wiederum kann durch ein Blockheizkraftwerk in elektrische Energie und Wärme umgewandelt und direkt für den Betrieb der Kläranlage genutzt werden.

Vorklärbecken muss neu gebaut werden

Für die Umstellung ist der Neubau eines Vorklärbeckens, einer Faulungsanlage inklusiver Nebenaggregate sowie eines Blockheizkraftwerkes zur Strom- und Wärmeerzeugung und eines Gasspeichers notwendig.

„Die Umstellung der Anlage ist viel effizienter und die ökologisch wertvollere Variante“, betont Schejna. „Zudem ist die Kläranlage Teil des Aktionsplanes ‘Klimakommune Hessen aktiv’, dem die Gemeinde beigetreten ist.“ In dessen Rahmen hat sich Rodenbach dazu verpflichtet, sich verstärkt für den Klimaschutz einzusetzen und Maßnahmen zu erstellen und zu verwirklichen. Der Beitrag zum Klimaschutz im Rahmen der Modernisierung wurde auch vom Bundesumweltministerium gewürdigt, das das Vorhaben in den nächsten vier Jahren mit Fördermitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative mit 500 000 Euro bezuschussen wird. Insgesamt sind Kosten in Höhe von 5,9 Millionen Euro für die Modernisierung der Kläranlage vorgesehen, Für das aktuelle Haushaltsjahr wurden 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Die planerische Umsetzung der Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen übernimmt das Ingenieurbüro Kocks Consult.

„Die Baugenehmigung liegt uns mittlerweile vor. Aktuell sind wir an der Erstellung des Leistungsverzeichnisses und werden Anfang des zweiten Quartals mit den Ausschreibungen beginnen.“, fasst Schejna abschließend den aktuellen Stand zusammen.

Weitere Infos

Im Jahr 1967 wurde die Kläranlage Rodenbach teilausgebaut und in den Jahren 1977 und 1981 erweitert. Der letzte Ausbau erfolgte zwischen den Jahren 1997 bis 2001 und kennzeichnet den aktuellen Stand der Anlage. (Von Patricia Reich)

Auch interessant

Kommentare