Klaus Schejna (SPD) leitet seit 20 Jahren die Geschicke in Rodenbach

„Die Heimatgemeinde jeden Tag ein bisschen besser machen“, ist eines der Anliegen, Ziele aber auch Errungenschaften und Motivation von Bürgermeister Klaus Schejna (SPD). Am Montag, 11. März 2002, titelte der HANAUER ANZEIGER „Rodenbach wird jetzt ‘Schejna-Town’“ – einen Tag nach der Bürgermeisterwahl, die der damals 33-Jährige mit 54,52 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 65,36 Prozent für sich entschied. Er löste damals Dr. Sascha Raabe ab. Am heutigen Freitag (9. September) vor genau 20 Jahren wurde er als Bürgermeister vereidigt. Er entschied auch die Wahl 2008 (91,78 Prozent), 2014 (70,18 Prozent) und 2020 (65,94 Prozent) für sich. Im Gespräch mit unserer Zeitung lässt er die zwei Jahrzehnte Revue passieren.

Rodenbach – Entspannt sitzt Schejna an seinem Schreibtisch im Rathaus. Notizen und Akten liegen auf dem großen und dennoch aufgeräumten Tisch. Gegenüberliegend an der Wand befindet sich ein Regal, auf dem sich allerlei Erinnerungen angesammelt haben. Viele davon von seiner Lieblingsmannschaft, der Eintracht Frankfurt. Darüber ein Foto von Kai Pfaffenbach, welches er für einen guten Zweck ersteigerte: Mario Götze, der 2014 das Siegestor für die deutsche Nationalmannschaft im WM-Finale gegen Argentinien schoss. „Und jetzt ist er bei uns, passt doch“, freut sich Schejna.
Im Rodenbacher Rathaus seit 1988
Doch so sehr sein Herz auch für die Eintracht schlägt, für sein Bürgermeisteramt schlägt es noch mehr. Nach dem Abitur 1988 war sein Platz stets im Rodenbacher Rathaus. Hier absolvierte er seine Ausbildung in der Verwaltung als Beamter im gehobenen Dienst. 1992 kehrte er nach seinem Wehrdienst mit einer Festanstellung ins Rathaus zurück. Im Jahr 2000 wurde Schejna Leiter des Ordnungsamtes, bis er 2002 zum Bürgermeister gewählt wurde. „Ich war ein kommunalpolitischer Neuling. Als ich mich für eine Kandidatur entschied, war mein sportlicher Ehrgeiz geweckt“, erinnert sich der frühere Handballspieler. „Ich war während des Wahlkampfes viel draußen, machte Haustürbesuche. Das war eine sehr angenehme Erfahrung.“ Obwohl er ein Neuling war, seien seine Verwaltungserfahrungen eine gute Grundlage für das Amt des Bürgermeisters gewesen. „Ich war voller Vorfreude und wollte es unbedingt. Dass ich gewählt wurde, war ein toller Erfolg.“
Thema Integration war schon immer wichtig
Der Bau des Kreisels zwischen Nieder- und Oberrodenbach war eines von Schejnas ersten Projekten. „Das war damals ein ‘Handschlaggeschäft’ mit dem Land und würde so heute nicht mehr funktionieren“, schwelgt er mit einem Lachen in Erinnerungen. „Es hieß, wir müssten es vorfinanzieren und ich sagte einfach ‘ja’.“ Eine gute Entscheidung, die viele zu würdigen wussten. Doch nicht nur die Zusammenführung der Ortsteile war ihm stets wichtig, sondern Integration generell.
Mit freudestrahlendem Gesicht merkt Schejna an, dass die Gemeinde während der Flüchtlingskrise es geschafft habe, 250 Menschen dezentral unterzubringen. „Da bin ich stolz drauf, denn so kann man Menschen in die Gemeinde integrieren. Das war genau das richtige, statt Container aufzustellen.“ Auch wenn, so gibt er zu, die Gemeinde damals an die Grenze der Belastbarkeit gekommen sei. So werde es auch mit den Flüchtlingen aus der Ukraine gehandhabt. „Ich bin da eher unkonventionell vorgegangen. Habe Leerstände ausfindig gemacht und die Besitzer direkt angeschrieben. Bisher sind alle Ukrainer in Rodenbach privat untergekommen.“
Arbeitspensum in der Verwaltung hat sich stark erhöht
Um die Mitarbeiter bei der Gemeinde zu halten, wird viel Wert auf eine gute Ausbildung und reizvolle Angebote wie Fortbildungen und ein Gesundheitstag mit Sportangeboten gelegt. „Das höchste Gut der Gemeinde sind die Mitarbeiter“, betont Schejna. Das Arbeitspensum habe sich im Laufe der Jahre erhöht. „Es gibt zu viele Fördertöpfe auf verschiedenen Ebenen. Es ist Wahnsinn, was die Verwaltung leisten muss. Das verurteile ich. Die Hürden werden viel zu hoch gesetzt, das könnte man anders regeln.“ Ein Aufwand, der von außen kaum wahrgenommen werde und Grund für manch langwierige Umsetzung von Projekten sei. „Das Misstrauen vom Land ist immens. Es sollte die Kommunen einfach mit Geld ausstatten. Wir gehen vertrauensvoll mit den Geldern um“, sagt der 54-Jährige nachdrücklich.
Kein Bau ohne Förderung
Stabile Finanzen, so sagte Schejna es bereits 2002 und sieht es bis heute noch so, seien ihm enorm wichtig. Trotz sportlicher Hobbys wie Skifahren und Tennis gehe es ihm nicht um „höher, schneller, weiter“. „Jede Investition soll nachhaltig sein und es muss alles gut finanziert werden. Sparen in guten Zeiten und Haben in der Not. Damit sind wir bisher durch jede Krise gut durchgekommen.“
Tatsächlich kann Rodenbach auf einen soliden Haushalt blicken. Die Zauberformel: „Kein Bau ohne Förderung.“ Doch die Coronakrise und die aktuelle Wirtschaftskrise mache es immer schwieriger. „Was macht man trotz guter Rücklagen?“, ist eine Frage, die ihn derzeit sehr beschäftigt. Ein Grund, weshalb Projekte wir die Robbe mit Bedacht angegangen werden.
Coronakrise hat Schejna auch persönlich sehr mitgenommen
Die Coronakrise hat den Bürgermeister auch persönlich sehr mitgenommen. Seine schönsten Erinnerungen sind Begegnungen mit Menschen. Ob bei Seniorenfahrten, Veranstaltungen bei Vereinen und ihren Festen, auf Geburtstagen, auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Dämmerschoppen. Vor allem die 990-Jahr-Feier „war einfach schön“. Schmunzelnd erinnert er sich, wie er damals vom Regen durchnässt auf der Bühne stand. „Corona war eine Ausnahmesituation. Zwei Jahre eingesperrt zu sein ohne Kontakte und Veranstaltungen, hat die Arbeit sehr erschwert.“ Es gehöre zur täglichen Arbeit dazu, Kontakt zu halten, nach draußen zu gehen und zu wissen, was vor Ort los ist. „Das tägliche Feedback hat gefehlt.“ Auch die Wahl 2020 sei skurril gewesen. „Ein Wahlkampf nur per Videobotschaften über die sozialen Medien“, erinnert er sich. Das einzig Gute an der Pandemie seien die fortschreitende Digitalisierung und die Einführung von Homeoffice.
Dankbarkeit und Demut
Auch nach 20 Jahren sei er nicht in Rodenbach auf der Flucht, sondern gehe gerne zum Bäcker. „Die Leute wissen, sie können mich jederzeit ansprechen.“ Wenn er an die 20 Jahre im Amt denkt, komme Dankbarkeit und Demut auf. „Ich bin als Bürgermeister Problemlöser und Manager und mache den Job nicht für mich, sondern für die Gemeinde und mache ihn sehr gerne.“ Vor allem die Vielfalt der Aufgaben und gefordert zu werden, mag er besonders an seinem Beruf. „Doch die schönste Sache ist, wenn man Menschen helfen kann.“
Zu den Veränderungen im Laufe der Jahre gehört auch die „Infoflut auf allen Kanälen. Es ist Fluch und Segen zugleich.“ Vor allem in den sozialen Netzwerken gebe es viel gefährliches Halbwissen. „Die Pauschalisierung von außen finde ich schade. Ich bin zugänglich und kann zuhören und bin einer, der nach bestem Wissen und Gewissen entscheidet, auch wenn es manchem nicht passt.“

Immer authentisch bleiben
Nahegegangen sei ihm vor allem der Großbrand bei De Nora und der Dachbrand vor einem Jahr. „Das war für mich sehr emotional. Ich habe größten Respekt vor unserer Feuerwehr, die Hand in Hand arbeitet.“ Eine gute Zusammenarbeit gebe es auch zwischen ihm und der Gemeindevertretung. „Es gibt natürlich Meinungsunterschiede und Diskussionen. Doch bei Themen, die wichtig für die Gemeinde sind, da zieht man an einem Strang. Kommunalpolitik hat keine Farbe.“ Wichtig sei es, dass man auch bei ernsten Themen den Humor nicht verliert. „Mir ist es wichtig, weiterhin authentisch zu sein. Ich kann jeden Morgen in den Spiegel schauen und sagen ‘ich bin einfach der Klaus’. Große Stütze und von Anfang an an seiner Seite ist seine Frau Monika. „Sie ermöglicht es mir, den Job auszuüben, so wie ich es tue. Dafür bin ich ihr unheimlich dankbar.“
Vier Jahre Amtszeit liegen noch vor ihm. Und wer weiß, vielleicht entschließt er sich bei einem seiner Spaziergänge durch den Rodenbacher Wald für eine erneute Kandidatur. Ausgeschlossen ist es nicht. „Ich sage niemals nie.“ (Von Patricia Reich)
Bürgermeister Schejna kommentiert Rodenbacher Themen und Projekte, die ihn in all den Jahren begleitet haben
Im Laufe der 20 Jahre sind es viele Projekte und Themen, die Bürgermeister Klaus Schejna beschäftigten, begleiteten und die vollendet wurden.
„Herzensangelegenheit“ Dorferneuerung: „Wurde mit viel bürgerlichem Engagement umgesetzt. Der Schützenhof wird nach all den Jahren noch immer sehr gut angenommen und ist mein zweites Wohnzimmer. Und der Dorfplatz in Oberrodenbach ist eine wahre Festmeile.“
„Leuchtturm“ Medientreff: „Der Medientreff ist mehr als eine Bildungsstätte, er ist auch Ort der Integration und ein Treffpunkt.“
Baugebiet Adolf-Reichwein-Straße: „Der Zuzug von jungen Familien hat in den letzten fünf bis sechs Jahren zugenommen. Diese demografische Entwicklung tut Rodenbach gut und das Neubaugebiet war die absolut richtige Entscheidung, bei der alle politischen Fraktionen an einem Strang gezogen haben.“
Sozialer Wohnungsbau Alzenauer Straße: „Das ist für kleine Gemeinden nicht selbstverständlich. Die Sanierung der Häuser konnte sogar mit 3,8 statt 3.9 Millionen abgeschlossen werden.“
Modernisierung/Umbau Rathaus: „Mit 1,18 Million statt mit 1,2 Millionen abgeschlossen. Kein Bau ohne Förderung!“
„Daueraufgabe“ Kitaausbau/Kinderbetreuung: „Wir sind eine familienfreundliche Gemeinde mit der Tagespflege als eine wichtige Säule. In unseren Kitas herrscht ein gutes Arbeitsklima, sodass wir die Stellen immer besetzt bekommen. Doch wir brauchen Geld vom Land, um in Zukunft alles stemmen zu können.“
Rodenbacher Begegnungsstätte Robbe: „Braucht Rodenbach, keine Frage. Nun bedarf es an Fördergeldern, um weiterzumachen. Das dauert Zeit. Danach schwebt mir ein Umbau der Schule vor.“
Spielplatzentwicklungskonzept: „Damit Familien sich wohlfühlen, müssen Begegnungsorte ausgebaut werden. Solch ein Konzept kommt in einer Gemeinde in unserer Größenordnung nicht oft vor.“
Umwelt/Naturschutz/Nachhaltigkeit: „Wir haben das Logo ‘Natürlich Rodenbach’ entwickelt und das leben wir auch. Beste Beispiele sind die Faire-Kita-Auszeichnung, das Umweltfest und die Auszeichnung als Fair-Trade-Gemeinde.“
„Dauerthema“ Waldgestaltung: „Wir beschäftigen uns intensiv mit unserem Wald, haben die Nutzung fünf Jahre unterbrochen und gehen jetzt in die private Beförsterung.“
E-Ladestationen: „Wir sind die erste Gemeinde, die flächendeckend E-Ladestationen anbieten wird.“
Energiemanagement: „Schon vor Jahren haben wir begonnen, Überlegungen zum Energiesparen aufzustellen und umzusetzen. Wie jede Krise werden wir auch diese annehmen und unseren Teil dazu beitragen.“
Zentrales Feuerwehrgerätehaus: „Da geht die Planung weiter und es ist längst überfällig. Unsere Feuerwehr sind die Profis im Ehrenamt.“
Bahnausbau: „Beschäftigt mich von Anfang an. Nun haben wir die Chance, ihn barrierefrei zu gestalten. Ein Dauerthema, dass man nicht selbst in der Hand hat, doch die Planungen scheinen voranzugehen.“ (par)