Der Rodenbacher Joscha Friedrich und Freundin Xenia Buchmüller sind mittlerweile in Saudi Arabien angekommen

Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das der Rodenbacher Joscha Friedrich und seine Freundin Xenia Buchmüller im letzten Spätsommer begonnen haben. Sie haben sich eine Auszeit genommen und sind seitdem mit dem Rad unterwegs. Das Ziel: Phuket. Die genaue Route und die Dauer lassen sie bewusst offen. Während ihrer Reise, die sie unter das Motto „Pedals for Paws“ gestellt haben, möchten sie Spenden für den Tierschutz sammeln.
Rodenbach/Berlin – Genauer für die thailändische Soi Dog Foundation in Phuket, die sich für Straßenhunde und -katzen einsetzt. Mit einer mobilen Tierklinik wollen die beiden Abenteurer die Organisation unterstützen. Bereits kurz nach ihrem Start in Berlin hatte unsere Zeitung über das Vorhaben berichtet. Nun haben wir erneut bei den beiden per E-Mail nachgefragt, was in der Zwischenzeit passiert ist.
„Seit unserem letzten Gespräch in Ungarn sind wir mit dem Fahrrad weiter durch Serbien, den Kosovo, Nord-Mazedonien, Bulgarien, von dort nach Istanbul, Jordanien und nun vom Norden Saudi-Arabiens bis in die Bergregion Taifs in Süd-West Saudi-Arabien gefahren, über 4000 Kilometer“, fasst Friedrich die bereits zurückgelegte Strecke zusammen. Erst kürzlich haben die beiden den höchsten Punkt ihrer Reise erklommen und sind von Jeddah, der Stadt am Roten Meer, auf über 2200 Höhenmeter gefahren.
Ende November hatten Friedrich und Buchmüller eine Pause in Istanbul eingelegt. „Nachdem wir durch die bergige Grenzregion zwischen Bulgarien und der Türkei gefahren waren und den Stadtautobahn-Wahnsinn in Istanbul gut überstanden hatten, gönnten wir uns einen tollen Aufenthalt, länger als geplant“, berichten die Abenteurer. Über die Plattform Warm Showers, einem Netzwerk für Radfahrer, fanden sie eine Unterkunft. Die Gastgeberin gab ihnen „einen Einblick in die aktuelle Situation der Türkei und die Perspektiven von jungen Türken“. Während des dreiwöchigen Aufenthalts besuchte Joschas Mutter die beiden in Istanbul. Die Zeit wurde genutzt, um die nächste Etappe der Reise vorzubereiten. „Eigentlich war geplant, die Grenze zum Iran zu überqueren. Die Vorkommnisse dort und die Wetterbedingungen haben uns dazu bewogen, den Plan zu ändern“, berichtet Friedrich.
So ging es Mitte Dezember mit dem Flugzeug nach Amman in Jordanien, wo sie ein für sich völlig neues Land entdeckten, im Toten Meer schwammen und die antike Felsenstadt Petra erkundeten.

Doch dann kam ein Tiefschlag: „Weihnachten und Silvester verbrachten wir alleine, krank im Bett in Jordanien. Es war die härteste Zeit auf unserer ganzen Reise, weil wir keine Aussicht auf Besserung sahen und in dieser Zeit unsere Familien wirklich vermissten.“ Durch verunreinigtes Essen hatten sich beide eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Friedrich erholte sich schnell, aber der Zustand seiner Freundin verschlechterte sich. Als nach zwei Wochen, in der sie unter anderem auch im Krankenhaus behandelt wurde, keine Besserung eintrat, lagerten sie ihre Räder und die Ausrüstung in Aqaba ein und flogen zur Genesung nach Deutschland. „Was sich anfangs wie ein riesiger Rückschlag anfühlte, da wir uns in kürzester Zeit wieder an unserem Ausgangsort befanden, stellte sich im Nachhinein als tolle Möglichkeit heraus. Wir konnten die Fülle an Erlebnissen reflektieren und die Zeit zu Hause mit der Familie und besonders der einjährigen Nichte sowie der 95-jährigen Großmutter genießen.“
Beeindruckt von der Gastfreundschaft
Viele Begegnungen und Erlebnisse ihrer Reise sind in den Erinnerungen haften geblieben. „Die Gastfreundschaft der Serben hat uns sehr positiv überrascht“, nennen sie ein Beispiel und erzählen von Suzana aus dem Norden Belgrads, bei der sie im Garten campen durften, oder Milo, der sie auf dem Donauradweg abfing und in sein Ferienhaus einlud, „welches Abends aufgrund des Jaulens der umgebenden Schakale eine besondere Atmosphäre bot“. In Bulgarien, in dem kleinen Dorf Draganovtsi, verweilten sie zwei Wochen im Tierheim Everydaystray, das Hunden ein neues Zuhause bietet. „Die bedingungslose Liebe, die sie geben, überrascht und berührt uns zutiefst mit dem Wissen um ihre Schicksale“, schreiben sie. „Uns brachte dieser Aufenthalt nicht nur dem Kernziel von ‘Pedal for Paws’ näher, sondern ließ uns mit der Gewissheit zurück, dass wir nicht das letzte Mal diesen Ort besuchen werden.“

Eine „neue und intensive Erfahrung“ bot sich Friedrich und Buchmüller, als sie im Februar die Grenze zu Saudi Arabien überquerten. „Noch nie zuvor haben wir so häufig Einladungen und Geschenke am Straßenrand bekommen.“ So kam es auch, als sie jemanden um Hilfe bei der Zeltplatzsuche baten, dass dieser sich als Scheich der Region entpuppte. „Kurze Zeit später wurden wir in einem riesigen, pompösen Festsaal fotografiert, saftige Datteln, Kaffee und Tee wurden serviert und später wurden wir mit einem Festmahl beglückt. Saudi-Arabien bietet so viele Überraschungen“, schwärmen sie.
Außergewöhnliche Zeltplätze
Dabei war es nicht der einzige außergewöhnliche Zeltplatz, auf dem sie genächtigt haben. Sie campierten auch auf dem Dach eines geschlossenen Hotels mit Blick auf das Tote Meer, auf einer Palmplantage einer pakistanisch-jordanischen Familie, in einer Moschee am Roten Meer, auf einem einsamen Strand in Saudi-Arabien. „All diese Momente wurden durch Treffen mit Einheimischen ermöglicht.“ Generell war das Zelten „eine ganz tolle Möglichkeit für uns, Privatsphäre und totale Freiheit miteinander zu verbinden“.
Doch aufgrund des engen Zusammenseins und der körperlichen Strapazen krachte es auch schon mal zwischen den beiden. „Wir kommen die meiste Zeit sehr gut miteinander aus, und es macht Spaß, die Welt gemeinsam zu entdecken. Diese Reise ist aber auch für uns eine Berg-und Talfahrt“. Es werde über Belanglosigkeiten gestritten und zugleich lernten sie, viel über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, die gegenseitige Kommunikation zu hinterfragen und zu verbessern. „Zugleich erweitert sich unser Blick auf diese Reise. Wir fahren nicht den schnellsten Weg und haben gelernt, uns noch mehr treiben zu lassen. Wir haben ein gewisses Urvertrauen aufgebaut, bei jeglichen Herausforderungen eine Lösung zu finden.“ Knapp über 7500 Dollar an Spenden haben sie bereits sammeln können.

Besonders freuen die beiden Abenteurer sich auf die Länder des Kaukasus wie Usbekistan, Tajikistan und Kirgistan, „da wir die Landschaft und Weite sowie die Kultur spannend finden“. Doch zunächst geht es Richtung jemenitische Grenze und dann in den Oman. Gerne würden sie auch nochmals die Türkei, Georgien und den Kaukasus sehen. „Da sich Pläne ändern, bleiben wir jedoch flexibel.“
Die Frage, wie lange sie noch unterwegs sein werden, stellen sie sich nicht. „Noch ein Jahr oder länger kann es durchaus dauern.“ Ihr Ziel sei „den Zufälligkeiten des Lebens durch Zeit Raum geben“.
Derweil bleibe der Kontakt zu Soi Dog weiter bestehen. Auf ihrem Weg nach Thailand wollen Buchmüller und Friedrich andere Organisationen und Tierheime besuchen, „um deren Realität und Probleme noch besser zu verstehen. Ihre Reise kann auf einer eigens eingerichteten Homepage verfolgt werden. (Von Patricia Reich)