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Die evangelische Kirche lässt bei ihren Kirchturmführungen Geschichte wieder aufleben

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Spektakulärer Ausblick: Vom Kirchturm aus lässt sich bis in den Taunus und nach Frankfurt schauen.
Spektakulärer Ausblick: Vom Kirchturm aus lässt sich bis in den Taunus und nach Frankfurt schauen. © Matthias Grünewald

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, heißt es in einem Lied. Ganz so weit ging es für die Besucher der Kirchturmführung der evangelischen Kirche nicht hinauf. Doch auch hier hatte man einen weiten Blick über den Ort und die Landschaft.

Rodenbach – Bereits vor über zehn Jahren wurde in der evangelischen Gemeinde in Rodenbach die Idee zu solchen Führungen geboren. Immer zu Kirchenfesten wie Weihnachten oder Erntedankfest hatten die Besucher Gelegenheit, einen Blick aus luftiger Höhe zu riskieren. „Dabei wurde der Wunsch geäußert, dies zu weiteren Gelegenheiten anzubieten“, erzählt Kirchturmführer Matthias Brück. „Auch weil aufgrund der Enge nur höchstens zehn Personen den Weg bis in die Kirchturmspitze gehen können.“ Und so gibt es nun mehrmals im Jahr die Möglichkeit, den Kirchturm über die gewundene Stein- und Holztreppe zu erklimmen.

Die drei Glocken wiegen 1000 Kilogramm und wurden von den Amerikanern in den Turm gebracht.
Die drei Glocken wiegen 1000 Kilogramm und wurden von den Amerikanern in den Turm gebracht. © Matthias Grünewald

Schon nach wenigen Stufen wird es spektakulär. Denn hinter der alten Orgel, einer Syer Orgel aus Niederflorstadt, führen schmale Treppenstufen in ein kleines Kirchturmmuseum. Alte Orgelpfeifen, Überbleibsel verschiedener Renovierungen sind hier zu sehen, aber auch der alte Wetterhahn, der nach dem Krieg von Alliierten gerne als Zielscheibe genutzt wurde. Einschusslöcher erzählen noch heute von dieser Zeit. Eine alte Truhe regt die Fantasie der Besucher an: „Ist da der Kirchenschatz drin?“, fragt jemand. Die schnelle Überprüfung enttäuscht allerdings. Nur gähnende Leere.

Alte Architekturzeichnungen an den Wänden erzählen von den Plänen der frühen Baumeister. Immerhin wurde die Kirche bereits im 18. Jahrhundert errichtet. Weiter geht es dann durch den Turm in die Glockenstube. Drei große Glocken, mit bis zu rund 1000 Kilo Gewicht, tun hier ihren Dienst. „Früher wurden sie mit einem Seilzug bedient“, sagt Brück, heute allerdings mit einem elektrischen Schlagwerk. Auch hier gibt es einen kleinen Einblick in die Zeitgeschichte. Die ursprünglichen Glocken wurden 1941 im Zug der Kriegswirren eingeschmolzen. Das heutige Geläut haben Pioniere der Amerikaner 1950 auf den Turm gebracht, erzählt Brück. Und dann, unzählige Stufen später, hat die Gruppe den höchsten Punkt des Turms erreicht.

Bis zu zehn Personen können bei den mehrmals im Jahr stattfindenden Führungen die Aussicht genießen.
Bis zu zehn Personen können bei den mehrmals im Jahr stattfindenden Führungen die Aussicht genießen. © Matthias Grünewald

„Wir sind jetzt 45 Meter hoch“, sagt Brück und öffnet dabei die Fensterklappen im Turm. Der Lohn für den Aufstieg: Ein nahezu perfekter Rundumblick. Im Norden sind die Höhenzüge des Taunus zu erkennen, im Westen die Hochhäuser des nahen Frankfurt. Am überraschendsten aber ist der Blick in den alten Ortskern, der dem Betrachter hier zu Füßen liegt. Die Innenhöfe der alten Bauernhöfe, die Wehrmauer, die den Ort umschließt, erzählen vom Leben der Menschen in Rodenbach aus der Vogelperspektive.

Infos zu weiteren Führungen gibt es im Pfarrbüro oder unter www.ekro.de. Im Juli ist auch eine Veranstaltung der Rückinger Kantorei geplant. Bei Musik und Wein kann man dann die alte Orgel hören. (Von Matthias Grünewald)

Schmale Treppen mit vielen Stufen müssen erklommen werden, offenbaren aber auf dem Weg einige Schätze.
Schmale Treppen mit vielen Stufen müssen erklommen werden, offenbaren aber auf dem Weg einige Schätze. © Matthias Grünewald

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