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Pfarrer Heinrich Schwarz verabschiedet sich nach 28 Jahren Dienst für die evangelische Kirchengemeinde Rodenbach in den Ruhestand

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Bereit für einen neuen Lebensabschnitt: Heinrich Schwarz hat 28 Jahre lang die Gemeinde Rodenbach als Pfarrer und den Kreis als Notfallseelsorger geprägt. Nun verabschiedet er sich vorzeitig in den Ruhestand, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Bereit für einen neuen Lebensabschnitt: Heinrich Schwarz hat 28 Jahre lang die Gemeinde Rodenbach als Pfarrer und den Kreis als Notfallseelsorger geprägt. Nun verabschiedet er sich vorzeitig in den Ruhestand, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. © Ulrike Pongratz

„Es war mir immer ganz wichtig, Kontakt zu den Menschen zu halten und sie zu begleiten“, sagt Pfarrer Heinrich Schwarz. Von zentraler Bedeutung sind dabei Taufe, Trauung und Beerdigung, aber nicht nur. Gemeindepfarrer zu sein, das war seine Berufung und Lebensaufgabe. Dass er sich nach dem Abitur nicht für Wirtschaftswissenschaften, sondern für das Theologiestudium in Bethel, Göttingen und Marburg entschieden hat, das stand nie infrage.

Rodenbach – Im Kirchentreff blickt Pfarrer Schwarz auf insgesamt 28 Jahre Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Rodenbach zurück. Nach fast drei Jahrzehnten fällt der Abschied allen nicht ganz leicht.

Gleichwohl hat Pfarrer Schwarz sich kurzfristig entschieden, ein wenig früher als vorgesehen, mit 62 Jahren, sich aus dem aktiven Pfarrdienst zurückzuziehen.

Entscheidung fiel am Heiligen Abend

Letztes Jahr am Heiligen Abend, als er – wie üblich eigentlich – das gemeinsame Familienessen und die Bescherung nicht zu Hause erleben konnte, da wusste er: So ein Weihnachten möchte er nicht noch einmal erfahren. „Ich freue mich auf die Zeit mit meinen vier Enkeln“, sagt der Pfarrer und Opa deshalb.

Den Plan für die Zukunft hat bereits eine der Enkelinnen mit einem Foto aufgezeigt, die im Liegestuhl unter dem Schirm am Strand die Sonne genießt. Muse haben, Dinge auf sich zukommen lassen, mehr Raum und Zeit für die Familie, das steht nach 37 Dienstjahren im Vordergrund.

Rodenbach war die zweite Pfarrstelle von Schwarz

Als Heinrich Schwarz am 1. August 1994 in seinen Dienst im Pfarramt I in Rodenbach eingeführt wurde, da war dies seine zweite Pfarrstelle. Sieben Jahre lang, von 1987 bis 1994, hatte er nach dem Vikariat in Kassel die Pfarrstelle in Borken inne. Dort, so erinnert sich Schwarz, machte er bereits nach 14 Tagen Erfahrung mit ganz neuen Aufgaben im Pfarramt. Eine kleine Kirche im Ortsteil Pfaffenhausen wurde saniert und so musste der Pfarrer bei einem Ortstermin mit den Architekten entscheiden, ob die Ortgänge aus Blech oder Schiefer zu bestellen seien. „Man wächst da ´rein. Und man lernt, Leute zu fragen, die Ahnung haben“, meint er heute. Dass er es in Rodenbach mit Schwamm im Dachstuhl der Kirche und einer langwierigen Sanierung zu tun haben würde, das konnte er 1987 noch nicht ahnen.

Schweres Unglück in Borken führte ihn zur Katastrophenhilfe und Trauerbegleitung

Kurz nachdem Schwarz den Dienst als Pfarrer in Borken aufgenommen hat, wurde die Gemeinde durch ein schweres Grubenunglück erschüttert, 51 Bergleute kamen dabei ums Leben. „Damals habe ich erfahren, wie wichtig es ist, auf Katastrophen reagieren und die Menschen persönlich begleiten zu können“, so Schwarz. Er engagierte sich deshalb mit großem Einsatz in einem Projekt der Trauerbegleitung und Katastrophenhilfe für die Angehörigen und Kollegen der Toten, das auch wissenschaftlich begleitet wurde.

Strukturen für Polizeinotfallseelsorge im Kreis aufgebaut

Mit diesen Erfahrungen hatte der Pfarrer für die Anfrage des Hanauer Stadtbrandinspektors, eine Notfallseelsorge ins Leben zu rufen, sofort ein offenes Ohr. Heinrich Schwarz baute ab 1999 im Main-Kinzig-Kreis die Strukturen der Polizeinotfallseelsorge auf und organisierte die Aus- und Weiterbildung. „Es ist eine sehr befriedigende und sinnvolle Arbeit“, sagt Schwarz zu seinem Engagement, für das er von 2006 bis 2018 eine halbe Pfarrstelle zur Verfügung hatte.

Als Gemeindepfarrer mit halber Stelle lag ihm besonders die Diakoniestation Rodenbach am Herzen, die er lange Zeit als geschäftsführender Pfarrer leitete.

Inzwischen hat ein Geschäftsführer die Geschicke der Einrichtung übernommen. „Das lässt sich heute nicht mehr nebenbei erledigen“, sagt Schwarz. „Mein Bestreben war es immer, das anzubieten, was die Menschen brauchen. Fair und auf hohem Niveau und so wie wir uns vorstellen, wie Pflege und Beratung sein sollten. Die Pflege von Kranken und Alten gehört zum christlichen Profil seit der Urgemeinde.“

Die Diakonie hat in Rodenbach eine lange Tradition, bereits 1917 war eine Gemeindeschwester im Auftrag der Kirchengemeinde tätig. Pfarrer und Kirchenvorstand zogen in puncto Diakoniestation am gleichen Strang und waren sich weitgehend einig. „Wir haben eine Diakonie, das ist uns wichtig. In vielen Gesprächen gaben die Menschen überaus positive Rückmeldungen.“

Nach seiner Verabschiedung am Sonntag beginnt für Heinrich Schwarz ein neuer Lebensabschnitt. Er wird weiterhin in der Region bleiben, die ihm als gebürtigen Langenselbolder von Kindheit an vertraut ist und die er nun als Opa mit seinen Enkeln neu entdecken kann. „Als Großeltern werden wir eine andere Balance finden.“ (Von Ulrike Pongratz)

Gottesdienst zum Abschied

Am Sonntag, 8. Mai, um 14 Uhr wird Pfarrer Heinrich Schwarz durch Dekan Dr. Martin Lückhoff verabschiedet. Damit möglichst viele Menschen teilnehmen können, wird der Gottesdienst auf dem Platz vor der Kirche gefeiert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. (upo)

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